Pfr. Martin Dubberke
Hamsterkäufe - Die Angst vor dem Coronavirus lässt Desinfektionsmittel knapp werden | Bild: Martin Dubberke

Eine Frage der Motivation

Hand aufs Herz: Wer von Ihnen hat sich diese Woche noch nicht über den Coronavirus unterhalten oder in der Zeitung die Artikel zum Thema überblättert oder im Fernseher bei Meldungen über den Coronavirus einfach das Programm gewechselt?

Gut, das wäre ein wohl ein wenig schwierig, weil quasi auf allen Kanälen der Virus präsent ist. Allein in der Wochenendausgabe unseres Tagblatts widmet man sich auf sieben Seiten diesem Thema. In der Samstagausgabe der Welt sind es sogar zehn Seiten. Und es geht durch nahezu alle Ressorts. Die Überschriften lauten:

  • Corona: Börsen im freien Fall
  • Handeln – ehe es zu spät ist
  • Auch Bayern setzt einen Krisenstab ein
  • Wir brauchen Kurzarbeiter-Regelungen wie in der Finanzkrise
  • Virus versetzt Börsen in Aufruhr
  • Coronavirus-Angst lässt die Börsenkurse einbrechen
  • Dr. Merkel, übernehmen Sie
  • Keiner will der Alarmierer sein
  • Von Montag an, kann es für die deutsche Autoindustrie eng werden

Wer die Zeitung liest, kann sehen, welche Auswirkungen damit verbunden sind: z.B. Kurzarbeit, weil es Lieferengpässe gibt… Der Autosalon in Zürich wird abgesagt und auch die ITB in Berlin.

Und in Bayern müssen alle Veranstaltungen gemeldet werden und Menschen, die aus den Gefahrenregionen kommen, ausgeladen werden…

Die Szenarien lesen sich in den Medien wie ein Science fiction Roman.

Der Coronavirus ist omnipräsent. In einer deutlich früheren Zeit hätte man wahrscheinlich gesagt, dass das eine Strafe Gottes sei. Heute sagen wir, dass es alle Voraussetzungen für eine Pandemie in sich birgt. Klingt ein wenig nach Sintflut.

Wir haben Katastrophenpläne. In Innsbruck wurde diese Woche ein Hotel unter Quarantäne gestellt, in Starnberg waren es auch mehrere Fälle und im benachbarten Italien sind auch schon eine ganze Reihe Menschen daran erkrankt und sehr viele Maßnahmen ergriffen worden. Orte wurden abgeriegelt, Züge wurden nicht über die Grenze gelassen.

Garmisch-Partenkirchen ist gewissermaßen vom Virus umzingelt. Innsbruck und Starnberg sind kaum eine Stunde von uns entfernt.

In Gesprächen höre ich in diesen Tagen immer wieder den Satz: „Na, mal sehen, wann es bei uns in Garmisch-Partenkirchen ankommen wird, bei all den Touristen…“

Es werden auch hier bei uns Hamsterkäufe gemacht. Achten Sie mal beim Einkaufen auf die gut gefüllten Einkaufswagen: Mehrere Packung Klopapier, viele Nudeln und Reis, haltbare Milch, Kartoffelbreipulver, Fertigeintöpfe, Fisch- und Fleischkonserven. Gestern gab es nicht einmal mehr Tomatensaucen bei Aldi.

Als ich am Dienstag mit meiner Frau an unserem Hochzeitstag in Garmisch essen war, stand am Eingang ein kleiner Hocker mit einem Desinfektionsmittel. Nebenbei gefragt: Haben Sie schon mal nach Desinfektionsmitteln im Laden geschaut? Sind auch schon überall bei uns ausverkauft.

Der Virus bestimmt das Leben der Menschen, mehr als wir es vielleicht noch vor einer Woche gedacht hätten.

Nebenbei gesagt: Wir feiern heute miteinander das Abendmahl, mit dem wir deutlich bekennen, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Wie werden wir es heute feiern? Im Vertrauen oder im Misstrauen, ob jemand unter uns ist, der vielleicht… Wer kann es schon wissen? Wer wird aus dem einen Kelch trinken, wer seine Hostie eintunken oder gar die Gabe des Weines verweigern?

