„Nicht die Welt aus den Angeln zu heben, sondern am gegebenen Ort das im Blick auf die Wahrheit Notwendige zu tun, kann die Aufgabe sein.“
Dieses Zitat stammt aus Dietrich Bonhoeffers Ethik. Und ich finde, dass er uns mit so einem Satz erdet und zugleich auch deutlich macht, dass wir als Kirche oder auch als einzelne Christinnen und Christen nicht die Welt retten können und müssen, weil wir uns daran nämlich verheben würden, denn wir sind nicht Jesus Christus. Aber wir dürfen auch nicht vor den Missständen in aller Welt schweigen.
Als Protestanten haben wir uns eine besondere Leidenschaft für die Weltrettung zu eigen gemacht, womit wir Gefahr laufen, uns zu überheben, alles auf einmal haben zu wollen und alles auf einmal in Ordnung bringen zu wollen. Gleichzeitig verlieren wir dabei etwas ganz Wesentliches aus den Augen. Wir könnten uns z.B. stattdessen auch auf das konzentrieren und uns dem zuwenden, an den uns Jesus gewiesen hat: Unseren Nächsten, den wir bei aller Weltretterei gerne übersehen. Wir sehen viel die bittere Not in der fernen Welt, aber nicht die Not um uns herum. Mit unserem Nächsten fängt nämlich der Weltfrieden an.
Heißt das nun, sich z.B. nicht mehr um den Hunger in der Welt zu kümmern, kein Brot für die Welt mehr? Nein! Wenn der Weltfrieden mit unserem Nächsten anfängt, heißt das auch, dass wir in unserem Land die Verhältnisse ändern müssen, die andere Menschen, andere Geschöpfe Gottes an uns fernen Stellen der Welt in den Hunger oder Krieg treiben oder unser Klima zum Schlechten verändern.
Auch deshalb sind wir an unseren Nächsten gewiesen, weil wir ihn für diesen Weg gewinnen wollen. Unser Glaube ist ein zentraler Schlüssel für den Frieden der Schöpfung und der Welt, dem wir deutlich mehr zutrauen dürfen, als wir es oft tun. Es geht also auch um die Kraft unseres Glaubens.
Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein. (Lukas 17, 5-6)
Lasst uns mehr von diesem Glauben wagen!
Herzlichst
Ihr Pfarrer Martin Dubberke