Pfr. Martin Dubberke

Passionsimpuls zum Sonntag Okuli

Vorne ist, wo Gott ist

Schon mal von Lots Ehefrau gehört? Naja, und wenn nicht, dann kennen Sie sicherlich die Redewendung, dass jemand zur Salzsäule erstarrt. Der Ursprung dieser Redewendung, dieses Bildes, ist die Geschichte von Lots Ehefrau.

Gott hatte die Entscheidung getroffen, dass Sodom und Gomorra vernichtet werden, weil die Stadt – naja, eben Sodom und Gomorra war – auch eine beliebte Redewendung 😉 Einzig und allein Lot und seine Familie wurden durch zwei Engel – also Boten Gottes – informiert, dass sie die Stadt rechtzeitig verlassen sollten. Und diese Boten wiesen Lot darauf hin, dass sie bei der Flucht nicht zurückblicken sollten. Sie sollten also das Neue, die Zukunft im Blick haben. Doch Lots Ehefrau hatte wohl Schwierigkeiten, sich vom Alten, Gewohnten, dem lieb gewordenen Zuhause zu trennen. Sie blickte auf der Flucht zurück und erstarrte zur Salzsäule.

Keine schöne Geschichte. Aber sie macht etwas deutlich. Wer sich von Altem nicht lösen kann, der kann nicht in die Zukunft gehen. Jetzt könnten Sie natürlich sagen, dass ohne Vergangenheit keine Zukunft möglich ist. Das stimmt. Aber in diesem Fall bitte ich Sie darum, noch einmal einen Blick auf die ganze Geschichte zu werfen. Wer sie gerne selbst nachlesen möchte, findet sie im ersten Buch Mose im Kapitel 19. Gott hat aus Sodom und Gomorra eine Vergangenheit geschaffen und daraus eine Konsequenz gezogen. Er wollte, weil mit dieser Stadt so ziemlich alles schlecht gelaufen war, einen Schlussstrich ziehen und etwas Neues in die Wege leiten. Und dafür brauchte er Lot zusammen mit seiner Familie. Lot war ein Teil des Lernens aus der Geschichte, des „So soll es nie wieder sein.“ Es war ein radikaler Neuanfang. Die Konsequenz war so konsequent, dass alles neu sein sollte.

Wer stets zurückblickt, blickt nicht nach vorne und wird auch deshalb nicht ankommen. Gott hat Lot aus Sodom und Gomorra gerettet, weil er wusste, dass er mit der Erfahrung aus dieser Stadt und dem damit verbundenen Wissen, in die Zukunft gehen würde, um nicht die alten Fehler zu wiederholen.

Ostern ist ein auf gleiche Weise radikaler Neuanfang. Gott hat seinen eigenen Sohn geopfert, damit alle Menschen und nicht nur eine Familie neu anfangen kann.

Der vor uns liegende Sonntag Okuli, der seinen Namen vom Psalm 25, Vers 15 hat, soll unseren Blick wieder auf den Weg nach vorne lenken, den Weg, der für uns Menschen und die Welt der ist, der zum Ziel führt.

Oculi mei semper ad Dominus
Meine Augen sehen stets auf den HERRN.
Psalm 25,15

Ich habe es schon einmal gesagt. Die Passionszeit, die sieben Wochen ohne, geben uns die Chance einzuüben, das in unserem Leben abzulegen, was uns von anderen Menschen und damit auch von Gott trennt, was uns hindert, wie z.B. alte Vorurteile, Einstellungen zu anderen Menschen, Kollegen, Nachbarn, alte Auseinandersetzungen zu beenden – es einfach noch einmal neu anzugehen. Früher war nicht alles besser. Es war anders. Aber mit Ostern haben wir die Chance, alles besser zu machen. Und das können wir in der Passionszeit einüben. Naja, und der Wochenspruch gibt uns ja noch einen wichtigen Hinweis mit auf den Weg:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lukas 9,62

Mit anderen Worten: Vorne ist, wo Gott ist.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende und Zeit, sich Gott zu zeigen

Ihr

Pfr. Martin Dubberke

 

PS: Sie haben gerade den dritten Teil meiner Textserie für die Passionszeit gelesen. Jeden Freitag finden Sie hier bis Ostern einen neuen Passionsimpuls. Schreiben Sie mir ruhig eine kleine Mail, welches Thema Sie in der Passionszeit interessieren würde. Mal sehen, vielleicht ergibt sich daraus ja mein nächster Passionsimpuls…