Keine Sorge, wir werden heute das Abendmahl so miteinander feiern, wie es die EKD empfohlen hat: Wir trinken nicht aus dem Kelch, sondern tauchen vorsichtig, ohne mit unseren Fingern den Wein zu berühren, die Hostie ein. Und ich werde mir davor – der jüdischen Sitte, so wie Jesus und die Jünger es auch vor dem Abendmahl getan haben – die Hände waschen – also desinfizieren.

Was sagt uns so ein Virus, der begonnen hat, unseren Alltag zu bestimmen? Gestern war er noch in China – 8441 km von hier entfernt. Globalität macht die Welt klein und macht zudem deutlich, wie abhängig wir voneinander sind, wenn sich vieles auf einzelne und einzelnes konzentriert.

Ist das vielleicht der Sündenfall? Die Sünde wird aber erst durch die Motivation zur Sünde. Also, billig produzieren? Geiz ist geil? Es lebe der Konsum auf Teufel komm raus?

Die Folgen sind an vielen Stellen sichtbar. In der Wirtschaft, bei der Preisentwicklung von Lebensmitteln, Medikamenten, Mundschutz.

Wir reden z.B. viel über Bio, kaufen auch viel Bio. Aber ist unser Bio-Handeln auch Öko? Ökologie bedeutet kurze Wege. Ein Bioapfel aus Argentinien ist nicht zugleich ökologisch. Er legt auf dem Weg hierher einfach mal mehrere tausend Kilometer zurück. Eben anders als die Äpfel vom Bodensee, die es am Freitag bei uns auf dem Markt zu kaufen gibt.

Oder ist der Virus eine Antwort auf den Sündenfall autoritärer Systeme und dem, was wir mittlerweile unter der Überschrift Thüringen zusammenfassen?

Lasst uns doch mal unter dieser Prämisse, den Sündenfall, den Ursündenfall genauer anschauen auch hinsichtlich der Motivation. Und ihn mit der Motivation vergleichen, die Jesus davor bewahrte, einen Sündenfall zu begehen.

Die Geschichte von Adam und Eva, die einer listigen Schlange erlagen, ist wohl die bekannteste Geschichte vom Erliegen einer Versuchung, dem Begehen einer Sünde. Es ist die Geschichte der ersten Sünde und bildet damit gewissermaßen das Grundraster der Sünde, das bis heute gilt. Die Schlange als Sinnbild der Versuchung und Verführung. Wer kann sich nicht an Khaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch erinnern, wie sie Mogli versucht zu verführen, zu hypnotisieren: „Hör auf mich, glaube mir, Augen zu, vertraue mir!“ Ein wunderbares Lied. Und dabei hat die Schlange Khaa große, hypnotische Augen bekommen. So habe ich mir als Kind immer die Schlange bei Eva und Adam vorgestellt.

Die Schlange bei Adam und Eva war erfolgreich, weil sie zielgenau die größte Schwachstelle des Paars erkannt hatte und in Angriff nahm. Zuerst sagt sie: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben…“ Mit anderen Worten: Was soll schon passieren? Wird schon nicht so schlimm sein. Wird schon nicht auffallen… Wir kennen das. Das sind die Selbstbeschwichtigungen, die wir zu uns selbst sagen, wenn wir kurz davorstehen, einer Versuchung zu erliegen.

Eine Versuchung appelliert immer an unsere größte Schwachstelle, unsere größte Sehnsucht. Bei Adam und Eva war es der Wunsch, die Sehnsucht wie Gott zu sein.

Die Geschichte vom Sündenfall stellt jedem von uns die gleiche Frage: Was ist meine Schwachstelle? Wo kann mich die Schlange kriegen? Welches Lied muss sie singen, damit ich ihr erliege? Und vor allem: Was brauche ich, um dieser Versuchung zu widerstehen?

Der Geschichte vom Sündenfall Adam und Evas steht als Evangelium an diesem Sonntag die Geschichte von der Versuchung Jesu in der Wüste gegenüber, einer Geschichte, die anders endet.

