Jakob gelobte Gott: Von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.
1. Mose 28,22Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.
2. Korinther 9,6
Von allem, was Gott Jakob gab, wollte Jakob ihm den zehnten Teil geben. Das ist Dankbarkeit. Und gleichzeitig macht es deutlich, dass es eigentlich gar nicht so viel ist, was man Gott zurückgeben sollte.
Zehn Prozent dessen, was ich von Gott bekomme, geht wieder an Gott zurück. Das wirkt doch überschaubar. Und was bekomme ich von Gott? Tja, genau das ist die Frage, auf die es manch einem heute schwerfällt, eine Antwort zu finden.
Ich persönlich glaube ja ganz ehrlich, dass es deshalb für viele so schwierig ist, die Antwort darauf zu finden, weil so viele Menschen so geizig sind, ihre zehn Prozent an Gott zurückzugeben.
Was könnten denn diese zehn Prozent sein? Zum Beispiel einfach von Gott zu erzählen, zu erzählen, wie Gott einem unter die Arme gegriffen hat. Oder zu erzählen, welche guten Erfahrungen man mit Gott gemacht hat. Oder zu erzählen, was passiert, wenn man sich auf das Walten Gottes einlässt oder einfach die Nächstenliebe wirken lässt.
Ja, wir erzählen zu wenig von Gott und viel zu viel über das, was in den Kirchen nicht funktioniert. Wir erzählen, das ist mein Gefühl, viel zu viel über Kirche und unsere Erwartungen an Kirche, die – was in der Natur der Sache liegt – immer wieder enttäuscht werden. Ich erlebe das ja, wenn Menschen aus der Kirche austreten oder, wenn ich auf Menschen treffe, die ausgetreten sind, und mir dann erzählen, warum sie ausgetreten sind. In solchen Fällen geht es so gut wie nie um Gott, sondern um Strukturen, um Fehler, zu viel Politik in der Kirche, um Missbrauch und vieles andere mehr.
Und dann kommt ganz oft der Satz: „Ich kann auch ohne Kirche an Gott glauben.“ – So ein Satz provoziert in mir immer wieder die Frage: „Ist denn Gott hinter der Kirche ganz und gar verschwunden?“
Nein, das ist er nicht! Da bin ich mir ganz sicher, weil Gott ja nicht verschwinden kann, weil er war, weil er ist und weil er immer sein wird.
Aber wir Menschen sind halt geizig geworden, was Gott betrifft. Schau Dir doch einfach mal an, wie diese Welt aussieht! Schau mal mit offenen Augen hin! Mal ganz abgesehen vom Krieg, vom Klimawandel, vom Hunger in der Welt, wie wir untereinander und miteinander umgehen. Ich denke nur an die Explosion der Mieten, und das nicht nur hier in dem Ort, in dem ich lebe, sondern an ganz vielen anderen Orten. Menschen, die den Rachen nicht voll genug bekommen, die raffen, was zu raffen ist. Ich denke an den harten Wettbewerb, der auf dem Rücken anderer ausgetragen wird. Am Ende wird eine Gesellschaft daran zugrunde gehen.
Also, was ist mit Deinen zehn Prozent? Wenn es in der Gesellschaft und der Welt so aussieht, wie es aussieht, dann liegt es daran, dass kärglich gesät wird, was die Liebe, die Verantwortung für die Schöpfung und vieles andere mehr betrifft. Es ist kein Wunder, dass wir so kärglich in dieser Welt ernten, dass es nicht für alle reicht, obwohl Gott einmal die Welt so geschaffen hat, dass es für alle reicht.
Also, was hast Du? Was hast Du alles von Gott bekommen? Komm, es gibt genug, wofür Du dankbar sein kannst. Und davon zehn Prozent, die Du Gott wieder zurückgibst, weil Du wunderbar mit den 90 Prozent leben kannst, die Du von Gott erhalten hast.
Du weißt ja, wer da sät im Segen, der wird auch im Segen ernten.
Es reichen zehn Prozent von Dir und Dir und Dir, von uns, um diese Welt zu einer guten Welt werden zu lassen. Zehn Prozent verändern alles, Stück für Stück, Schritt für Schritt.
Dietrich Bonhoeffer, der heute von 117 Jahre geboren wurde, hat einmal gesagt:
Ein schwerer, verhängnisvoller Irrtum ist es, wenn man Religion mit Gefühlsduselei verwechselt. Religion ist Arbeit. Und vielleicht die schwerste und gewiß die heiligste Arbeit, die ein Mensch tun kann. (Dietrich Bonhoeffer – Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931, DBW Band 10, Seite 484)
Und Recht hat er 😉
Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 4. Februar 2023
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