Also, bei der Losung geht es mir heute so, dass ich denke, dass das jeder mit sich selbst und Gott ausmachen muss. Schließlich sagt der Psalmist „Strafe MICH nicht“ und „züchtige MICH nicht“ obwohl?!? Die Sache mit dem Grimm könnte allerdings angesichts von Coronavirus und Co zum Nachdenken anregen…
Anders geht es mir da mit dem Lehrvers:
Gott hast uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu,
die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus.
1. Thessalonicher 5,9
Selig sind unsere Zeiten gerade gar nicht. Mir gehen dabei eine ganze Reihe Gespräche durch den Kopf, die ich hier am Sonntag nach dem Gottesdienst hatte. Die Sorgen, die die Menschen umtreiben, die sehen, was so in der Welt passiert und wie nahe es gerade ist. Und der Coronavirus nimmt da gar nicht so sehr die bestimmende Rolle ein, sondern das, was an der türkisch-griechischen Grenze geschieht. Diese Kombination von Krankheit, die mein eigenes Leben betreffen könnte und Politik, die mein Leben verändern könnte, zwei Dinge, bei denen gerade bei vielen Menschen ein großes Gefühl von Ohnmacht, Ratlosigkeit, Ergebenheit und Widerstand herrscht, bestimmt gerade den Alltag und es begegnet uns in einer Form, der man kaum mehr aus dem Weg gehen könnte.
Und gerade in so einer Situation erinnert uns heute der Briefschreiber daran, dass Gott uns nicht zum Zorn bestimmt hat, sondern wir die Seligkeit besitzen. Was bedeutet das, wenn wir Richtung Türkei blicken und wissen, dass man dort auf das falsche Pferd gesetzt hat, was – allem Anschein – außer den Politikern alles Volk von vornherein gewusst hat und in der Zwischenzeit appelliert, aber nicht gehandelt hat? Was bedeutet das, wenn wir hier im medizinischen Bereich keine Mundschutze mehr haben, weil die Deutschen mit Beginn der Coronavirus-Krise in China, alle Mundschutze hochpreisig nach China verkauft haben und wir nun gewissermaßen nackt dastehen?
Komisch, irgendwie lande ich damit plötzlich doch bei der Losung:
Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
Das sind die Worte, mit denen der erste Bußpsalm beginnt. Passt! Es ist mehr denn je die Buße um Umkehr gefordert. In alten Zeiten hätte man heuer einen Bußtag ausgerufen. Aber in einer Zeit, in der jeder dem anderen die Schuld zuweist und nicht bei sich selbst sucht, ist das ein schwieriges Unterfangen geworden. Da sind wir als Christinnen und Christen, in der ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen heute ganz besonders gefordert.
Amen.
Pfr. Martin Dubberke, Geistlicher Impuls zu Beginn der Dienstbesprechung am 3. März 2020 über Losung und Lehrtext.
Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
Psalm 6,2Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus.
1. Thessalonicher 5,9