Pfr. Martin Dubberke
Gebetswoche 2025 | Bild: Martin Dubberke ©

Glaubst Du das?

Liebe Geschwister, heute wird uns die Frage gestellt: „Glaubst Du das?“ Glaubst Du das, was Jesus gesagt hat?

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?

Marta bekennt sich zu Jesus Christus, dass er der Sohn Gottes ist, der in die Welt gekommen ist.

Schon allein zu glauben, dass es da diesen Jesus Christus gibt, der der Sohn Gottes sein soll, der da vor einem steht, ist schon irgendwie irre. Also, wenn man das mit den Augen von heute betrachtet.

Ich stelle mir manchmal die Frage, was wohl wäre, wenn heute Jesus vor jemandem stünde und ihm die Frage stellen würde: Glaubst Du das? Glaubst Du, dass ich der Sohn Gottes bin, der in die Welt gekommen ist?

Das Gesicht würde ich gerne sehen. Wahrscheinlich würde ihm sein Gegenüber einen Vogel zeigen und denken, dass er nicht ganz rund laufen würde.

Und damit stellt sich mir die Frage, ob wir heute überhaupt noch Jesus Christus als Jesus Christus erkennen würden, wenn er vor uns stünde.

Und wir können ja in dieser Geschichte mit den beiden Schwestern und dem Lazarus noch eines obendrauf setzen. Sie sollen nämlich auch noch glauben, dass Jesus Tote wieder zum Leben erweckt. Aus heutiger Sicht betrachtet, stellt sich doch wirklich die Frage, wer soetwas Fantastisches wirklich glauben möchte oder gar kann? Und ich meine, einige Verse später tritt Jesus auch noch den Beweis an. Er lässt den Stein vom Grab wegnehmen und sagt laut zum toten Lazarus:

Lazarus, komm heraus!

Und Lazarus kommt heraus. Kaum zu glauben, aber wahr. Lazarus steht auf und kommt aus seinem Grab heraus.

Auch ich stehe regelmäßig vor Gräbern. Und in unserer Liturgie sagen wir dann am Grab:

25 Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Johannes 11,25-26

Allerdings fehlt die Frage: Glaubst Du das?

Am Grab ist es ein Wort des Trostes und weniger die Frage nach dem Glaubensbekenntnis. Aber es kann nur zum Trost werden, wenn es auch geglaubt wird. Ja, ich glaube, dass es dieses ewige Leben gibt.

Die Auferweckung des toten Lazarus und die vielen anderen Wunder sind eine Herausforderung an uns so rationale Menschen der Gegenwart, obwohl, wenn ich mir anschaue, was manche Menschen in der Politik oder auch in unserer Gesellschaft als Tatsachen glauben, obwohl es keine Beweise dafür gibt, wundert mich eigentlich gar nichts mehr. Oder anders gesprochen: Wundert es mich, dass nicht mehr Menschen die Frage Jesu „Glaubst Du das?“ mit Ja beantworten.

Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und ich glaube auch, dass er Tote auferwecken konnte und ich glaube auch, dass er gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Ich glaube, dass durch den Glauben an Jesus Christus das ewige Leben möglich wird. Ich glaube das einfach. Und ich glaube das seit meinem sechsten Lebensjahr.

Damals wurde ich eingeschult und bekam ein Unterrichtsfach, unter dem ich mir so gar nichts vorstellen konnte: Religionsunterricht. Und ich hatte dort einen älteren Lehrer. Naja, als er mein Lehrer wurde, war er so alt, wie ich heute bin. Aber er wirkte auch mich so viel älter als ich selbst es heute bin. Und er erzählte uns all diese Geschichten und er trug immer einen grauen Anzug mit exakter Bügelfalte. Vielleicht habe ich mich auch deshalb heute für den grauen Anzug unter meinem Talar entschieden.

Diese Geschichten, die er von Jesus erzählt hat, haben mich vom ersten Moment an fasziniert. Und ich erinnere mich noch als sei es heute. Ich saß mit meinem Schulkameraden Bernd in der Buddelkiste unseres Wohnblocks am Kurfürstendamm und er stellte mir die Frage, ob ich das glauben würde, was Herr Pelzer – also unser Religionslehrer – erzählen würde. Ich hatte damals eine so einfache Antwort auf diese Frage, die auch heute noch für mich gilt:

Diese Geschichten sind so unwahrscheinlich, dass sie wahr sein müssen.

Diese Erkenntnis ist genau das, was dem „credo quia absurdum es“ – „Ich glaube, weil es absurd ist“ entspricht. Dieser Satz wird Tertullian zugeschrieben. Und Tertullian hat so ungefähr zwischen 155 bis 240 n. Chr. gelebt.

Rückblickend könnte ich heute sagen, dass sich schon damals gezeigt hat, dass alle Versuche, einen anderen Beruf zu erlernen, zum Scheitern verurteilt waren. Der Theologe und Pfarrer war gewissermaßen vorgezeichnet – wenn ich das mal ein wenig selbstironisch anmerken darf.

Am Beispiel meines Religionslehrers wird mir etwas ganz wichtiges deutlich: Er war authentisch. Er hat keine Zweifel gesät. Er hat den Glauben nicht in Frage gestellt, sondern hat die Geschichten von Jesus einfach mitreißend erzählt und dann erklärt, was das für uns bedeutet, was wir daraus lernen können. Für uns, die wir damals noch die Märchen der Gebrüder Grimm gewohnt waren, fiel der Same, den Herr Pelzer ausstreute auf fruchtbaren und fruchtbringenden Boden.

Und es wird für mich etwas Zweites daran deutlich: Wir glauben doch heute das, was wir glauben, weil es die Menschen vor uns geglaubt haben, weil Menschen, die vor uns gelebt und geglaubt haben, glaubhaft und authentisch diesen Glauben an uns weitergegeben haben, weil sie in gelebt und erzählt haben.

Und damit komme ich zum entscheidenden Punkt der Geschichte: Die Frage Jesu „Glaubst Du das?“ erwartet eine Antwort. Marta antwortet mit einem Ja und dieses Ja hat Konsequenzen. Dieses Ja ist ein Ja zum Leben. Und dieses Ja bedeutet auch, diesen Glauben zu leben und ihn an dieser Welt zu zeigen, kein Geheimnis daraus zu machen und zu diesem Glauben einzuladen mit diesem Glauben anzustecken. Lasst uns also mit unserem Glauben im wahrsten Sinne des Wortes ansteckend sein. Und Ihr werdet dann erleben, wie sich diese Welt verändern wird, weil dann mit einem Male der Liebe Raum gegeben wird, der Liebe, mit der uns Jesus Christus begegnet ist.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

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