Jesus widersteht der Versuchung durch den Teufel. Dabei hätte er eigentlich nach vierzig Tagen in der Wüste ein leichtes Opfer für den Versucher sein müssen. Ihr merkt schon, die Ausgangsposition von Jesus und Adam und Eva ist grundverschieden. Während die beiden alles im Überfluss hatten, war Jesus vierzig Tage dem absoluten Mangel des Fastens ausgesetzt. Der Versucher versuchte ihn zuerst beim Hunger zu packen, also aus Stein Brot zu machen oder die Macht der Welt an sich zu nehmen oder sich von einer Zinne des Tempels zu stürzen und dann von den Engeln getragen zu werden. Doch Jesus widerstand ihm, weil er seine Stärke aus dem Wort Gottes zog, was wir in allen drei Antworten auf den Versucher deutlich lesen können:

  • Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
  • Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.
  • Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.

Mit diesen drei standhaften Antworten widerstand er dem Versucher, so dass dieser aufgab.

Zwei Versucher-Geschichten, zwei verschiedene Ausgänge. Da geht mir doch die Frage durch den Kopf, warum Adam und Eva der Versuchung nicht widerstehen konnten und Jesus, der doch auch Mensch war, widerstehen konnte.

Mein Versuch einer Antwort lautet: Adam und Eva wussten noch nicht, wer sie wirklich sind und waren daher besonders verführbar. Jesus aber wusste, wer er ist und konnte deshalb der Versuchung widerstehen und den Versucher, den Teufel, der ebenso süß und verführerisch wie die Schlange war, in die Flucht schlagen. Und der Satz, der dem Teufel den Rest gab, lautete:

Du sollst anbeten den Herrn,
deinen Gott, und ihm allein dienen.
Matthäus 4, 10

Und genau das war’s, was Adam und Eva entglitten war. Sie wollten mehr sein als nur Eva und Adam und damit etwas, was sie nicht waren. Daher empfanden sie die Verführung wohl auch nicht als Versuchung, sondern als Einladung, die sie gerne annahmen. Sie kamen erst in die Not, als sie von der Frucht gegessen hatten und dann durch Gott mit den Folgen ihres Handelns konfrontiert wurden. Erst jetzt wussten sie, wer und was sie sind, so dass letztendlich das Überschreiten der von Gott gesetzten Grenze, Adam und Eva als Menschen definierte.

Ich sagte vorhin, dass Sünde eine Motivation voraussetzt. Bei Adam und Eva war es der Wunsch, wie Gott zu sein. Das Ergebnis war, dass die beiden aus dem Paradies ausgesperrt wurden. Sie haben nämlich nicht über die Konsequenzen ihres Handelns nachgedacht. Im Prinzip werden auch wir gerade quasi aus dem Paradies vertrieben, in dem wir uns mit unserer Sorglosigkeit so wunderbar eingerichtet hatten. Mit einem Male stellen wir etwas fest, was wir irgendwie vergessen hatten: Nichts, nichts im Leben ist selbstverständlich.

Ja, ich höre schon die Frage nach dem, was wir denn eigentlich angestellt hätten. Manchmal – so verrückt es auch klingen mag – muss man nichts anstellen, um zum Sünder oder zur Sünderin zu werden. Vielleicht haben Sie ja mal folgende Geschichte gehört:

Die Hölle war – wen wundert’s in diesen Zeiten – zum Krachen voll. Die Sünder standen Schlange vor dem Höllentor. Da waren Enkeltrickbetrüger dabei, Ladendiebe, Zeitschinder, Mörder, Schläger, ja, sogar Pfarrer und Pfarrerinnen, Politiker, Diktatoren und viele andere mehr. Nichts ging mehr weiter. Die Pforte blieb verschlossen. Und die Menschen in der langen Schlange blieben erstaunlich ruhig. Niemand rief, wann es denn nun endlich weitergehen würde. Ich glaube, niemand hatte es eilig, in die Hölle zu kommen.

