Pfr. Martin Dubberke
Sonntag Rogate 2024 | Bild Martin Dubberke

Fürbitte hilft!

Liebe Geschwister, es ist heute nicht zu überhören: Es geht ums Beten, Bitten, Danken und die verschiedenen Anlässe fürs Beten. Und es geht um nichts anderes als unsere Beziehung zu Gott, unserem Vater. Vertrauen wir ihm oder nicht? Lassen wir uns auf sein Walten ein oder nicht?

Was beten wir selbst?
Worum bitten wir ihn?

Erst dieser Tage habe ich in einer Zeitung einen Artikel darüber gelesen, dass die Menschen immer weniger beten, dass das Gebet gewissermaßen aus der Mode kommt. Das überrascht nicht, wenn immer mehr Menschen nichts mehr mit Religion in ihrem Leben etwas anfangen können.

Und dann erklingt mir vor meinem inneren Ohr der Satz meiner Großmutter, dass Not das Beten lehren würde. Also, dass Menschen, wenn quasi alle anderen Mittel ausgereizt sind, sich wieder des Gebets besinnen.

Das Gebet ist für mich immer wieder Ausdruck dafür, dass nichts in meinem Leben selbstverständlich ist, dass alles in seiner Hand liegt. Und dann mache ich die Erfahrung, dass ich nahezu täglich darum gebeten werde, für jemanden zu beten, für jemanden Führbitte zu halten. Manchmal ergibt sich das aus einem Seelsorgegespräch, dass wir am Ende gemeinsam beten. Manchmal ist es ein Anruf und manchmal ist es eine WhatsApp-Nachricht mit einer Bitte, für jemanden zu beten, entweder für einen selbst oder für jemanden, der aus der Sicht des Bittenden um die Fürbitte bedarf. Ich habe auch schon im Aldi beim Einkaufen mit jemandem gebetet, der mich angerufen hat und bat, mit ihm zu beten, weil es jetzt und nicht später sein musste, so wie ich immer wieder auch spontan mit Menschen bete, die mir z.B. beim Einkaufen oder auf dem Markt begegnen, die die Gelegenheit nutzen, mir gerade zu begegnen.

Im Predigttext selbst geht es ja um die Fürbitte. Die Israeliten, die mal wieder nicht auf Gottes Spur geblieben sind, haben den Zorn Gottes auf sich gezogen, doch Mose will sein Volk nicht verlieren, es nicht aufgeben, auch wenn es ihm sicherlich gewaltig auf die Nerven geht und vielleicht sogar die Versuchung groß war, Gott einfach machen zu lassen und diese schwierigen Menschen, die einem das Leben schwer gemacht haben, endlich loszuwerden. Führungskräfte haben es eben nicht immer leicht, weil sie es nie allen Recht machen können, weil nicht alle eine Einsicht in die Notwendigkeit mancher Entscheidungen haben, weil sie nicht das große Ganze erfassen, durchschauen und vor allem nicht, wenn es für sie Unbequemlichkeiten bedeutet, wie eben für die Israeliten. Aber Mose bat Gott für sein Volk und Gott erhörte sein Gebet. Ein wunderbarer Hinweis darauf, dass Fürbitte wirkt, selbst, wenn die Menschen, für die man bittet, Gott erzürnt haben. Das ist nicht nur menschliche, sondern auch geistliche Größe, an dieser Stelle über den Schatten eigener Befindlichkeit und Sympathiegefühle zu springen, so wie es Mose hier getan hat.

Auch Dietrich Bonhoeffer hat auf die existenzielle Bedeutung der Fürbitte hingewiesen, als er in seinem Buch „Gemeinsames Leben“ schrieb:

Eine christliche Gemeinschaft lebt aus der Fürbitte der Glieder füreinander, oder sie geht zugrunde. (Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, DBW 5, 2002, S. 73)

Wir beten seit Jahren schon wieder um den Frieden und geben nicht auf, dafür zu beten und zu bitten, weil wir darauf vertrauen, dass Gott den verantwortlichen Menschen ein Einsehen schenkt. Unser Bitten und Beten weist uns aber auch auf die Grenzen unserer Möglichkeiten hin. Vielfach beten wir, wenn es um Dinge geht, die nicht in unserer Macht stehen, die wir aus uns selbst nicht verändern können, in denen wir unsere eigene Ohnmacht verspüren, dem Feind – in welcher Gestalt auch immer – ausgeliefert zu sein. Viele Psalmen künden von solcher Verzweiflung und der Zuversicht, der Erfahrung, dass Gott geholfen hat, den Menschen von seinen Verfolgern, seinen seelischen und körperlichen Qualen erlöst zu haben, an Leib und Seele wieder gesund geworden zu sein.

Nebenbei gesagt, die Psalmen, so auch heute der Psalm 95, machen deutlich, dass zum Bitten auch das Danken und damit das Gotteslob gehören.

In diesen Tagen haben wir einen Menschen unter uns, der uns alle darum bittet, für ihn zu beten. Es ist unsere Pfarrerin Uli Wilhelm, die es hart getroffen hat. Wer auf WhatsApp mit ihr verbunden ist, kann das alles in ihrem Status sehen und lesen und erkennen, wie sehr Uli durch ihren Glauben mit Gott verbunden ist.

Und so wollen wir heute für sie beten, all unsere guten Gedanken auf Uli konzentrieren, ihr die Kraft unserer guten Gedanken und unserer Gebete schicken, damit sie spürt, wie sehr sie von uns geliebt wird.

Heute ist Sonntag Rogate und das heißt: Betet! Lasst uns also beten, was das Zeug hält.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Predigt am Sonntag Rogate, 5. Mai 2024, über 2. Mose 32,7–14, Perikopenreihe VI, in der Markuskirche zu Farchant und der Johanneskirche zu Partenkirchen

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)

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