Pfr. Martin Dubberke
Bild: Martin Dubberke

Das scheinbar Selbstverständliche

Als ich heute kurz nach halb sechs das Haus verlasse, ist es noch dunkel. Die Luft ist frisch, riecht nach dem Grunewald und tut einfach gut. Ich habe das Gefühl, pure Energie einzuatmen. Die Vögel zwitschern. Es ist himmlisch. Noch ein wenig Nacht, alles schläft und doch das volle Leben der Natur.  Über die Schulter gehängt meine Aktentasche und in der Hand meine Sporttasche, bin ich auf dem Weg zur Erfüllung einer meiner Fastenaufgaben – dem Sportstudio.

Auch als ich in Charlottenburg ankomme, die kleine Seitenstraße vom Kurfürstendamm meinem Ziel entgegengehe, höre ich noch die Vögel, wenn auch nicht mehr so zahlreich und so laut wie eben noch zu Hause. Die Luft war frisch, aber sie roch nun nicht mehr nach Wald und als ich an der Taxiwelt vorbeikomme, einer früheren Tankstelle, muss ich plötzlich an jemanden denken, dessen Kind vor vielen Jahren gestorben war. Und im gleichen Moment wird mir wieder bewusst, dass nichts im Leben selbstverständlich ist.

Der HERR ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.
Psalm 18,31

Keinen Atemzug später erfüllt mich Dankbarkeit für das scheinbar Selbstverständliche. Alles, was ich habe, was ich bin, meine Frau, meine Kinder, meine Familie, meine Freunde und auch meine Arbeit, alles was mir selbstverständlich erscheint, ist es in Wirklichkeit nicht. Alles, was ich habe, ist ein großes Geschenk oder treffender ein Segen. Und ich erlebe mich, wie ich den leeren Kurfürstendamm überquere und dabei „Danke!“ zu Gott sage.

Passionsnotiz Nr. 9 vom 9. März 2017