Pfr. Martin Dubberke
4. Advent 2025 | Bild: Martin Dubberke & KI

Jesus sagt Ja – Was sagst Du?

Liebe Geschwister, heute geht es um Beziehungsfragen. Da ist zum einen die Beziehung zwischen der Gemeinde und Gott und die Beziehung zwischen der Gemeinde und dem Prediger. Und es geht um Treue und Verbindlichkeit, um Ja oder Nein, ums Predigen und das Amen.

Doch hört erst einmal selbst, was Paulus in seinem zweiten Brief an seine Korinther geschrieben hat:

Gegen den Vorwurf der Unredlichkeit

18 Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. 19 Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm.

20 Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre.

21 Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat 22 und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. 2. Korinther 1,18-22

Um zu verstehen, was Paulus hier schreibt und warum er es schreibt, muss man wissen, dass seine Gemeinde gerade nicht so gut auf ihn zu sprechen gewesen ist. Um das Vertrauen zwischen den beiden war es gerade nicht zum Besten gestellt, nachdem Paulus seine Reisepläne geändert hatte du nicht wie angekündigt nach Korinth gekommen war. Das führte dazu, dass diejenigen, die ihn schon immer ein wenig kritisch gesehen haben, Unzuverlässigkeit und Wankelmut vorgeworfen haben. Und bei manch anderen auch große Enttäuschung eine Rolle gespielt haben mag.

Wer glaubt, dass Paulus das so einfach weggesteckt hat, weil er vielleicht ein cooler Typ gewesen sein könnte, der irrt. Das ist ihm schon sehr nah gegangen, auch emotional. Und ehrlicherweise kann ich das auch in einer gewissen Weise nachvollziehen. Als ich vor Anfang November dem Kirchenvorstand gesagt habe, dass ich die Gemeinde verlassen würde, sagte ein Mitglied unseres Kirchenvorstands zu mir, dass es zwar meine Beweggründe nachvollziehen kann, es aber dennoch wütend auf mich sei.

Vielleicht haben die Menschen in Korinth die Änderung der Reisepläne von Paulus auf der Verstandesebene nachvollziehen können, aber nicht auf der emotionalen Ebene. Da gab es eine Enttäuschung.

Paulus fürchtete die Gemeinde zu verlieren und rang um Versöhnung und Glaubwürdigkeit seines Dienstes. Und das geschah etwas ganz Wichtiges, was auch für uns heute als Gemeinde und als Christenmenschen von nachhaltiger Bedeutung wichtig ist.

Genau in dieser Situation macht Paulus einen sehr geschickten und brillanten theologischen Move, indem er deutlich macht, dass es weniger um ihn als um die Treue Gottes geht. Paulus vergeht. Paulus wird noch viele andere Wege in seinem Leben gehen und er wird sie in und aus seinem Glauben heraus gehen. Wer mit Paulus zu tun hat, wird auch immer mit dem Thema Abschied zu tun haben. Wer mit Paulus in Kontakt kommt, wird aber auch immer mit der Beziehungsfrage zu Gott und zu Jesus Christus konfrontiert. Und da kommt die Treue Gottes ins Spiel. Es geht genau um diese unverbrüchliche und ewige Treue, die Gott zu uns Menschen hat. Das ist die Treue, auf die wir uns verlassen können und um die es letzten Endes immer gehen wird.

Diese Treue soll uns Kraft geben, die Herausforderungen des Lebens zu meistern, durchzuhalten und zu bestehen. Und Paulus – genauso wie seine Mitstreiter Silvanus und Timotheus – macht nichts anderes, als in seinem Predigen genau diese Treue hervorzuheben. Es geht nicht um Paulus, sondern einzig und allein um Gott. Und wenn Paulus, Silvanus und Timotheus predigen, geht es nicht um Paulus, Silvanus oder Timotheus, sondern einzig und allein um Gott. Wenn Paulus predigt, predigt er nicht sich selbst, auch wenn man manchmal, wenn er über seine Erfahrungen und über sich spricht, genau das Gefühl haben könnte, aber tut in diesen Momenten nichts anderes, als Zeugnis abzulegen über seine eigene Beziehung zu Gott. Er ist authentisch, würde man heute sagen. Und genau das hat ihn zu einem so nachhaltig erfolgreichen Prediger und Briefeschreiber gemacht. Aber es geht nicht um ihn, sondern um sein Ja zu Gott und damit auch unser Ja zu Gott.

Und unser Ja zu Gott ist nicht von der Präsenz eines Paulus abhängig, sondern unser Ja ist das Ja Jesu Christi zu Gott. Jesus Christus ist das fleischgewordene, das menschgewordene Ja zu Gott und Gottes Ja zu uns Menschen.

Und dann kommen da diese beiden Verse, die mutmachend klingen, die motivieren sollen, aber für unsere heutigen Ohren kaum noch verständlich wirken:

21 Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat 22 und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.

Was bedeutet „festmachen in Christus“? Was bedeutet „gesalbt und versiegelt“? Und was bedeutet „in unsere Herzen als Unterpfand den Geist zu geben“?

