Liebe Geschwister, in dieser Nacht geht es um ein Geheimnis, um das Geheimnis des Glaubens. Das Geheimnis des Glaubens können unterschiedlich verstehen. Viele Menschen machen ein Geheimnis aus ihrem Glauben, weil sie glauben, dass es niemanden etwas angeht, was sie glauben, weil sie glauben, dass Glaube Privatsache und damit ihr Geheimnis sei.
Aber kommen wir auf diese Weise weiter, wenn wir aus unserem Glauben ein Geheimnis machen, gewissermaßen eine geheime Verschlusssache?
Vielleicht ist ja die Welt, wie wir sie gerade erleben, Teil dieser Geheimniskrämerei? Denn was geschieht, wenn wir die Liebe einschließen?
Das ist die eine Seite des Geheimnis des Glaubens. Aber dann gibt es ja noch die andere, nämlich, dass der Glaube ein Geheimnis ist, nicht weil er verborgen bleiben soll, sondern weil der Glaube so tiefgründig und über alle Maßen so erstaunlich ist, dass er unser menschliches Verstehen übersteigt.
Vielleicht ist das ja auch ein Grund dafür, dass unsere Welt so ist, wie sie gerade ist, wie sie geworden ist? Vielleicht glauben ja viele Menschen, dass sie nicht glauben können, weil sie das Geheimnis nicht verstehen, weil sie Glauben mit dem Verstand erfassen wollen und nicht mit dem Herzen? Und wenn ich den Glauben nicht verstehe, kann er dann für mich eine Relevanz haben? Und wenn ich nicht mehr erkennen kann, was Glaube bewirken kann und wie Glaube die Welt verändern kann, warum sollte ich dann an Gott glauben?
Sitzen wir etwa in der Geheimnisfalle? Paulus schreibt in seinem Ersten Brief an Timotheus:
Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.
1. Timotheus 3,16
Tja, wenn ich diesen einen Vers meinen Konfis hinlegen würde und sie fragen würde, was das bedeutet, könnte es sein, dass sie das geheimnisvoll finden, dass sie sagen: Das sind lauter Geheimcodes, die wir nicht dechiffrieren können.
Ich glaube, dass das mit zu unseren größten Problemen gehört, dass wir in geheimen Codes über unseren Glauben sprechen, Codes, die wir noch verstehen, aber viele andere nicht. Für viele Menschen sind diese Worte, die Paulus schreibt mit den Hieroglyphen vergleichbar. Sie sehen schön aus, aber nur Eingeweihte verstehen sie.
Drum lasst uns dem Geheimnis des Glaubens ein wenig auf die Spur kommen.
Dieses Geheimnis beginnt mit der Menschwerdung Gottes. In Jesus Christus wurde Gott im Fleisch offenbart. Dies ist das Wunder von Weihnachten – dass der allmächtige Gott sich herabließ, Mensch zu werden, um uns nahe zu sein. In der Krippe sehen wir nicht nur ein Kind, sondern die Erfüllung der Verheißung Gottes, uns zu retten.
Jesus wurde „gerechtfertigt im Geist“, was bedeutet, dass sein Leben und Werk durch den Heiligen Geist bestätigt wurden. Von seiner Geburt bis zu seiner Auferstehung war der Geist Gottes mit ihm, bezeugend, dass er der Sohn Gottes ist.
Er wurde „gesehen von den Engeln“. Die Engel verkündeten seine Geburt den Hirten und dienten ihm während seines Lebens. Sie waren Zeugen seines göttlichen Auftrags und seiner Herrlichkeit.
Das Evangelium wurde „verkündigt unter den Heiden“ und „geglaubt in der Welt“. Die Botschaft von Jesus Christus hat die Herzen vieler Menschen erreicht und verändert, und auch heute noch verbreitet sich diese frohe Botschaft in der ganzen Welt.
Schließlich wurde er „aufgenommen in die Herrlichkeit“. Nach seinem Sieg über den Tod kehrte Jesus in den Himmel zurück, wo er zur Rechten Gottes sitzt.
Besonders in diesen Tagen nach dem schrecklichen Ereignis von Magdeburg suchen wir Trost und Hoffnung. Und gerade in solchen Zeiten erschließt sich mit einem Male Menschen das Geheimnis des Glaubens, weil sie in unseren Kirchen Zuflucht und Trost suchen und finden können. Im Geheimnis des Glaubens ist die tiefe Botschaft der Hoffnung und des Trostes enthalten, die wir in diesen Zeiten brauchen, die uns hält, die uns nicht aufgeben lässt, das Gute zu suchen und zu leben. Das Beste zu hoffen und Gott darum zu bitten.
Der kleine Vers, mit so viel Inhalt ist schon ein Glaubensbekenntnis. Paulus bekennt sich und macht aus dem Geheimnis kein Geheimnis, sondern gibt es Timotheus als Trost und Stärkung mit auf den Weg.
Jesus Christus wurde mitten unter uns Mensch. Er erlebte die Zwiespalte, in den denen wir leben. Er erlebte das Leid und den Schmerz der Welt, in der wir leben. Jesus Christus ist einer von uns. Er kennt unsere Sorgen, unsere Leiden und hat sie selbst erfahren.
Das Geheimnis des Glaubens ist eigentlich ein offenes Geheimnis, das uns sagen möchte, dass Gott uns nicht fern ist, sondern nahe ist, um uns zu trösten.
Jochen Klepper hat so wunderbare Worte dafür gefunden:
Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.Jochen Klepper
Paulus verrät uns das Geheimnis des Glaubens, und das bedeutet, dass das Böse und der Tod nicht das letzte Wort in unserem Leben und in unserer Welt haben.
Durch seine Auferstehung hat Jesus Christus den Tod besiegt und uns damit die Hoffnung auf ein neues Leben gegeben, ein Leben, in dem die Liebe regiert und uns führt. Diese Hoffnung kann uns auch in dunklen Zeiten tragen.
Lasst uns in dieser Weihnachtszeit über das Wunder nachdenken, dass Gott uns so sehr liebt, dass er Mensch wurde, um uns zu erlösen. Dieses Geheimnis des Glaubens lädt uns ein, die Tiefe und Schönheit der Beziehung zu Gott durch Jesus Christus zu entdecken. Möge dieses Geheimnis des Glaubens unser Herz mit Freude und Hoffnung erfüllen.
Amen.
Pfr. Martin Dubberke
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