Pfr. Martin Dubberke
Pfingstsonntag 2025 | Bild: Martin Dubberke©

Frieden lasse ich euch

Liebe Geschwister, das Pfingstwunder, das uns die Apostelgeschichte erzählt, zeigt uns, wie einfach es sein könnte und worauf es ankommt. Nämlich: Eines Geistes zu sein.

Eines Geistes zu sein, bedeutet nicht, dass alle fortan das gleiche denken müssen. Eines Geistes zu sein, heißt auch nicht, immer mit jedermann und jederfrau einer Meinung zu sein. Nein, es heißt, durch ein und den gleichen Geist miteinander verbunden zu sein.

Das Pfingstwunder zeigt uns eindrücklich, welche Überraschung und welches Erstaunen damit verbunden sein kann kann, wenn dieser Geist wirkt.

Er ist brausend und duchaus auch verstörend, weil er etwas in und mit uns bewegt. Er setzt Menschen in Bewegung, macht sie neugierig und dieser Geist, der Heilige Geist schafft Verstehen zwischen den Menschen.

Der Heilige Geist schafft Begeisterung und er lässt Dinge möglich werden, die ohne ihn nicht zustandekämen.

Der Heilige Geist lässt Menschen neugierig werden. Wir erleben in der Apostelgeschichte, wie die Menge zu dem Haus strömte, in dem sich die Jünger aufhielten und jeder verstand sie, obwohl doch alle da draußen aus anderen Ländern gekommen waren und alle andere Sprachen sprachen und verstanden.

Und dann passierte das, was auch heute noch passiert. Während die einen im wahrsten Sinne begeistert und mitgerissen sind, als sie die ganzen großen Taten Gottes hören, spotten die anderen, dass die Jünger unter Alkohol stünden, also nicht Herr ihrer Sinne seien und damit nicht ernstzunehmen.

Das kennen wir heute auch noch. Während die einen, uns, die wir glauben und die Kirche für nicht von dieser Welt halten, sondern für so überflüssig, dass sie gerne den Pfingstmontag als Feiertag für das Bruttosozialprodukt einkassieren würden, gibt es die anderen, die genau wissen, spüren und verstehen, was Jesus Christus uns mit auf den Weg gegeben hat und was das für die Welt bedeuten würde, wenn wir konsequent diesen Geist, der Pfingsten über uns gekommen ist, wirken lassen würden.

Und dann erleben wir noch etwas zweites bei der Erzählung des Pfingstwunders. Auch wenn alle mit einem Male sich sprachlich verstehen, bedeutet das nicht, dass sie verstehen. Denn sonst bräuchte es ja nur noch den Google-Translator oder den Apple Übersetzer auf dem iPhone oder ein anderes Hilfsprogramm. Die Dinger sind total praktisch. Wie oft hat mir das schon geholfen, wenn es an meiner Tür geklingelt hat und jemand etwas von mir wollte, ich aber seine Sprache nicht verstanden habe. Aber so eine App übersetzt nur und dann ist damit auch schon Schluss. Pfingsten geht aber weiter. Der Heilige Geist hat nämlich nicht nur die Jünger erfüllt, sondern hat sie auch noch predigen lassen. Der Heilige Geist wirkte also nicht nur das Sprachwunder, das der Botschaft Jesu Christi die internationale und damit grenzenlose Dimension eröffnete, sondern es ging auch um das Predigen.

Pfingsten hebt noch einmal hervor, wie wichtig die Predigt ist, denn die Predigt erklärt und klärt auf und sie klärt auch die Situation. Deshalb erzählt die Apostelgeschichte auch von der Predigt des Petrus. Es braucht jemanden, der erklärt, damit es kein Missverstehen gibt. Petrus fing ja erst in dem Moment an zu predigen, als die Frage im Raum stand: Was will das werden? Und natürlich auch der Vorwurf, betrunken zu sein.

Die Epistellesung für den Pfingstsonntag endet mit der Ankündigung des Petrus:

Und es soll geschehen:
Wer den Namen des Herrn anrufen wird,
der soll gerettet werden.
Apostelgeschichte 2,27

Pfingsten ist also kein Selbstläufer. Es ist eben nicht so, dass der Heilige Geist einen überkommt und dann ist alles gelaufen, da gibt es keine Passivität, sondern es wird Aktion erwartet, ein Handeln, und zwar ein Handeln im Geiste Jesu Christi und genau dazu öffnet uns der Heilige Geist die Tür. Denn es gibt eine Botschaft, die universal ist und weil sie universal ist, kann sie eine universale Wirkung entfalten, wenn wir diese Botschaft auch zur Tat werden lassen, wenn sie uns im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut und Geist übergeht.

