Pfr. Martin Dubberke
Die Hand Jesu (Ausschnitt aus einem Kirchenfenster der Johanneskirche zu Partenkirchen) | Bild Martin Dubberke

Die Hand Gottes

Ist denn die Hand des Herrn zu kurz?
4. Mose, 11,23

Jesus spricht:
Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so solle es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.
Matthäus 18,19

Gott selbst stellt die Frage, ob seine Hand zu kurz sei, denn Mose fehlte die Vorstellungskraft, dass Gott seine murrenden sechshunderttausend Mann Fußvolk, mit denen er aus Ägypten ausgezogen ist, in der Wüste auch nur einen Monat lang mit Fleisch versorgen könne. Und so stellt ihm Gott die rhetorische Frage:

Ist denn die Hand des Herrn zu kurz?
4. Mose 11,23

Natürlich ist die Hand Gottes nicht zu kurz. Aber wir sollten einfach auch in seine ausgestreckte Hand einschlagen, uns von ihm an die Hand nehmen lassen, ihm vertrauen. Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten macht uns ja auch heute noch deutlich, was Gott vermag. Und hätten sie sich von ihm wirklich an die Hand nehmen lassen und ihm durchgehend vertraut und wären nicht auf dumme Gedanken gekommen, weil sie Murren so geil fanden, weil Murren ja viel einfacher ist, als sich von Gott an die Hand nehmen zu lassen und anzupacken, haben sie eben viel länger gebraucht, um ans Ziel zu kommen. Auch in dieser Hinsicht ist die Hand Gottes nicht zu kurz. Sie hätten also viel früher im verheißenen Land ankommen können. Aber so ist das auch heute noch mit uns Menschen. Wenn es uns nicht schnell genug vorwärts geht oder die Lösungen anstrengender sind als uns lieb sind, verfallen wir in vermeintlich einfache Lösungen. Doch das ist ein Trugschluss. Das, was uns dann als vermeintlich einfach Lösung erscheint, macht am Ende die ganze Sache viel komplizierter und ist schließlich auch keine Lösung.

Also sollten wir gleich von Anfang nicht die ausgestreckte Hand Gottes ausschlagen, sondern ihm vertrauen, weil uns so viel Leid erspart bleiben würde.

Aber wo wir schon beim Thema Hände sind, fällt mir natürlich auch das Thema Beten ein. Jesus sagt zu uns, dass wo sich zwei einig werden auf Erden, denen soll widerfahren, worum sie bitten. Wer sich einig ist, ist schon einen wesentlichen Schritt gegangen. Und wer Gott dann bittet, ist ihm gewissermaßen auf halbem Wege entgegengekommen. Aber – auch das dürfen wir nie aus den Augen verlieren -, wenn zwei sich einig sind gegen einen Dritten, wage ich zu bezweifeln, dass ein solches Bitten mit Erfolg gekrönt sein wird.

Wie ich darauf komme? Naja, ich habe mir noch einmal den Kontext angeschaut, in dem Jesus das gesagt hat. Bevor er nämlich auf das Gebet in der Gemeinde zu sprechen kommt, spricht er über die Zurechtweisung, wenn ein Bruder oder eine Schwester sündigt, was dann zu tun ist. Zuerst möge es ein Gespräch unter vier Augen geben, in dem der andere zurechtgewiesen wird. Ist das nicht von Erfolg gekrönt, dann solle man noch ein oder zwei hinzunehmen, damit es Zeugen für die Zurechtweisung gibt und fruchtet das nicht, so wird die ganze Gemeinde hinzugezogen. Sprich, dann wird es so richtig öffentlich. Und hört derjenige nicht auf die Gemeinde, dann gehört er nicht mehr dazu.

Die logische Schlussfolgerung lautet also: Ich kann nicht um eine Sünde bitten, sondern nur um den rechten Weg und dann wird mich Gott an die Hand nehmen, mir den Lösungsweg zeigen und mich bis ans Ziel führen.

Jochen Klepper hat 1938 in seinem Gedicht „Der Tag ist seiner Höhe nah“ mit diesen Worten auf den Punkt gebracht:

Die Hände, die zum Beten ruhn,
die macht er stark zur Tat.
Und was der Beter Hände tun,
geschieht nach seinem Rat.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 30. Mai 2023

Pfr. Martin Dubberke
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