Plötzlich öffnete sich die Pforte und ein für seine Verhältnisse sehr nachdenklicher Teufel trat durch die Tür und schaute sich die lange Schlange schweigend an. Schließlich sagte er: „Es tut mir leid, aber ich habe nur noch einen einzigen Platz frei und der ist für den schlimmsten aller Sünder bestimmt.“

Und in der Tat, so mancher hob die Hand. Naja, so wie es eben immer ist, wenn nur noch ein Platz da ist und jeder der Größte sein will. Und so führte der Teufel mit allen, die in der Schlange standen, ein Interview und hörte sich an, welche Sünden sie begangen hatten. Aber irgendwie klang ihm nichts schrecklich genug, dass er guten Gewissens den letzten Platz hätte vergeben können.

Schließlich sah er einen, der ein wenig abseits stand, so einer, der tat, als gehöre er nicht dazu. Auf den ging der Teufel nun zu und fragte ihn: „Entschuldigen Sie, aber was haben Sie denn getan?“

Im Brustton der Überzeugung antwortet jener Mann: „Nichts, reineweg nichts. Ich bin ein guter Mensch. Das muss irgendwie ein Versehen sein, dass ich hier bin. Ich dachte, dass die Menschen hier alle wegen etwas zu trinken anstünden, weil es hier heute so warm ist.“

Der Teufel sah ihm nun tief in die Augen: „Sie wissen aber schon, wo Sie hier sind und wer ich bin? Sie müssen schon etwas getan haben, weil Sie sonst nämlich an der Himmelspforte stünden.“

„Das habe ich schon mitbekommen“, antwortet der gute Mann, „aber Sie sehen ja, ich hielt mich davon fern, wie ich mich immer von allem ferngehalten habe. Ja, na klar, ich habe gesehen, wie andere Menschen Sünden begangen haben, ihre Mitmenschen verfolgten, auf den Ärmsten der Armen herumgetrampelt haben oder Menschen rassistisch begegnet sind. Alles Sachen, an denen ich mich nie beteiligt habe. Ich habe erlebt, wie sich andere am Leid der anderen bereichert haben, wie andere ausgebeutet wurden. Ich habe mich nie daran beteiligt und jeder Versuchung äußerst erfolgreich widerstanden.“

Der Teufel schüttelt sprachlos den Kopf, weil selbst ihm in seiner langen Berufskarriere solches noch nicht vorgekommen war. Er schaut den Mann an und fragte schon fast ungläubig: „Guter Mann, und sie sind sich sicher, dass sie das alles mitangesehen haben?“

„Ja, selbst vor meiner eigenen Tür“, antwortet der Mann nicht ohne Stolz.

„Und Sie haben wirklich nichts getan?“ fragt der Teufel noch einmal.

„Nein, wenn ich es Ihnen doch versichere“, antwortet der Mann.

Schon fast gutmütig lächelt nun der Teufel den guten Mann an: „Komm, mein Sohn, der letzte Platz gehört dir!“

Als Christen und Christinnen können wir nicht weg- oder zuschauen.

Wir lernen mit der Geschichte vom Sündenfall mindestens zwei Lektionen:

Erstens: Du kannst vor Gott nichts verbergen.

Zweitens: Hörst du nicht auf Gott, hat das für dich Konsequenzen.

Befolge ich diese beiden Lektionen, kann in dieser Welt eigentlich nichts mehr schiefgehen. Aber – ganz großes ABER – leider hat sich in der Geschichte und Gegenwart gezeigt, dass der Mensch eine gewisse Gottes-Resistenz entwickelt hat – so ähnlich, als würde ich zu oft Antibiotika nehmen und dann mit der Zeit eine Resistenz entwickeln. Die Sache mit den – ich nenne sie ruhig einmal – zeichenhaften Katastrophen wirkt heute irgendwie nicht mehr richtig und wird entsprechend leidend in Kauf genommen.

