Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Donnerstag 20230316 | Bild: Martin Dubberke

Harte Arbeit

Er behütete sein Volk wie seinen Augapfel.
5. Mose 32,10

Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
2. Johannes 4,16

Bei der Losung könnte man heute leicht und flockig darüber hinweglesen, dass sie in der Vergangenheit geschrieben ist. „Er behütete…“ und nicht „Er behütet…“

Was ist da geschehen? – Die Losung stammt aus dem Lied des Mose. Da heißt auf der einen Seite:

Seine Werke sind vollkommen.
5. Mose 32,4

Und auf der anderen Seite lesen wir einige Verse später:

Er ist fett und dick und feist geworden
und hat den Gott verworfen, der ihn gemacht hat.
5. Mose 32,15

Und mit einem Male bekommt die Vergangenheitsform eine Bedeutung, weil sie deutlich macht, was geschieht, wenn ich Gott verwerfe, wenn ich vergesse, dass ich sein Geschöpf bin, wenn ich vergesse, dass wir alle seine Geschöpfe sind.

Es gibt also immer zwei Wege. Einen Weg, den ich mit Gott gehe und einen Weg, den ich von Gott weggehe, auf dem ich alles verwerfe, was Gott für uns Menschen wichtig ist.

Ich glaube, wir erleben gerade, was es bedeutet, wenn der zweite Weg gegangen wird. Wir erleben es beim Klima. Wir erleben es im Hinblick auf den Krieg. Wir erleben es im Hinblick auf die vielen globalen Konflikte. Wir erleben es auch gerade bei der Reise zweier unserer Minister. Die ganze Welt ist auf der Suche nach Energiequellen, nach Rohstoffen. Auch das ist eine Folge, dass wir den zweiten Weg beschritten haben. Wären wir gemeinsam auf dem ersten Weg geblieben, wären wir mit Gottes Schöpfung pfleglich umgegangen und alles wäre noch im göttlichen Gleichwicht.

Wenn ich mir die Welt so anschaue, habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass sie gar nicht von Gott behütet werden will, weil sie nur sich selbst vertraut. Was für ein Trugschluss!

Ich habe mich in den vergangenen Tagen sehr intensiv mit einem Freund über die Kirche und den Glauben ausgetauscht. Zwei verschiedene Landeskirchen. Beide Kirchen in einem großen Umbruch und dann schickt er mir eine Zahl. Eine Forsa-Umfrage hat ergeben, dass nur noch 30% der Menschen in Deutschland der Evangelischen Kirche vertrauen. Was haben wir falsch gemacht – was machen wir falsch -, dass wir einen solchen Vertrauensverlust haben? Dabei haben wir im Gegensatz zur Katholischen Kirche doch keine Missbrauchsskandale.

Wir leben in der Passionszeit, der Zeit des Leidens und der Umkehr. Ich persönlich glaube ja, dass wir schon deutlich länger in einer Passionszeit leben, schon seit etlichen Jahren. Corona und der Krieg in der Ukraine sind hier nur zwei Stichworte. Und ich glaube, dass wir uns mit der Umkehr schwerer tun als mit der Passion.

Dabei wäre es doch – wie eigentlich immer – so einfach. Der Lehrtext macht es uns ja vor:

Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
1. Johannes 4,16

Da ist nicht einmal mehr von Geboten oder Verboten die Rede. Es ist einfach nur die Liebe, die von Gott ausgeht. Wenn es gelingen würde, in dieser Liebe zu bleiben und aus dieser Liebe heraus zu handeln – so naiv es auch in dieser komplizierten Welt klingen mag – dann würde sich alles in dieser Welt ändern. Und ganz nebenbei gesagt: So romantisch dieser erste Weg auch klingen mag, aber er ist harte Arbeit, viel härtere Arbeit als der zweite Weg von Gott weg.

Und damit komme ich wieder einmal bei meinem Lieblingszitat von Dietrich Bonhoeffer an:

Ein schwerer, verhängnisvoller Irrtum ist es, wenn man Religion mit Gefühlsduselei verwechselt. Religion ist Arbeit. Und vielleicht die schwerste und gewiß die heiligste Arbeit, die ein Mensch tun kann. (Dietrich Bonhoeffer – Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931, DBW Band 10, Seite 484)

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 16. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
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