Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am DONNERSTAG | Bild: Martin Dubberke

Was fehlt, ist…

Du erfreust mein Herz mehr als zur Zeit, da es Korn und Wein gibt in Fülle.
Psalm 4,8

Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.
Römer 14,17

Oh ja, wenn es mal so wäre. Unsere Tafeln sind ja ein Ausdruck dessen, wofür Essen und Trinken auch stehen kann. Einst gestartet, um Lebensmittel zu retten und denen zu geben, die sie sich nicht leisten können, sind die Tafeln heute quasi der Lackmustest unserer Gesellschaft, unserer Welt. Wenn Menschen zur Tafel kommen und das nicht nur aus dem eigenen Ort, sondern aus der ganzen Welt, dann ist das ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass etwas in dieser Welt nicht stimmt.

Und genau an der Stelle fokussiert uns Psalm 4,8 mit einem Male ganz neu. Der Beter sagt in seiner Not, dass Gott sein Herz mehr erfreut als zu der Zeit, als es Korn und Wein in Fülle gab. Das geht nah, denn es macht deutlich, dass es mehr als die Lebensmittel Korn und Wein bedarf, um ein gutes Leben zu führen, dass es auch das Lebensmittel Gott braucht. Ich weiß, Gott ein Lebensmittel zu nennen, ist vielleicht ein wenig despektierlich, aber es stimmt doch. Gott ist auch ein Mittel zum Leben. Gott hat dieses Leben, diese Schöpfung geschaffen. Und der Beter weist uns auf etwas absolut Elementares hin: „Not lehrt beten.“ Wir nehmen die Fülle immer als selbstverständlich hin und vergessen dabei vollkommen, wer diese Fülle gibt. Erst, wenn die Fülle nicht mehr gegeben ist, wird der Blick auf Gott wieder frei. Rückt Gott wieder mehr in den Mittelpunkt und sei es als Adresse der Klage: „Mein Gott, warum kannst Du es zulassen, dass es mir so schlecht geht?“ Das ist doch schon mal ein Anfang, oder? Wer Gott anklagt und ihm gegenüber klagt, ist kein hoffnungsloser Fall mehr.

Doch was passiert, wenn Gott mit einem Male antwortet? Und er antwortet. Vielleicht nicht in der Weise: „Du, was ich Dir schon immer mal sagen wollte…“ – Nein, er antwortet mit einer Erkenntnis. Wenn ich klage, wenn ich bete, wenn ich hoffe, gelange ich auch zu einer Erkenntnis. Und die Erkenntnis kann zum einen sein, dass ich auch mit weniger in meinem Leben prima auskomme und darüber hinaus auch noch glücklich bin, oder, dass ich die Ursache für die verlorengegangene Fülle an Lebensmitteln, an Freiheit, an Frieden erkenne, nämlich den Egoismus der anderen und vor allem meinen eigenen Egoismus, aber auch, dass die Menschen Gott in dieser Welt und in ihrem eigenen Leben zu wenig Raum geben und geben wollen. Und genau das ist das Gefährliche. Tja, aber das hat ja auch schon Paulus erkannt, sonst hätte er seinen Römern nicht geschrieben, was heute unser Lehrtext ist – also, das, was wir heute lernen könnten, ist:

Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.
Römer 14,17

Ich könnte es auch ein wenig anders sagen: Wenn Essen und Trinken nicht für alle reicht, dann gibt es noch kein Reich Gottes, dann gibt es noch keine Gerechtigkeit und keinen Frieden und keine Freude im Heiligen Geist. Und genau in einer solchen Zeit leben wir. Wir sind im Moment sehr weit vom Reich Gottes entfernt. Und doch, liegt es am Ende auch an uns selbst. Wenn wir Gott vorbehaltlos in unserem Leben zulassen, zuerst an Gott und nicht an uns selbst denken, dann kommen wir dem Reich Gottes, dem Frieden, der Gerechtigkeit und damit auch der Freude im Heiligen Geist jeden Tag einen Schritt näher.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 26. Januar 2023

Pfarrer Martin Dubberke
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