Und genau an dieser Stelle kommt nun der Predigttext ins Spiel. Hier spricht Jesus Christus selbst zu uns:

15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.
16 Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Das ist die zentrale Botschaft: Es geht um die Liebe und die Liebe wirkt das Handeln. Habe ich diese Liebe in mir, die Jesus Christus gelebt hat und uns immer wieder versucht hat, nahe zu bringen,  dann halte ich auch seine Gebote von ganz alleine. Dann stellt das für einen kaum eine Mühe dar, weil es eine innere Selbstverständlichkeit ist.

Jesus Christus sagt auch:

23 Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.

Jesus Christus zu lieben, bedeutet, sein Wort zu halten, also das, was er gesagt und gepredigt hat. Und was hat er gesagt, gepredigt und vorgelebt?  – Die Liebe. Und Liebe löst Liebe aus. Und dann sagt Jesus, dass er und der Vater zu einem kommen werden, um bei ihm Wohnung zu nehmen. Das Wohnung-nehmen ist der Moment des Heilige Geistes.

Und dann spricht Jesus weiter:

24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.
25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.
26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Jesus Christus spricht hier einen wahren Hammersatz: Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht.

Das ist der Gradmesser. Wenn ich mir die Welt anschaue, in der wir leben und wenn ich mir anschaue, was in dieser Welt gerade abgeht, wer hier was erzählt und wie handelt, dann weiß ich doch, wer Jesus Christus nicht liebt und auch nicht auf das Wort des Vaters hört, sondern ganz im Gegenteil, dieses im wahrsten Sinne des Wortes in den Wind schießt. Und wir erleben, was dann passiert: Krieg, Vernichtung, Hass, Fake News, Trolle, die wahnwitzigsten Zölle, Ausbeutung, Zerstörung der Schöpfung, und so weiter und so weiter. Und was erleben wir am Ende? Tiefste Depression, Erschöpfung, Perspektiv- und Sinnlosigkeit, Selbstaufgabe, sich ins Schicksal fügen? Hat doch eh alles keinen Sinn? Kapitulation? – Das ist es doch worauf es in dieser Welt hinausläuft, dass die andere Seite kapitulieren soll, vor Zöllen, vor Raketen, vor Unterdrückung. Das aber ist nicht  das, was Jesus Christus von uns erwartet, sondern das ist das, was der Satan, der Versucher, der, der den Weg des geringsten Widerstands predigt, den Weg der Unterwerfung, gerne hätte.

Wie wohltuend anders und ermutigend ist da die Botschaft, die uns Jesus Christus erzählt?

Und dann lässt mich noch ein anderer Satz aufhorchen – gewissermaßen ein Pfingstwort:

26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Der Heilige Geist ist der Tröster. Pfingsten ist also die Tankstelle, der Moment, der uns daran erinnert, woher die Kraft in uns kommen kann, was die Energie in uns wirkt. Und weil wir in dieser Welt, die so ist wie sie gerade ist, so viel Energie brauchen, brauchen wir auch noch den Pfingstmontag. Wer also den Pfingstmontag streichen möchte, um der Wirtschaft aufzuhelfen und das Bruttosozialprodukt zu stärken, hat nicht verstanden, dass er an der falschen Stellen ansetzt; der hat nicht verstanden, was die eigentliche Ursache für die wirtschaftlichen Probleme unseres Landes oder der Welt ist.

Pfingsten erinnert uns an die Lehre Jesu Christi, denn Pfingsten ist der Tag, an dem der Heilige Geist zu uns kommt und uns lehrt und vor allem erinnert, was durch die Liebe zu Jesus Christus möglich wird, nämlich genau das, wonach wir uns am meisten Sehnen: Frieden. Und nochmal, damit das klar ist: Es geht nicht um einen Frieden, wie ihn sich vielleicht Putin oder Trump oder Xi vorstellen, sondern wie ihn sich Jesus Christus vorstellt, weil nur dieser Friede nachhaltig und von Dauer sein wird, weil es auch ein Friede in Liebe und Freiheit sein wird. Und so schließe ich diese Predigt mit den Worten, die Jesus Christus selbst an uns gerichtet hat, Worte die uns eine Perspektive eröffnen und uns trösten, weil wir heute mehr denn je eine Perspektive und den Trost brauchen, weil mit dieser Perspektive und diesem Trost, das durch uns wirken kann, was uns der Heilige Geist lehrt und woran er uns immer und immer wieder erinnert, nämlich den Frieden Christi:

27 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Johannes 14,15-27

Amen.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt am Pfingstsonntag in der Johanneskirche zu Partenkirchen und Markuskirche zu Farchant am 8. Juni 2025, Perikopenreihe I, Johannes 14,15-27

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