Liebe Geschwister, stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. (Römer 12,2)
Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.
Römer 12,1
Das sage nicht ich, sondern Paulus seinen Römern. Doch was Paulus seinen Römern gesagt hat, gilt auch uns, die wir heute leben.
Es geht um die immerwährende Erneuerung unseres Sinnes und die Frage nach dem, was Gottes Wille ist, nach dem, was gut und wohlgefällig ist.
Wir leben gerade in Zeiten, in denen ich immer wieder das Gefühl habe, dass auf den Kopf gestellt wird, was gut und wohlgefällig ist, in denen es darum geht, was der Masse wohlgefällt oder wohl gefallen könnte.
Da will sich ein angehender Präsident der USA Grönland und Kanada einverleiben und am auch noch den Panamakanal. Dabei droht gemäß der Maxime: „Und bist Du nicht willig, so gebrauch ich Militär!“ Leben wir in einer verkehrten Welt?
Oder das Thema Remigration. Gestern auf dem Parteitag der AfD spricht die Kanzlerkandidatin dieser Partei offen das Wort Remigration aus und fordert diese. Und eine Landtagsabgeordnete dieser Partei forderte sogar kürzlich Gen-Tests zur Feststellung der Abstammung.
Was soll dabei herausgekommen? Dass wir die Hälfte der Menschen aus Deutschland remigrieren? Also, ich habe mal so einen Gentest gemacht. Danach stamme ich zu 43% aus Osteuropa mit einem hohen russischen Anteil, zu 42% aus deutschsprachigen Regionen Europas, dann kommen noch ein paar Prozente Dänemark, Baltische Staaten, Schweden und Aschkenasische Juden.
Was bin ich? Bin ich ein echter Deutscher? Mein Genpool führt im besten Sinne des Wortes die Bezeichnung „biodeutsch“ ad absurdum. Wohin wollen die mich remigrieren?
In meinen Genen spiegelt sich unsere Geschichte wider. Da ist die Familie meiner Mutter, die aus Ostpreußen kommt, was heute Russisch ist. Da spiegelt sich die Familie meines Vaters wider, die vor 150 Jahren aus Rügenwalde nach Berlin gekommen ist. Ja, meine Familie kommt aus der Stadt mit der Teewurst, während der andere Teil meiner Familie aus der Region mit dem Tilsiter Käse kommt. Heute ist das Polen und Rügenwalde heißt heute Darłowo. Rügenwalde war eine alte Hansestadt. Handel und Wandel mit dem ganzen Ostseeraum und darüber hinaus. Ostpreußen Handel und Wandel mit dem ganzen Ostseeraum. All das findet sich in meinen Genen. In ihnen spiegelt sich das Zusammenleben und das Zusammenkommen von Menschen aus hunderten von Jahren aus den unterschiedlichsten Regionen.
Wir sind von Gott unserem Vater geschaffen und deshalb alle miteinander Geschwister. Wir sind, weil wir das miteinander glauben und bekennen allesamt miteinander verwandt, egal was wir sind und woher wir kommen.
Wir leben in einer Zeit, in der man Werte als Werte definiert, die unsere christlichen Werte und damit den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zerstören. Das geschieht von beiden politischen Rändern aus und strahlt bis in die Mitte hinein. Unserer Welt, unsere Land, und wenn ich mir die Wahlprognosen anschaue, scheint der Kompass verloren gegangen zu sein. Oder wir sind in ein Gravitationsfeld geraten, das die Kompassnadel irritiert und uns herumirren lässt.
Und schon lande ich wieder bei Paulus:
Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Römer 12,2
Was ist Gottes Wille?
Gottes Wille in unserem Predigttext ist:
10 Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter:
11 Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan.
17 Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.
Josua 3, 10-11-17
Es geht darum, der Bundeslade zu folgen. Die Bundeslade, in der die Zehn Gebote aufbewahrt werden, mit denen Gott uns Menschen sagt, was gut für uns ist. Unser Gottesdienst ist es also, sich an diesen Gebote zu orientieren, ihnen zu folgen, sie zu leben. Also, Gott zu dienen, zu lieben, nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht zu begehren, was der andere besitzt. Also – nur so als Beispiel – Grönland den Dänen, Panamakanal den Panamaern, Kanada den Kanadiern, die Ukraine den Ukrainern usw.