Und so bin ich mir manchmal nicht mehr so sicher, ob Gott allmählich die Einstellung gewonnen hat: „Ihr wolltet so sein wie Gott, als ihr vom verbotenen Baum gegessen habt und wolltet Gutes von Bösem unterscheiden können. Dabei wollte ich Euch vor der Unterscheidung bewahren, weil ich doch alles gut, ja sehr gut geschaffen hatte. Es gab nichts Böses. Aber Ihr wolltet es ja so. Wer das Böse sehen kann, der kann auch selber böse handeln. Also, dann eliminiert Euch mal selber. Euch muss ich keine Sintflut mehr schicken. Ihr seid eure eigene Sintflut.“

Man könnte in dem Fall sagen, dass Gott vielleicht so eine gewissermaßen lässige Haltung eingenommen haben könnte. Es könnte natürlich auch ganz anders sein, dass er uns eine Strafe nach der anderen zukommen lässt – es gibt ja wie wir gerade merken, genug Katastrophen in dieser Welt. Aber wir sind einfach zu blöd, es zu kapieren. Wobei ich mir ja ganz ehrlich die Frage stelle, was es daran nicht zu kapieren gibt.

Jesus hatte ein ganz klares Wertesystem, das ihm half, der Versuchung durch den Versucher zu widerstehen. Da war er Eva und Adam gegenüber ganz klar im Vorteil. Auch wir haben Adam und Eva gegenüber diesen Vorteil, weil wir in der Nachfolge von Jesus, dieses Wertesystem übernommen und uns im Glauben zu eigen gemacht haben.

Aber, so ein kleiner Virus mit all seinen Folgen, macht deutlich, wie leichtgläubig wir Menschen geworden sind und uns wieder Adam und Eva immer weiter angenähert haben. So ein kleiner Virus deckt auf, wo wir nicht hinschauen, weil wir die Dinge in der Globalität so weit ausgelagert haben, dass wir das Gefühl haben, dass sie nichts mehr mit uns zu tun haben, weil sie so weit weg sind. Und genau das rächt sich jetzt.

Das rächt sich z.B. auch an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland, wie wir gerade heute Nacht feststellen durften.

Christ zu sein, bedeutet nicht nur ein Wertesystem zu haben und darüber zu sprechen, sondern auch aktiv danach zu handeln. Im Moment des Handelns entsteht Glaubwürdigkeit. Und genau das können wir aus der Geschichte der Versuchung Jesu lernen. Mit den Worten:

Du sollst anbeten den Herrn,
deinen Gott, und ihm allein dienen.
Matthäus 4, 10

legte Jesus nämlich nicht nur ein Bekenntnis ab, sondern er handelte auch dementsprechend und nahm damit dem Teufel die Macht.

Den Herrn anbeten und ihm dienen, bilden im Glauben eine Einheit, so wie dem Bekennen das Handeln folgt. Wer bekennt, aber nicht danach handelt, macht nur halbe Sache und öffnet damit dem Teufel, dem Versucher Tür und Tor.

Wir befinden uns mit Invocavit am Anfang der Passionszeit, einer Buß- und Umkehrzeit, einer Zeit, in der wir Gott im Gebet fragen können, was uns vielleicht an der einen oder anderen Stelle daran hindern könnte, ganze Sache zu machen.

Ich weiß, dass ich als Mensch fehlbar bin, ich persönlich, auch wenn ich gerne perfekt wäre und zu Perfektionismus neige. Doch ich bin es nicht. Es gibt immer wieder Situationen, wo ich mit meinem Glauben und meinen Möglichkeiten des Handelns an meine Grenzen gerate und schließlich auch Angst habe, den nächsten Schritt zu gehen. Und genau an der Stelle kommt die Zusage Gottes ins Spiel, an die uns der Leitvers, der dem Sonntag Invocavit seinen Namen gegeben hat, erinnern soll:

Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören;
ich bin bei ihm in der Not.
Psalm 91, 15

Invocavit – Er ruft mich an. Ich rufe ihn an, wenn ich an meine Grenze komme, wenn es mir schwerfällt, ihm zu dienen, wenn ich seine Hilfe brauche, um der Versuchung zu widerstehen.

Amen.


Pfr. Martin Dubberke, Predigt am Sonntag Invocavit 2020 über 1. Buch Mose 2, 1-19, Perikopenreihe II am 1. März 2020 in der Markuskirche Farchant und der Johanneskirche Partenkirchen