Pfr. Martin Dubberke
Brot | Bild: Martin Dubberke

Brot

Der Herr sättigte sein Volk mit Himmelsbrot. Er öffnete den Felsen, da strömten Wasser heraus, sie flossen dahin als Strom in der Wüste. Denn er gedachte an sein heiliges Wort.
Psalm 105,40-42

Unser tägliches Brot gib uns heute.
Matthäus 6,11

Es sind keine einfachen Zeiten, in denen wir leben. Die Welt ist unberechenbarer geworden. Wir spüren das nicht jeden Tag und es ist uns auch vielleicht nicht jeden Tag und jeden Augenblick bewusst, aber wenn wir die Nachrichten anschauen oder die Zeitung lesen, werden wir wieder daran erinnert, dass diese Welt nicht im Frieden lebt, dass das Leben, das wir führen seit vielen Jahren in Frage gestellt wird. Erst die Corona-Jahre, der Krieg in der Ukraine, der ja auch noch einmal die ganze Klimafrage hat spürbarer werden lassen. Es kommen, weil es in vielen Regionen unserer Welt keinen Frieden, keine Freiheit und sehr viel Armut gibt, viele Menschen zu uns, die nach dem suchen, was wir haben, nämlich Frieden, Freiheit und ein Sozialsystem, das ziemlich einzigartig auf dieser Welt ist. Und zugleich stellt uns genau das vor große Herausforderungen.

Wir wissen nicht, was aus vielen Arbeitsplätzen und Unternehmen in unserem Land wird. Uns fehlen Fachkräfte. Ich muss doch nur auf die Straße gehen. Da brauche ich keine Zeitung, kein Fernsehen, keine Interviews mit Arbeitsministern und Co., um zu sehen, woran es fehlt. Die Geschäfte überbieten sich mit Stundenlöhnen deutlich über dem Mindestlohn, mit Prämien und vielem anderen mehr. Die Liste der Menschen, die der Edeka sucht, ist lang. Der Aldi wirbt um Mitarbeiter mit handgeschriebenen Stellenangeboten auf den Laufbändern an der Kasse. Im Café wird auf dem Display der Kasse angezeigt, dass nach Servicekräften gesucht wird. Ein anderes Café hat einen ganzen Bereich geschlossen, weil sie nicht genug Leute finden, um noch diese Tische zu bedienen. In den Schaufenstern hängen in vielen Geschäften Suchschilder. Die Folge: Die Öffnungszeiten sind ausgedünnt. Manche Gastwirtschaft hat mittlerweile mehr als nur einen Ruhetag. Das ist das, was ich sehen kann, wenn ich auf die Straße gehe. Naja, und das mit dem Industriestrom ist ja auch eine spannende Frage. Was wird am Ende dabei herauskommen? Viele Firmen denken darüber nach, ihre Standorte in Länder zu verlagern, wo sie bessere Konditionen haben. Und was ist dann?

Wir leben in einer Zeit, die nach Orientierung sucht. Wir sind nicht so ganz freiwillig aufgebrochen, was z.B. die Stärkung der erneuerbaren Energien betrifft. Da musste erst ein Krieg ausbrechen, der unsere Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten existenziell hat deutlich werden lassen. Ein wenig mutig gesprochen, könnte ich jetzt für das russische Gas und das russische Öl das Bild der Fleischtöpfe Ägyptens bemühen. Den Israeliten ging es in der ägyptischen Fremde ja nicht schlecht. Sie hatten Arbeit, Geld und genug zu essen. Und dann kam Mose und sagte zu Ihnen: „So, Gott hat uns eine bessere Zukunft und wieder ein eigenes Land versprochen. Lasst uns in eine gute Zukunft aufbrechen!“

Das haben die ja nicht so ganz freiwillig gemacht. Es hat schon einen Moment gedauert, bis sie sich auf den Weg gemacht haben. Und der Pharao wollte sie ja auch nicht aus dem – um es mal so zu sagen – Vertragsverhältnis entlassen. Schließlich waren die Israeliten ein wesentlicher Faktor des Wohlstands seines Landes. Aber, sie sind dann schließlich in einer Nacht- und Nebelaktion aufgebrochen in eine für sie ungewisse Zukunft. Sie haben sich auf das Versprechen Gottes und auf Mose verlassen. Und ich glaube, sie haben nicht alle in vollem Umfang erfasst, was es wirklich bedeutet hat, sich auf den Weg zu machen, ein vollkommen neues Leben zu führen, die Existenzgrundlage auf vollkommen neue Beine zu stellen und sich wirklich in allem auf Gott einzulassen. Sie hatten nicht mehr als das Versprechen Gottes.