Das bedeutet: Gott macht uns stark für dieses Leben. Er macht uns so stark, dass wir nicht in unseren Lebensstürmen umkippen. Dafür ist unser Ja zu Gott wichtig und dazu ist unser Amen zum Ja Gottes zu uns wichtig. Sprich: Die Stärke unserer Beziehung zu Gott wird sich in unserem Leben spürbar auswirken. Und wenn wir darüber miteinander ins Gespräch kommen würden, glaube ich, würden wir einander aus unserem Glauben darin bestärken, weil jede und jeder von uns sicherlich Geschichten erzählen könnte, wie und wo er Gott in seinem Leben gespürt hat und wie er einen gestärkt hat. So, und genau an dieser Stelle wird deutlich, welche Rolle unser Erzählen und Handeln spielt, um einen lebendigen christlichen Glauben in diese Welt zu bringen, unser Amen, unser „Ja, so ist es und so soll es sein“ ansteckend in dieser Welt wirken zu lassen.

Und dann die Sache mit dem Salben. Jetzt möge mir keiner kommen und sagen, dass das mit dem Salben so eine katholische Angelegenheit sei. Wer von Euch kann sich denn noch an die Krönung von Prince Charles zu Charles III. erinnern? – Das war nicht nur ein großartiger Gottesdienst, der voll von wichtigen Symbolen war, sondern in diesem Gottesdienst wurde Charles auch gesalbt. Und genau darauf spielt Paulus an. In einer Demokratie wird kein Staatsoberhaupt gesalbt, auch wenn es zuweilen salbungsvolle Reden hält. Aber in einer Monarchie, in einem Königtum – und unser Christsein ist vom Königtum Gottes geprägt – spielt die Salbung eine besondere Rolle. Könige wurden mit Öl übergossen als Zeichen dafür, dass sie wichtig sind und einen Auftrag haben. Auch Jesus wurde gesalbt und Gott hat uns in Christus gesalbt. Und das bedeutet, dass auch wir, die wir uns zum Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist bekennen, einen Auftrag haben. Gott macht damit deutlich, dass wir ihm wichtig sind, er uns etwas zutraut und uns in dieser Welt eine Aufgabe gibt, die wir an niemand anderes delegieren können. Auch daran erinnert uns Paulus.

Wer vergangenen Sonntag bei mir im Gottesdienst gewesen ist, wird sich vielleicht daran erinnern, dass ich dort auf einen Satz aus Dietrich Bonhoeffers Werk „Nachfolge“ hingewiesen habe:

„Gott wird uns einmal nicht fragen, ob wir evangelisch gewesen sind, sondern, ob wir seinen Willen getan haben.“

Wir haben einen Auftrag. Wir haben eine Mission und unser Amen ist die Annahme dieses Auftrags.

Und damit komme ich zum Versiegeln. Als ich jung war, fand ich es schick, meine Briefe zu versiegeln. Und ich hatte einen Petschaft mit meinen Initialen. Heute im Zeitalter von eMail, WhatsApp & Co wissen wir nicht mehr, was ein Siegel ist, obwohl es das noch immer gibt, allerdings digital als sogenannte „digitale Signatur“ oder eSeal als elektronisches Siegel. Und auch dieses elektronische Siegel hat die gleiche Funktion wie das Siegel mit Siegellack und Petschaft. Es ist nach wie wie vor die gleiche Mischung aus Unterschrift, Stempel und Sicherheitsetikett. Es macht deutlich, diese Mail ist wirklich von mir und nicht von irgendeinem Bot, der mir Böses will. M.a.W.: Wenn Gott uns versiegelt, bedeutet das nichts anderes als: Wir gehören zu diesem König und das ist echt, da fummelt keiner dran herum. Oder anders formuliert: Gott markiert uns als „zu ihm gehörend“ und sagt: „Ich stehe zu euch.“

Bleibt noch die Sache mit dem Unterpfand. Das ist wie eine Anzahlung oder Kaution: Wir bekommen jetzt schon einen Teil – als Garantie, dass der Rest wirklich kommt. Paulus meint: Gott gibt seinen Geist in unserem Inneren wie eine Art Vorgeschmack und Sicherheit: Meine Zusagen an euch sind echt, ich ziehe sie nicht zurück.

Paulus würde das heute wahrscheinlich wie folgt formulieren, damit wir verstehen, was er meint:

Gott ist der, der euch und uns innerlich stabil macht. Er zeigt: Ihr seid mir wichtig und habt einen Auftrag. Er markiert euch als Menschen, zu denen er gehört.

Und er legt in euch so etwas wie eine innere Anzahl seiner Nähe, damit ihr sicher sein könnt: Ich lasse euch nicht fallen – jetzt nicht und in Zukunft auch nicht.

So, und nun seid Ihr an der Reihe, sind wir dran, das zu sagen und in unserem Handeln wirksam werden zu lassen, wozu uns Paulus mit seinem Predigen eingeladen hat, nämlich:

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt am 4. Advent 2025 – am 21. Dezember 2025 in der Markuskirche zu Farchant und der  Johanneskirche zu Partenkirchen, Perikopenreihe II mit einer Predigt über 2. Korinther 1, 18-22.

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