Pfr. Martin Dubberke
Das wahre Licht - Epiphanias in der Johanneskirche | Bild: Martin Dubberke

Das wahre Licht

Liebe Geschwister, Glaube ist die Herausforderung, das Unglaubliche, das Unfassbare zu glauben, es anzuerkennen und auch noch darüber zu sprechen. Daher brauchen wir Symbole und Zeichen, denn die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist etwas so Großartiges, dass man es kaum glauben kann. Und deshalb brauchen wir Bilder, das immerwährende Erzählen von Jesus und seinen Taten, Wundern, Zeichen. All das hat die Menschen so beeindruckt, dass sie es immer weitererzählt haben, andere Menschen begeistert haben und so auch uns.

Und was heißt begeistern anderes, als den Geist weiterzutragen. Und weil wir alle nie den irdischen Jesus persönlich, live und in Farbe erlebt haben, gibt es die Zeichen und Symbole, die unsere Sinne, unsere Gefühle ansprechen, uns öffnen für die Botschaft, die uns Gott mit seinem Sohn gesandt hat.  Die Symbole lassen uns die Nähe Gottes greifbar und spürbar werden.

Nehmen wir nur die Kerzen auf dem Altar, die auf der einen Seite lebendiges Licht sind und mit ihrem Flackern unser Lebenslicht, unsere Vergänglichkeit symbolisieren. Und zugleich stehen sie für das orientierende Licht, das durch Jesus Christus in die Welt gekommen ist. An diesem Licht können und dürfen wir unser Leben ausrichten.

Sie werfen auch das Licht auf die Altarbibel, in der alles steht, was uns Gott mit auf den Weg gegeben hat, damit diese Welt gut sein kann und wir gut in ihr leben können.

Und zugleich stehen die Kerzen auf dem Altar auch als Zeichen für die Gegenwart des Heiligen Geistes und damit für die pfingstliche BeGEISTerung.

Und all das ist möglich geworden durch Jesus Christus. Wir haben es gerade so schön gesungen:

Gieß sehr tief in das Herz hinein,
du leuchtend Kleinod, edler Stein,
mir deiner Liebe Flamme,
dass ich, o Herr, ein Gliedmaß bleib
an deinem auserwählten Leib,
ein Zweig an deinem Stamme.
Nach dir wallt mir mein Gemüte,
ewge Güte, bis es findet dich,
des Liebe mich entzündet.
Evangelisches Gesangbuch 70:3

Die ganze Weihnachtsgeschichte ist voll von Symbolen und Zeichen, die noch heute wirken, unsere Sinne ansprechen und große Emotionen auslösen. Ohne Jesus Christus wären die Gefühle, wäre diese Sehnsucht nach einer heilen Welt, die wir mit ihm verbinden, nicht möglich geworden.

Und so ist auch die Dunkelheit der Heiligen Nacht ein Symbol, weil sie für die Dunkle in unserem Leben steht, die Orientierungslosigkeit – oder wie Martin Buber es mal formuliert hat – die „Gottesfinsternis“. Wäre da nicht das Licht in der Krippe, das durch Jesus in die Welt gekommen ist, würden wir noch immer in der Finsternis leben.

Wäre es jetzt hell in unserer Johanneskirche, würden wir unseren Blick nicht auf das Licht in der Krippe konzentrieren, unseren Blick nicht auf das Geschehen in der Krippe, auf Jesus Christus, auf unseren Heiland fokussieren.

Wenn ich nun darum bitten würde, wieder das Licht anzumachen, würde die ganze Stimmung zerstört und alles Ablenkende würde wieder auf uns hereinbrechen.

Und damit würden wir wieder zweierlei erkennen: nämlich wie wichtig es ist, sich auf dieses Licht, das von Jesus ausgeht, zu konzentrieren, so sehr, dass man es auch dann nicht aus dem Blick verliert, wenn alles andere Licht um uns herum davon ablenken könnte, denn nur dieses Licht verschafft und Orientierung in der Dunkelheit unserer Zeit.

Und ja, wir erkennen in diesem Licht den Heiland, der das Heil in diese Welt bringt, der heilt und Menschen miteinander verbindet. Nicht umsonst hat er so viele Menschen in seinem Leben geheilt und nicht ohne Grund hat er immer wieder zu den Geheilten gesagt: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

Der Glaube an das Heil durch Jesus wirkt Heilung. Und so wird unser Glaube auch durch die Heilung fassbar. Wenn wir an den dreieinigen Gott glauben, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, werden wir, weil wir uns in seinem Licht bewegen, daran mitwirken, sein Heil in diese Welt hinauszutragen und wirken zu lassen, so wie es einst die Hirten getan haben.

Ein anderes Symbol ist der Stern, der die drei Weisen oder auch Könige zu Jesus geführt hat. Ein großartiges Bild dafür, dass Jesu Leben, Wirken und Botschaft nicht allein auf Israel begrenzt war, sondern nur eine globale Bedeutung hatte. Denn die Schöpfung ist global. Der ganzen Welt gilt die Botschaft, dass Jesus das Angebot, die Wurzel des Heils für die ganze Welt ist.

Und diese drei Männer brachten nun wieder drei Symbole mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Schon Jesaja sagt – wir haben es ganz am Anfang des Gottesdienstes gehört -, dass der Reichtum der Völker zu ihm kommen wird. Und er nennt u.a. Kamele, Gold und Weihrauch.