Ich habe gestern in Farchant den kleinen Ludwig getauft. Und als der Pate die Taufkerze angezündet hat, habe ich etwas zur Geschichte und Bedeutung dieser Kerze erzählt. Die Kerzen in unseren Gottesdiensten haben ihren Ursprung beim Auszug der Israeliten aus Ägypten. Ihr erinnert Euch vielleicht daran, dass Gott seinem Volk als Feuersäule und Rauchsäule vorausgegangen ist. Das Volk musste ihm nur folgen, um ans Ziel, das gelobte Land zu kommen. Wie wir wissen, hat das vierzig Jahre gedauert, weil das Volk Gottes nicht immer folgsam war. Denn eigentlich dauert der Weg, den sie damals gegangen sind, wenn man ihn zu Fuß geht, auch heute nur rund zwei Wochen. Da kann man mal sehen, wieviel Leben man verschenkt, wenn man Gott nicht folgt.
An diese Feuersäule anknüpfend hat Jesus Christus einst gesagt:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Johannes 8,12
Deshalb haben wir die Osterkerze, sie symbolisiert dieses Licht und deshalb zünden wir die Taufkerze an der Osterkerze an, um damit zu symbolisieren, dass wir diesem Licht, dass wir Jesus Christus in unserm Leben nachfolgen sollen, um nicht in der Finsternis zu wandeln, sondern das Licht des Lebens zu haben.
Und im Augenblick finde ich, dass verdammt viele Menschen in unserem Land und in unserer Welt mehr in der Finsternis als im Licht des Lebens wandeln. Dieses Licht ist der Kompass für unsere Lebensführung.
Heute wäre mein Vater 95 Jahre alt geworden. Mein Vater hat sehr finstere Zeiten in unserem Land er- und überlebt. Diese finsteren Zeiten haben ihn bis zu seinem letzten Atemzug geprägt. Diese finsteren Zeiten haben ihn dazu geführt, nicht mehr an Gott zu glauben. Durch sein Beispiel habe ich dahingegen gelernt, wie wichtig es ist, an Gott zu glauben und ihm zu folgen, diesen inneren Kompass zu haben. Denn Katastrophen, totalitäre oder menschenverachtende Systeme, Politikerinnen und Politiker, sind nicht Gottes Wille, sondern menschengemacht. Wo Menschen nicht aufpassen, wo Menschen bequem sind, wo Menschen egoistisch werden, da wird es für Menschen gefährlich.
Mein Vater hatte für mich als Taufspruch einen Vers ausgesucht, den wir heute schon gehört haben. Es ist der letzte Satz im Evangelium für den heutigen Sonntag:
Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Matthäus 3,17
Mein Vater hatte den Vers damals ausgesucht, weil er sich über die Geburt seines ersten Sohnes so sehr gefreut hat. Ich weiß nicht, ob mein Vater immer seinen Wohlgefallen an mir gehabt hat. Ich habe ihm witzigerweise niemals diese Frage gestellt.
Für mich ist mit diesem Vers aber eine andere Botschaft verbunden. In der Taufe nimmt uns Gott als sein Kind an. Und das bedeutet, dass wir alle miteinander Geschwister sind, so wie die Schöpfung deutlich macht, dass wir alle Geschöpfe Gottes sind. Wir sind alle miteinander entstanden, weil es der Wille Gottes war. Und Gott will, dass wir friedlich miteinander leben, nicht nur in unseren Ehen, Familien, Teams, Freundschaften, sondern auch in unseren Kirchengemeinden, Orten, Regionen, Ländern und nicht zuletzt in Gottes weiter Welt. Das ist sein Wille. Das ist Gott wohlgefällig.
Und das heißt nichts anderes, als sich da draußen vor den Kirchentüren in der Welt als Christ oder Christin zu zeigen, für die Werte und Gebote, den Willen Gottes einzutreten, unseren Glauben mit unserem Leben und Handeln erkennbar und wirksam zu leben.
Glauben ist keine Privatsache, sondern öffentliches Leben und dafür Eintreten. Schaut Euch mal Zuhause Eure Taufsprüche an und entdeckt Euren Lebensauftrag, der darin verborgen ist. Denkt nur an den Vers, der heute über diesem Sonntag steht:
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8,14
Lasst uns als Kinder Gottes leben und unser Leben zu einem Gottesdienst werden.
Amen.
Pfr. Martin Dubberke
Kontakt & Feedback
Wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen wollen oder mit mir ins Gespräch kommen möchten oder ein Feedback zu meiner Predigt geben wollen, schreiben Sie mir bitte einfach eine kurze Nachricht:
Kleiner Buchtipp am Rande

- als gebundene Ausgabe direkt beim Verlag
- als eBook bei der Buchhandlung meines Vertrauens
- oder als gebundene Ausgabe oder eBook bei Amazon