Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 19 | Bild: Martin Dubberke

Gast

Irgendwie hatte ich gestern das Gefühl, dass ich die Reminiscere-Woche schon abgeschlossen hatte, aber der Blick in die Losungen belehrte mich dann eines Besseren.

Ich bin nur ein Gast auf Erden.
Psalm 119,19

Genau das ist es, was wir gerne vergessen bei aller Selbstverständlichkeit des alltäglichen Lebens. Ich bin nur ein Gast auf Erden. Ich komme und gehe. Und wie ein guter Gast, muss ich das Hotelzimmer wieder ordentlich verlassen. Gast zu sein, heißt verantwortlich mit dem Anvertrauten umzugehen. Gast zu sein, heißt aber auch immer ein Fremder zu sein. Gott hat uns auf dieser Erde das Gastrecht eingeräumt. So wie unser Leib Gott gehört, so gehört auch die Erde mit allen Menschen, die darauf leben, Gott. Und so, wie die Einrichtung dem Besitzer des Hotels gehört, so gehören Wald, Tiere, eben alles Gott und er hat es uns nur auf Zeit zur Verfügung gestellt, bis ein anderer Gast unseren Platz einnehmen wird.

Wenn wir uns daran erinnern, sollte uns klar werden, dass wir nicht als die Herren oder Herrinnen dieser Welt aufzutreten haben, sondern mit der Bescheidenheit eines guten Gastes. Und so wie in einem Hotel Menschen aus aller Welt mit allerlei Sprachen zusammenkommen und unter einem Dach wohnen, so wohnen auch wir in dieser Welt, auf der wir nur zu Gast sind.

Und so wie es in einem Hotel auch eine Hausordnung gibt, die das Zusammenleben an diesem Ort regelt, hat Gott uns seine Gebote gegeben und seine Weisungen. Gerade gestern war davon noch die Rede. Wie sich doch alles zusammenfügt, wenn man sich nur daran erinnert.

Passionsnotiz Nr. 18 vom 18. März 2017