Die Reichtümer stehen damit im Besitz Gottes und nicht mehr des Menschen. Das, was der Mensch Gott gibt, wird am Ende auch gut für die Menschen sein, weil es kein Gewinnstreben des Einzelnen mehr geben wird. Der Reichtum, der zu Gott gebracht wird, ist Ausdruck der Wertschätzung Gottes und er ist das Ja des Menschen zu Gott, ihm zu dienen und nicht dem Reichtum an Dingen, weil Gott der Reichtum meines Lebens ist.

Also, die drei Weisen haben nun Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe zur Krippe im Stall gebracht. Alle drei Dinge sind wertvoll und zugleich sind sie die Symbole, die die Krippe im Stall zum Thron des Königs werden lassen.

Gold

Da ist auf der einen Seite das Gold.

Ich habe hier mal so ganz symbolisch Gold mitgebracht. Gold symbolisiert mit seinem Glanz, seiner Reinheit und seinem Wert die Herrlichkeit Gottes, Nicht umsonst gab es im alten Tempel so viel Gold und Vergoldetes, so wie auch heute noch in vielen Kirchen. Gold symbolisiert die Macht. Wer es hat, der hat die Macht, den Reichtum und damit alle Möglichkeiten. Und Gott hat alle Möglichkeiten. Gott gehören diese Insignien der Macht.

Weihrauch

Ja, ich habe auch Weihrauch mitgebracht. Diese kleinen Kügelchen, dieses Harz stammt vom Weihrauchbaum und muss vom Stamm geschabt werden. Das ist eine mühsame Arbeit. Und in unseren Zeiten ist es auch schwierig geworden mit dem Weihrauch, weil er aus Äthiopien, dem Oman und Jemen kommt. Viele Weihrauchbäume sind zerstört, den Kriegen zum Opfer gefallen. Das macht ihn noch wertvoller.

Weihrauch spielte im Herrscherkult eine große Rolle. Er wurde zum Empfang eines Kaisers benutzt als Zeichen der Verehrung. Weihrauch ist ein Symbol der Anbetung.

Mit diesem Symbol salben die drei Weisen das kleine Kind in der Krippe zum König. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass dieses Kind nicht nur Rex Judarum, König der Juden, sondern auch König der Welt sein wird.

Myrrhe

Ich habe aber auch Myrrhe mitgebracht. Die habe ich extra für heute Abend gekauft. Nachdem ich so viel in meinem Leben von Myrrhe in der Bibel gelesen habe, dachte ich mir, dass es nun endlich mal Zeit sei, zu schauen, was Myrrhe eigentlich ist. Wie sie ausschaut und wie sie duftet. Und eigentlich wird nie mehr über die Myrrhe erzählt als, dass sie von den drei Weisen, den drei heiligen Königen Jesus als Geschenk mitgebracht wird.

Also, habe ich sie bestellt und war ganz neugierig. Als ich das Glas aufschraubte, war ich überrascht, denn mir kam ein Duft wie Zimt entgegen.

Auch Myrrhe ist, wie Weihrauch, ein Harz, das vom Myrrhebaum geschabt wird. Auch diese Bäume wachsen nur in Äthiopien, Somalia und dem Sudan.

Myrrhe ist auch ein Bestandteil des heiligen Salböls:

Salböl und Räucherwerk

22 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 23 Nimm dir die beste Spezerei: die edelste Myrrhe, fünfhundert Schekel, und Zimt, die Hälfte davon, zweihundertfünfzig, und Kalmus, auch zweihundertfünfzig Schekel, 24 und Kassia, fünfhundert nach dem Gewicht des Heiligtums, und eine Kanne Olivenöl. 25 Und mache daraus ein heiliges Salböl nach der Kunst des Salbenbereiters. 26 Und du sollst damit salben die Stiftshütte und die Lade mit dem Gesetz, 27 den Tisch mit all seinem Gerät, den Leuchter mit seinem Gerät, den Räucheraltar, 28 den Brandopferaltar mit all seinem Gerät und das Becken mit seinem Gestell. 29 So sollst du sie weihen, dass sie hochheilig seien. Alles, was sie berührt soll heilig sein.

Exodus 30, 22-29

Anders als der Weihrauch, steht die Myrrhe damit für das Heilige, das Heil, das mit Jesus verbunden ist. Und zugleich weist uns die Myrrhe schon an dieser Stelle auf das Leiden Jesu hin. Denn später wird Nikodemus Myrrhe mit Aloe vermischen und als Liebesgabe in die Leichentücher Jesu geben.

Erinnert Ihr Euch noch wie am Anfang des Gottesdienstes Jesaja gesagt hat:

Mache Dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt.
Jesaja 60,1

Epiphanias bedeutet für uns heute, auch in das neue Jahr aufzubrechen, um es im Lichte Jesu zu sehen und zu erleben.

Und noch etwas. Im Predigttext für heute, der im Evangelium des Johannes steht, heißt es:

Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene,
der Gott ist und in des Vaters Schoß ist,
der hat es verkündigt.
Johannes 1,18

Jesus ist das menschgewordene Zeichen Gottes. Mit Jesus hat sich Gott dem Menschen gegenüber ein Gesicht gegeben und damit erinnert Gott uns daran, dass er uns nach seinem Bilde geschaffen hat. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir in jedem Menschen etwas von Gott erkennen können – und auch in uns. Auch daran erinnert uns Epiphanias.

Und schließlich ist mit Epiphanias noch eine weitere Botschaft verbunden: Es gibt in dieser Welt mit all ihren Sorgen, ihrer Dunkelheit für uns eine Zukunft, weil es das Licht in der Krippe gegeben hat.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Predigt am Epiphanias-Abend in der Johanneskirche zu Partenkirchen über Johannes 1, 15-18, Perikopenreihe IV, 6. Januar 2022

Pfr. Martin Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke

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