Wir wissen, dass dieses Projekt mit vielen Problemen behaftet war. Das Volk hat gemurrt. Das Volk hat sich eine andere göttliche Führung gesucht, weil die Menschen dem Herrn nicht mehr getraut haben. Also haben sie sich ein Goldenes Kalb geschaffen, um das sie herumgetanzt haben und es angebetet haben. Auch das haben wir heute wieder. Nicht umsonst boomt der Rechtspopulismus in unserem Lande so sehr, weil er einfache Lösungen verspricht. Aber hat das Goldene Kalb wirklich das Leben der Menschen verbessert? Hat das Goldene Kalb die Menschen an ihr Ziel geführt? – Nein.

Wir erleben gerade in unserer Gesellschaft geprägt von der Klimaveränderung, dem Krieg mit all seinen Folgen, der weltwirtschaftlichen Veränderung, in der Länder wie China und Indien die neuen bestimmenden Wirtschaftsmächte dieser Welt werden und damit auch das bisherige Weltwirtschaftssystem in Unruhe versetzen, einen Veränderungssprozess, der unsere Bequemlichkeit in Unruhe versetzt, der gewohnte Sicherheiten in Frage stellt. Wir leben in einer absolut unbequemen Zeit, die viel von uns abfordert und für manchen vielleicht zu viel, auch von den Politikern. Auch sie sind Getriebene, die überfordert sind. Wir sehen es an den ganzen Streitigkeiten, die es schwierig machen, eine gemeinsame Linie zu finden, die Kräfte zu bündeln. Sie sind eben nicht Mose und Aaron. Und vielleicht sind sie es auch deshalb nicht, weil den meisten von Ihnen der Glaube fehlt. Wer weiß das schon?

Und genau in solchen Zeiten ist es wichtig, sich an die großen Taten Gottes in der Geschichte der Menschheit zu erinnern. Nichts anderes macht der Autor des 105. Psalms. Er lobt Gott für seine Heilstaten in Israels Frühzeit. Er steigt mit einer Aufforderung zum Dank und Lob Gottes ein. Gottes Handeln soll unter den Völkern verkündigt werden. Und dazu gehört auch das, was uns heute mit auf den Weg gegeben wird:

Der Herr sättigte sein Volk mit Himmelsbrot. Er öffnete den Felsen, da strömten Wasser heraus, sie flossen dahin als Strom in der Wüste. Denn er gedachte an sein heiliges Wort.
Psalm 105,40-42

Die Israeliten haben auf dem ganzen Weg durch die Wüste, diese harte und schwierige Zeit, die nur deshalb vierzig Jahre gedauert hat, weil sie so halsstarrig waren, weil sie so gemurrt haben, weil sie immer wieder sich den Erfordernissen der Zeit verweigert haben und so den ganzen Prozess in die Länge gezogen haben, dass ihre Generation so rein gar nichts mehr davon hatte, nicht einen Tag hungern oder dürsten müssen. Gott hat für sie gesorgt. Gott hat es ihnen versprochen. Es war sein heiliges Wort, das er die ganze Zeit gehalten hat, auch wenn sich sein Volk immer wieder von ihm abgewandt hat. Und Gott hat ihnen den Weg gezeigt, dem sie sich aber immer wieder verweigert haben.

Auch das kennen wir doch nur zu gut. Es gibt einen Weg, der die Lösung ist und dieser Weg ist eigentlich überschaubar, aber wenn wir diesen Weg nicht gehen wollen, weil er für uns Veränderung bedeutet, dann wird am Ende des Tages der Weg sehr lang und vor allem mühsam.

Und eigentlich ist es doch genau das, was wir aus dieser Exodus-Geschichte lernen können: Sich auf Gottes Führung zu verlassen, ist der Weg in eine Welt des Friedens, der Freiheit und der Auskömmlichkeit, einer Welt, in der wir uns entwickeln können. Wir müssen ihm einfach nur folgen. Was soll denn schon passieren? Wir werden auf dem Weg weder umkommen noch verhungern noch verdursten. Und wir wissen aus der Geschichte, dass die Israeliten im von Gott versprochenen Land angekommen sind.

Und schließlich wird uns heute noch etwas anderes mit auf den Weg gegeben: Eine zentrale Bitte aus dem Gebet der Gebete, dem Vaterunser.

Unser tägliches Brot gib uns heute.
Matthäus 6,11

Diese Bitte ist Ausdruck unseres Vertrauens, dass Gott es uns an nichts mangeln lassen wird. Daraus schöpfe ich jeden Tag aufs Neue den Mut und die Zuversicht für Veränderungen in meinem Leben, in dieser Welt und nicht zuletzt auch in meiner Kirche. Gott geht mir in meinem Leben voran und lässt mich nicht allein. Das hat er mir fest versprochen.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 31. August 2023

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