Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Freitag 20230331 | Bild: Martin Dubberke

Loben, loben, loben

Die Israeliten schrien zu dem Herrn, und der Herr erweckte ihnen einen Retter, der sie errettete.
Richter 3,9

Zacharias sprach:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk.
Lukas 1,68

Als die Israeliten zum Herrn schrien waren sie in einer ziemlich misslichen Lage. Sie waren in die Hände des Königs von Mesopotamien gefallen, dem sie nun dienen mussten – ganze acht Jahre. Dann schrien sie zum Herrn, dass er sie erretten möge. Gott erhörte sein Volk und machte Otniel zu ihrem Richter – also ihrem Regenten. Dieser kämpfte erfolgreich gegen den König von Mesopotamien und sie hatten vierzig ruhige Jahre im Land.

Eine Erfolgsgeschichte? Naja, man muss bei der Gelegenheit auch noch einmal etwas tiefer schauen. Wie kam es eigentlich dazu, dass die Israeliten in die Hände des Königs von Mesopotamien geraten sind? – Sie hatten einfach den Herrn vergessen und dienten anderen Göttern. Und da zog Gott dann doch die Konsequenzen und entzog sich ihnen gewissermaßen. Heute würde man wohl sagen: „Na, seht mal zu wie ihr alleine zurechtkommt, wenn ihr glaubt, dass euch Götterbilder helfen können.“ Es ist immer eine Frage, auf wen ich setze, auf wen ich mich verlassen möchte? Dass die Israeliten in die Hände eines fremden Königs gerieten und ihm auch noch dienen mussten, war also eine hausgemachte Katastrophe.

Und genau das haben die Israeliten nach acht Jahren kapiert und Gott um Hilfe angeschrien. Sie hatten aus der Katastrophe heraus die Einsicht gewonnen, dass etwas anders laufen muss.

Das geht uns heute ja noch genauso. Wir sagen halt, dass man aus Schaden klug wird. Das stimmt, aber dem schließt sich ja gleich die Frage an, ob man auch aus Schaden klug bleibt.

Wir erleben das ja gerade beispielhaft in der Politik. Haben wir aus drei Jahren Corona mit Lieferengpässen, mit Lieferabhängigkeitsketten und vielem anderen mehr nichts gelernt? Seit mehr als einem Jahr gibt es den Krieg in der Ukraine, der ebenfalls uns alle fordert, weil er auch auf der wirtschaftlichen Ebene geführt wird. Dieser Krieg hat unsere einseitigen Abhängigkeiten deutlicher denn je gemacht. Dieser Krieg hat auch viele andere unserer Schwächen in Europa für alle deutlich gemacht, nämlich wie schlecht unsere Verteidigung aussieht. Dieser Krieg bringt so vieles ans Tageslicht, was wir vernachlässigt haben. Also, alles, was wir erleben, ist eine Folge unseres Handelns und es stellt sich die Frage, ob wir nachhaltig daraus lernen werden. Die Israeliten hatten nach acht Jahren so viel gelernt, dass sie den Herrn anschrien und um Rettung baten, was Gott auch tat, so dass sie wieder vierzig Jahre Ruhe im Land hatten. Doch kaum als Otniel verstorben war, hatten die Israeliten vergessen, was die Ursache für vierzig ruhige Jahre gewesen ist, und haben mit dem ganzen Mist von vorne angefangen, so dass sie nun dem König von Moab für die nächsten achtzehn Jahre dienen mussten.

Und was in der Politik für alle Menschen offensichtlich ist, geschieht auch im individuellen Leben. Also, lernen wir aus unseren Fehlern? Werden und vor allem bleiben wir aus Fehlern klug? Im Allgemeinen – und das kann man ja schön am Beispiel der Israeliten sehen – sieht es so aus: Geht es dem Esel zu gut, geht er aufs Eis. Ich glaube, dass das eines unserer größten Probleme ist, dass wir leichtsinnig werden, wenn es uns zu gut geht, wenn wir glauben, dass es ewig so weitergeht, wie es gerade läuft, so dass wir uns vom festen und sicheren Fundament entfernen und unsere Existenz auf etwas so zerbrechlichem wie Eis aufbauen. Da kann man am Ende nur auf die Nase fallen – und das ist noch harmloseste.

Welche Schlussfolgerung könnte ich nun aus der Losung ziehen? Vielleicht: Wer Gott nicht lobt, wird ihn irgendwann um Hilfe anschreien?

Zacharias, der Ehemann Elisabeths, der Mutter Johannes des Täufers, lobte nach der Geburt des Johannes Gott. Im Lob Gottes liegt nämlich die Erkenntnis, dass allein Gott erlöst. Und er erlöst uns von vielem, wie z.B. dem Leichtsinn.

Wer Gott lobt, lebt bewusster, weil er weiß, dass alles, was ist, nicht aus eigener Kraft entstanden ist, sondern weil Gott mit im Spiel war. Wer Gott lobt, ist dankbar und hat erkannt, dass nichts in unserem Leben selbstverständlich ist.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 31. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
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