Nur noch wenige Sonntage und wir befinden uns in der Adventszeit. Alle Welt denkt, dass in der Adventszeit Rot die liturgische Farbe der Wahl ist. Die roten Kerzen am Adventskranz suggerieren uns das zumindest. In unserer Farchanter Markuskirche hat das Mesnerteam allerdings schon lange erkannt, dass es sich hierbei nicht um die richtige Farbe handelt. Daher organisieren Sie für den Adventskranz immer violette Kerzen. Sieht ungewohnt aus, ist aber liturgisch vollkommen korrekt, denn die Adventszeit ist Fasten- und Bußzeit, so wie auch die Passionszeit vor Ostern. Es ist eine Zeit im Übergang, in der wir uns dessen besinnen sollen, was wir in unserem Leben ändern wollen, wo wir umkehren können oder gar müssen. So ist auch am Buß- und Bettag Violett die korrekte liturgische Farbe. Als Farbe des Übergangs und der Verwandlung weist Violett auf hohe Christusfeste, also Ostern und Weihnachten hin.
Spannend wird es am Israelsonntag, dem 10. Sonntag nach Trinitatis. Dieser Sonntag hat seit 2019 nämlich zwei Proprien: zum einen „Kirche und Israel“ und zum anderen „Gedenktag der Zerstörung Jerusalems“. Das ist der einzige Sonntag im Kirchenjahr, bei dem man sich farblich entscheiden muss. Entscheidet man sich für das Proprium „Kirche und Israel“ ist die liturgische Farbe grün. Also die Farbe des Hoffens und Wachsens. Und beim Proprium „Gedenktag der Zerstörung Jerusalems“ kommt Violett als liturgische Farbe zum Tragen.
Dabei muss ich mich an den Organisten in meiner alten Gemeinde erinnern, der nun auch schon sehr lange nicht mehr unter uns ist. Dieser trug jeden Sonntag stets die liturgisch korrekte Krawatte, und die war natürlich in der Passions- und Adventszeit immer eine violett.
Violett wird – wie schon gesagt – als Farbe des Übergangs oder der Verwandlung bezeichnet. So kann Violett z.B. auch als Alternative zu Schwarz bei einem Trauergottesdienst getragen werden. Violett – oder im Volksmund auch Lila – ist die Farbe der Stille und Besinnung, der Umkehr und der Buße. Wo immer Violett zum Einsatz kommt, werden wir daran erinnert, unser Leben wieder neu auf Gott auszurichten – oder eben auf Jesus Christus, denn violett ist ja – wie oben gesagt – die liturgische Farbe vor den hohen Christusfesten.
Nebenbei gesagt: Wenn man weiß, aus welchen Farben sich violett zusammensetzt, kann man hier natürlich auch noch einmal eine theologische Botschaft erkennen. Violett mischt man aus Rot und Dunkelblau – gewissermaßen Nachtblau. Rot steht – wie wir uns aus dem vorangegangenen Kapitel erinnern – für die Liebe und den Heiligen Geist. Blau dahingegen ist zwar in der evangelischen Kirche keine liturgische Farbe, wird aber der Gottesmutter Maria zugeordnet. Rot und Blau – Der Heilige Geist und Maria. Wir wissen ja, was geschah als der Heilige Geist über Maria kam. Es war der Moment, in dem Jesus Christus gezeugt wurde. Und Blau als Farbe für Maria ist die Farbe des Himmels, der Freiheit und auch der Sehnsucht. Denken wir nur an Reinhard Meys Chanson „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“
Im Violett kommt damit das Wirken des Heiligen Geistes zusammen mit der Sehnsucht nach der Freiheit. Und was möchte man anderes in der Zeit der Buße? Nämlich, dass der Heilige Geist in einem die Umkehr bewirke, einen begeistere und man frei wird für ein neues Leben in Jesus Christus.
Pfr. Martin Dubberke
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