Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Donnerstag 20230330 | Bild: Martin Dubberke

Vertrauen

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Prediger 3,1

Jesus nahm zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Lukas 18,31

Wie wird der Tag heute werden? Als ich die Losungen aufschlug und sah, dass die Losung mein Lebensmotto ist, musste ich schmunzeln. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich im Studium anfing, mich mit der alttestamentlichen Weisheit zu beschäftigen und mich diese in ihren Bann zog und mich bis zum heutigen Tag prägt. Diese Weisheit ist wie ein großer Schatz. Und ganz besonders prägte mich eben:

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Prediger 3,1

Dieser Vers hat mein Lebens-Timing verändert. Ich lernte, dass ich nichts übers Knie brechen kann, es keinen Sinn hat, bei manchen Dingen Druck zu machen, weil die Zeit noch nicht reif ist. Und das Spannende daran ist, dass ich mit der Zeit eine Veränderung bei mir feststellte. Ich wurde aufmerksamer für genau diese Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass es jetzt der richtige Moment sei. Und dann war alles ok, es lief. Und mit dieser Erfahrung lernte ich dann die Langstrecke. Ja, es gab Dinge, die haben in meinem Leben sogar Jahrzehnte gebraucht, um dann endlich an der Reihe zu sein. Aber, ich wusste immer, dass es kommen würde und ich vertraute darauf, dass mich Gott in dieser Zeit leiten würde, um mir im rechten Moment die Geistesgegenwärtigkeit zu schenken, die ich brauchen würde, um diesen Moment zu erkennen und zu nutzen.

Das ist eine Vertrauensgeschichte. Schließlich gebe ich ja etwas aus meiner Hand. Das ist gut 😉 Wie kann ich etwas aus meiner Hand geben, was ich eigentlich gar nicht in meiner Hand habe? Ich vertraue mich Gott und seinem Walten in meinem Leben an. Natürlich könnte ich auch das, was ich scheinbar in meiner Hand halte auch in meiner Hand behalten, aber dann würde ich zu Gott auf Distanz gehen, mich von ihm lösen, ihm gewissermaßen misstrauen.

Ich bin in meinem Leben sehr gut damit gefahren, mich auf das Walten Gottes in meinem Leben einzulassen. Aber, auch das muss ich ganz ehrlich zugeben, ist nichts, das von heute auf morgen funktioniert hat, nur weil ich mich jetzt mal dazu entschieden habe. Das ist ein Prozess, der mich ans Schwimmenlernen erinnert. Sprich, am Anfang schwimme ich am Beckenrand, weil ich noch unsicher bin und mich so ganz schnell mit einer Hand am Beckenrand festhalten könnte und mein Schwimmlehrer mich ganz schnell retten kann. Doch je mehr ich mich auf das Wasser einlasse und meiner Fähigkeit zu schwimmen vertraue, desto weiter entferne ich mich vom Beckenrand und genieße die Selbstverständlichkeit, wie ein Fisch im Wasser schwimmen zu können, weil ich Sicherheit gefunden habe. Und genauso ist es, wenn ich mich auf Gott einlasse. Je mehr ich Gott vertraue, desto mutiger werde ich dabei, desto schöner wird es.

Ich bleibe mal beim Bild mit dem Schwimmenlernen. So ein Schwimmlehrer bringt mir ja alles bei, was ich brauche, um nicht unterzugehen und zu ertrinken, sondern mich wunderbar über Wasser halten zu können, schwimmen zu können. So wie es Lehrer nun einmal tun.

Jesus Christus ist auch ein Lehrer gewesen und er hatte eine eigene Klasse mit zwölf Schülern, seinen Jüngern, denen er alles beigebracht hat, was wichtig ist, damit sie danach leben konnten und, dass sie dieses Wissen weitergeben konnten.

Der Lehrtext stammt aus der dritten Ankündigung des Leidens und der Auferstehung Jesu Christi. Jesus bereitet die Jünger allmählich darauf vor, dass er nicht alle Zeit physisch unter ihnen sein wird, sondern, dass es einen Zeitpunkt geben wird – eine rechte Zeit – in der alles vollendet sein wird, wie es durch die Propheten geschrieben ist. Jesus wird dann nicht mehr neben ihnen stehen und gehen, sondern in einer anderen Weise bei ihnen sein.

Jesus bereitet seine Jünger darauf vor, dass sie ihm auch dann vertrauen dürfen, sich auch dann voll und ganz auf ihn einlassen dürfen, weil sie es bis dahin gelernt haben werden, in seinem Sinne zu leben und lehren. Und dieses Projekt war sehr erfolgreich. Die zwölf Jungs haben sich – wenn auch mit ein paar Schwierigkeiten – darauf eingelassen und es geschafft, dass auch wir uns heute noch auf Jesus einlassen, er für unsere Lebensführung eine prägende Bedeutung hat, dass wir uns ihm anvertrauen. Jesus ist damit nie aus der Welt gewesen, sondern immer mitten unter uns.

Und weil das so ist, kann ich mich in und mit meinem Leben ihm jederzeit anschließen und mich von ihm durch mein Leben leiten und begleiten lassen, in hellen wie in dunklen Zeiten. Und je mehr Menschen dies tun, desto schöner und friedlicher wird es auf dieser Welt werden, weil sich auf Jesus einzulassen auch immer bedeutet, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 30. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
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