Pfr. Martin Dubberke
Weihnachtsfenster in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

In die Nähe der Krippe wagt sich kein Gewaltiger

Liebe Geschwister, ich blicke mit Sorge in diese Heilige Nacht. Die Nachrichten, die ich seit gestern Abend höre, betrüben mich. Der Kölner Dom, der Stephansdom in Wien, große Kathedralen für tausende von Menschen, die dort zu Gott beten wollen, sein Wort hören wollen, ihre Sehnsucht nach Frieden stillen wollen und den Segen in der Heiligen Nacht empfangen wollen, sind in dieser Nacht bedroht. In Köln, Wien und Madrid gab es Hinweise auf geplante islamistische Sprengstoffanschläge. Der Kölner Dom und der Stephansdom wurden durchsucht, jeder Winkel wurde durchkämmt. Mit Sprengstoffhunden wurden beide Kirchen durchsucht. Sowohl in Köln als auch in Wien sind die erhöhte Terrorwarnstufe ausgerufen worden.

Auch wenn viele Menschen in Politik und Gesellschaft heute sagen, dass die Kirche an Bedeutung verloren hat, weil ja nicht einmal mehr die Hälfte aller Deutschen in der Kirche sind, kommen doch gerade in der Heiligen Nacht Millionen Menschen unsere Gottesdienste, weil sie Sehnsucht nach Frieden haben, egal, ob sie an Gott glauben oder nicht. Es ist diese Sehnsucht, die uns alle in dieser Nacht miteinander eint. Es gibt keine andere Nacht in unserer Welt, die so sehr für den Frieden steht, wie diese Nacht.

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Es ist die Nacht der Freude, weil der Friedefürst geboren wurde. Es die Nacht der Freude und des Friedens. Es ist nicht die Nacht des Terrors und des Schreckens. Es ist die Nacht der Liebe, die uns alle miteinander verbinden will. Das ist der Wunsch und Wille Gottes. Dafür ist Gott Mensch geworden in Jesus Christus.

Dietrich Bonhoeffer hat vor etwa neunzig Jahren etwas geschrieben, das mich sehr berührt und von großer Aktualität ist, als wäre es genau in unsere Zeit hineingeschrieben und nicht in die Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er schreibt:

Es gibt für einen Starken, für einen Großen dieser Welt nur zwei Orte, an denen ihn sein Mut verläßt, vor denen er sich in tiefster Seele fürchtet, denen er scheu ausweicht. Das ist die Krippe und das Kreuz Jesu Christi. In die Nähe der Krippe wagt sich kein Gewaltiger, hat sich der König Herodes auch nicht gewagt. Denn eben hier wanken die Throne, fallen die Gewaltigen, stürzen die Hohen, weil Gott mit den Niedrigen ist, hier werden die Reichen zunichte, weil Gott mit den Armen und Hungernden ist, weil er die Hungernden satt macht, aber die Satten und Reichen gehen leer aus. Vor der Maria, der Magd, vor der Krippe Christi, vor Gott in der Niedrigkeit, kommt der Starke zu Fall, hat er kein Recht, keine Hoffnung, ist er gerichtet. …

Wir müssen uns klar werden, wie wir angesichts der Krippe künftighin über hoch und niedrig im menschlichen Leben denken wollen. … Wer von uns wird Weihnachten recht feiern? Wer alle Gewalt, alle Ehre, alles Ansehen, alle Eitelkeit, allen Hochmut, alle Eigenwilligkeit endlich niederlegt an der Krippe, wer sich hält zu den Niedrigen und Gott allein hoch sein läßt, wer im Kind in der Krippe die Herrlichkeit Gottes gerade in der Niedrigkeit schaut.

Die Heilige Nacht lässt selbst Hartgesottene nicht unberührt. Der Glanz dieser Nacht, die Hoffnung, die von diesem Kind ausgeht, gibt uns die Kraft, auch in dunklen Zeiten auf der der guten Seite zu bleiben. Selbst ein Herodes hat sich nicht zur Krippe getraut, weil er Angst vor der Macht eines Babys hatte. Dieses Baby steht für das Gute, das Beste, was in uns Menschen von Gott angelegt, schlummert. Es steht für die Fähigkeit und die Leidenschaft zur Liebe, die unseren Glauben ausmacht. Diese Liebe befreit uns von Hochmut, Eitelkeit und Eigenwilligkeit. Vor der Krippe das Knie zu beugen, ist das Ja zu Gott. Vor der Krippe das Knie zu beugen, ist der erste Schritt zum Frieden, weil ich in Demut die Macht Jesu in meinem Leben anerkenne.

Und so wünsche ich Euch von ganzem Herzen, gesegnete Weihnachten und, dass Euch die Liebe, die von diesem kleinen Wurm in der Krippe ausgeht, durch das neue Jahr tragen möge.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Predigt über Lukas 2,1-20, Perikopenreihe VI, in der Johanneskirche zu Partenkirchen am 24. Dezember 2023 – Christmette

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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