Pfr. Martin Dubberke
Die Verklärung auf dem Berg Tabor | Bild: Martin Dubberke

Das kraftvolle Wirken Gottes

So lass nun deine Kraft, o Herr, groß werden, wie du gesagt hast.
4. Mose 14,17

Maria sprach: Er hat große Dinge an mir getan, der mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Lukas 1,49

Die Israeliten in der Wüste sind nicht viel anders gewesen als wir es heute sind. Menschen voller Ungeduld, nie zufrieden, nicht wirklich gottesfürchtig, zumindest so lange nicht, wie die Versorgungsmentalität befriedigt wird.

Das Volk, das auf geradem Wege hätte ins gelobte Land kommen können, hatte sich alles vermasselt, was man sich nur vermasseln konnte. Und nun befinden sie sich mal wieder in der Situation, dass das alles kippen könnte und Gott einfach das ganze Projekt einstampft, indem er das Volk mit der Pest schlagen, es vertilgen und vernichten möchte. Es hat ja eh alles keinen Sinn. Sie wollen trotz seiner Zeichen, die er unter ihnen getan hat, sie geführt hat, ihnen Lebensmittel in der Wüste verschafft hat, und und und,  nicht an ihn glauben. Und nicht an ihn glauben, bedeutet, ihm nicht mehr zu folgen.

Jetzt könnte ich sagen: Was für ein Gott, der mit seiner Geduld am Ende ist und dann alles zerkloppt. Das ist ein Gott, auf den ich gerne verzichten kann. Nein, so ist es nicht. Gott ist einfach nur konsequent. „Ihr glaubt, ohne mich zurecht zu kommen? Na, dann müsst Ihr auch die Konsequenzen tragen.“

Ja, es ist genau diese Konsequenz, die uns fehlt. Wenn Konsequenz durch Beliebigkeit ersetzt wird, führt diese direkt in den Untergang. Und damit konfrontiert er uns an dieser Stelle wieder.

Wenn wir Gott nicht folgen wollen, führt das in den Untergang. Das ist heute nicht anders als genau zu dem Zeitpunkt, als Mose und Aaron vor der gesamten Versammlung der Gemeinde der Israeliten auf ihr Angesicht fielen, um die Navigation des Volks wieder neu zu zentrieren und der Route Gottes wieder zu folgen. Doch was drohten die Israeliten an? Nichts weniger als einen Staatsstreich, eine Revolution, weil sie Mose, Aaron und den ganzen Führungsstab steinigen wollten. Tja, es ist eben damals wie heute das gleiche: Die Menschen machen immer die da oben für ihre Lage verantwortlich und leugnen damit ihre eigene Verantwortung. Doch genau in dieser Situation erschien dann – wie es im Vierten Buch Mose so schön beschrieben wird – die Herrlichkeit des Herrn über der Stiftshütte. Was für ein genialer Dreh Gottes. Ausgerechnet über der Stiftshütte erscheint seine Herrlichkeit, also dem Ort, an dem die beiden Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt werden. Allein das schon ein geistreicher Hinweis darauf, worum es geht und worauf es ankommt: „Hier! Schaut! Genau das habt Ihr vergessen! Ich habe Euch ganz einfache Regeln für Euer Leben gegeben, damit Ihr ein gutes Leben haben könnt! Aber nicht einmal das bekommt Ihr hin und so müsst ihr jetzt mit den Konsequenzen leben.“

Tja, wir leben mit den Konsequenzen eines Gott ignorierenden Lebens. Was ist Krieg? Was ist all das, was wir Klimakatastrophe nennen? Was ist Armut? Was ist Fachkräftemangel? Was ist ein Gesundheitssystem, in dem es nicht einmal mehr Fiebermedikamente für Kinder in der Apotheke gibt? Die Liste könnte ich wohl schier endlos verlängern. All das haben wir, weil wir zwei kleine Gesetzestafeln ignorieren. Unsere Situation ist so verfahren, dass es Jahrzehnte brauchen wird, wenn wir den Kurs korrigieren, bis wir ans Ziel kommen. Und wer von uns wird das dann noch erleben? Schon einmal ausgerechnet, wie lange es bei 35 Millionen Häusern, die wir in Deutschland haben, dauert, wenn jedes Jahr 100.000 Wohnungen an die Fernwärme angeschlossen werden sollen? Yepp! 350 Jahre.

Tja, und genauso hat Gott in der Situation dann entschieden, nachdem Mose ihn davon überzeugt hat, das Volk in seiner vollkommen nachvollziehbaren Enttäuschung und Verärgerung, nicht zu vernichten. Schon allein das muss einem Gott doch sympathisch machen, dass auch er Enttäuschung und Verärgerung kennt und im ersten Moment sogar nachvollziehbar im Affekt handeln möchte, sich dann aber von einem Menschen wie Mose überzeugen lässt, einen anderen Weg zu gehen. Und Mose hat diesen Sinneswandel mit dem Satz untermauert:

So lass nun deine Kraft, o Herr, groß werden, wie du gesagt hast.
4. Mose 14,17

Die größte Kraft ist nämlich nicht die Kraft der Zerstörung, sondern des Lebens.

Gott lässt sich von Mose überzeugen und vergibt. Er vernichtet zwar nun nicht mehr das Volk, aber er setzt ein mahnendes Zeichen: Alle Männer, die Gott zehnmal versucht und seiner Stimme nicht gehorcht haben oder ihn gelästert haben, sollen nicht das Land sehen, das er versprochen hat. Eine harte und warnende Entscheidung.

Aber, es ist eben wie heute. Und mal ganz direkt gefragt: Lästere ich nicht Gott, wenn ich z.B. seine Schöpfung missachte? Ja, ganz bewusst sage ich „ich“. Es ist nicht immer eine Frage der Obrigkeit. Auch das macht uns die Geschichte, die hinter der Losung von heute steht, deutlich. Es liegt an jedem einzelnen Menschen, denn die Gebote Gottes sind allen Menschen gegeben und somit die Richtschnur für ein gutes Leben in Frieden, Freiheit und Auskömmlichkeit.

Und so ist es gut, dass uns mitten im Jahr der Lehrtext mit Maria und ihrem Lobgesang noch einmal daran erinnert, dass Gott uns nicht aufgegeben hat. Gott hat uns seinen Sohn Jesus Christus als ein Vorbild geschenkt, der uns gezeigt hat, dass die Verantwortung bei jedem einzelnen Menschen liegt, dass jeder Mensch in seinem Umfeld die Dinge angehen und ändern kann. Und je mehr Menschen das aus sich selbst heraus tun und dem Beispiel Jesu nachfolgen, desto sichtbarer und kraftvoller wird das Wirken Gottes in unserer Welt.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 13. Juni 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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