Pfr. Martin Dubberke

HERR, neige mein Herz nicht zum Bösen!

Ich weiß nicht so recht, ob da in diesen Tagen nicht ein tieferer Sinn hinter der Abfolge der Losungen steckt.

Gestern habe ich mir Gedanken über einen Vers des Propheten Daniel (9,7) gemacht:

Du, HERR, bist gerecht, wir aber müssen uns heute alle schämen.

Hier ging es um ein großes Schuld- und Sündenbekenntnis, die Scham für das eigene Fehlverhalten, die Scham, sich nicht an die Spielregeln Gottes gehalten zu haben, die den Menschen, also uns, von den Propheten in regelmäßigem Nachhilfeunterricht samt Konsequenzen vorgebetet wurden.

Die Einheitsübersetzung übersetzt den zweiten Teil des Verses bildhafter und emotionaler als Luther:

…uns aber steht bis heute die Schamröte ins Gesicht.

Und genau hier schließt die Losung des heutigen Tages an:

HERR, neige mein Herz nicht zum Bösen!
Psalm 141,4

Spontan gesagt, klingt es wie ein kurzes Morgengebet, das man nach dem Aufwachen spricht, wohl wissend, welche Schwächen man hat. Jeder Tag ist ein neuer Start, so zu leben, dass es einem vor Gott nicht die Schamesröte ins Gesicht treibt.

Doch es ist hier anders. Der Beter des 141. Psalms betet, weil er Angst hat, weil er bedrängt wird, von anderen bedroht und unter Druck gesetzt wird. Es ist ein Gebet wider den Opportunismus. Es ist die dringende Bitte, ihn vor der Schlinge und der Falle, die ihm die Übeltäter gelegt haben, zu bewahren (Psalm 141,9).

Der Beter des Psalms 141 weiß, welche Schlinge ihm gelegt worden ist, weiß, welch leckere Speisen die Übeltäter bereithalten. Er weiß, wofür er empfänglich ist, wo seine Schwäche liegt. Er weiß, wie groß die Gefahr ist, gegen die er mit so viel Ehrgeiz stand hält. Er weiß aber auch, dass seine Energien allmählich zu Ende gehen und er nun Beistand braucht, den Beistand, den er nur von Gott bekommen kann.

Und natürlich scheint der Psalm auch die Geschichte eines fortgesetzten Korruptionsversuchs zu erzählen. Die Übeltäter locken ihn in eine Falle, legen eine Schlinge aus, um ihn zu gewinnen. Der Beter weiß aber, dass ein Umkippen gleichbedeutend ist mit dem Fall des Herzens in das Böse, also dem Abfallen von Gott.

Auch unser Leben ist voll von Schlingen und Fallen, gutem Essen, Korruption, Missgunst und Übeltätern. Sie begegnen uns in vielerlei Gestalt. Und immer wollen sie das Eine: Dass wir gottlos leben.

Solange wir aber wissen, was Gutes tun heißt und es auch tun, leben wir nicht gottlos.

Erst, wenn wir es, obwohl wir es wissen, nicht tun, begehen wir eine Sünde, mit der wir uns von Gott entfernen.

Darum ist es wichtig, das Wort Gottes zu lesen, zu hören, es sich zu merken, danach zu leben und zu beten, um sich nicht von Gott zu entfernen.

Nur wenn wir bei Gott bleiben, unser Herz nicht zum Bösen neigen und tun, was im Sinne Gottes Gutes ist, werden mit Gottes Hilfe die Anführer der Übeltäter vom Felsen herabgestürzt.

Jakobus schreibt – und das ist der Lehrtext für heute:

Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde.
Jakobus 4,17

In Managementkursen wird einem vieles beigebracht oder empfohlen. Dazu gehört es zuweilen, sich einen Spruch, ein Motto, eine Gedächtnisstütze aufzuschreiben und sich in einem Bilderrahmen auf den Schreibtisch zu stellen, damit man es nicht vergisst. Bei mir stand mal vor langer Zeit ein NEIN auf dem Schreibtisch, aus dem sich die Empfehlung ableitete: Noch ein Impuls nötig!

Meine Empfehlung: Schreiben Sie sich einfach den Lehrtext

Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde.
Jakobus 4,17

auf eine Karte und stellen sich diese auf Ihren Schreibtisch oder legen Sie sie bei Besprechungen gut sichtbar vor sich hin.

Und dann achten Sie mal darauf, wann es Ihnen schwerfällt, es durchzuziehen, das Gute im Sinne Gottes zu tun. Dann werden Sie schnell merken, wo Sie empfänglich dafür sind, das Herz – ich bleibe im Bild – dem Bösen zuzuneigen.

Und genau das ist der Moment, wo Sie die andere Karte, gleichsam einem Ass aus dem Ärmel ziehen können und dann aus tiefstem Herzen bitten sollten:

HERR, neige mein Herz nicht zum Bösen!
Psalm 141,4

Amen.

Morgenandacht im LAFIM am 31. März 2016 über Losung und Lehrtext des Tages.