Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Donnerstag 20230302 | Bild: Martin Dubberke

Wege wagen

Der Herr sprach zu Jakob:  Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land.
1. Mose 28,15

Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.
1. Thessalonicher 5,24

Wer Frieden möchte, muss sich auf den Weg machen. Jakob, der mit seinem Bruder Esau verstritten war, nachdem er ihn um das Erstgeburtsrecht gebracht hatte, träumte von der Himmelsleiter, einer Leiter, die auf der Erde stand und bis in den Himmel hineinragte. Die Engel Gottes stiegen die Leiter auf und nieder und oben stand der Herr, der zu Jakob sprach: Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land.

Danach wachte Jakob aus dem Schlaf auf und legte ein Gelübde ab. Er wolle den Frieden wieder heim zu seinem Vater bringen. Sprich: Diese Geschichte ist eine Friedensgeschichte. Wer Frieden haben möchte, muss nicht nur davon träumen, sondern sich auch auf den Weg machen. Oder, wie es heute Morgen ein Politiker im Radio sagte: „Es reicht nicht, alle vier Jahre das Wort Klimaschutz auf die Plakate zu schreiben, wenn man Klimaschutz wolle.“

Jakob, der sich das Erstgeburtsrecht mit einer List erschlichen hatte, also ein Unrecht begangen hatte, war dem daraus erwachsenen Konflikt aus dem Wege gegangen, war geflohen, hatte sich nicht der Auseinandersetzung mit seinem Bruder gestellt, weil um sein Leben gefürchtet hatte. Aber man kann einem Konflikt nicht immer aus dem Weg gehen, sondern man muss sich ihm auch stellen, wenn man Frieden haben möchte. Doch diesen neuen Weg zu gehen, ist – wie wir gerade tagtäglich erleben – nicht einfach.

Manch einer braucht den richtigen Stups, um sich auf den Weg zu machen. Auch das haben wir in den letzten Monaten immer wieder erlebt. Jakob traute sich nicht, zu seinem Bruder zurückzukehren und ihn um Vergebung zu bitten, damit ein Neuanfang zwischen den beiden Brüdern möglich würde, dass endlich Frieden würde, der auch der Seele Frieden bescheren würde und man einfach nur leben könne, um in all den Schwierigkeiten, den Herausforderungen, die einem das Leben stellen kann, auch wieder die Leichtigkeit des Lebens zu erfahren.

Es braucht eine Idee, eine Vision vom Frieden. Es braucht auch jemanden, der einem Mut macht, diesen Weg dann konsequent zu gehen. Und dieser Weg wird nie ein einfacher sein. So platt das auch klingt, aber so wahr ist. Manchmal klingt die Wahrheit eben doch erstaunlich flach.

Und so öffnet Gott Jakob im Traum den Himmel und lässt seine Engel die Leiter rauf- und runtergehen, um ihm dann von oben aus Mut zu machen, diesen Weg zu gehen. Und er tut etwas absolut Wichtiges: Er verspricht ihm nämlich nicht nur, ihn zu begleiten, sondern auch zu bewahren und dafür zu sorgen, dass er wieder heil nach Hause kommen wird.

Und Jakob lässt sich auf dieses Versprechen ein. Und er tut das aus dem gleichen Grund, wie Paulus. Auch Paulus hat sich auf den Weg gemacht, weil er wusste, dass ihn Gott begleiten würde. Und so schreibt er das auch in seinem ersten Brief an die Thessalonicher, weil er ihnen Mut machen möchte, ihren Glauben zu leben und aus diesem Glauben heraus auch die Kraft für ihr Handeln zu ziehen, weil Gott eben treu ist. Und wenn ich mir jetzt mal den Vers davor anschaue, so schließt sich auch hier wieder der Kreis:

Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch…

Unser Gott ist ein Gott des Friedens und er möchte, dass wir Menschen in unseren Beziehungen zueinander in Frieden leben, was nicht heißt, dass wir uns nicht auch mal fetzen dürfen. Konflikte sollen nicht der Trennung dienen, sondern der Klärung. Und genau deshalb sind sie auch so wichtig für den Frieden, weil ich in einem Konflikt meine eigenen Ängste und Befindlichkeiten zum Ausdruck bringen kann und ich dann am Ende vielleicht sogar feststellen darf, dass die Ängste so unbegründet waren wie zwischen Jakob und Esau, weil die beiden wieder zueinanderfanden.

Wo immer Menschen – und Völker sind halt auch nur Menschen – sich ehrlichen Herzens auf den Weg des Friedens zueinander begeben, wird Gott sie auf diesem Weg behüten.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 2. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

Wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen wollen oder mit mir ins Gespräch kommen möchten oder ein Feedback zu meiner Predigt geben wollen, schreiben Sie mir bitte einfach eine kurze Nachricht:


Eine kleine Buchempfehlung zur Passionszeit

Buchcover - Am Aschermittwoch fängt alles an