Pfr. Martin Dubberke
Beziehungsstörung | Bild: Martin Dubberke

Beziehungsstörung

Liebe Geschwister, aus theologischer Sicht kann ich den Titel der Ausstellung nicht unterschreiben. „Mensch und Natur im Klimawandel“ – das ist eine Situationsbeschreibung. Denn eigentlich geht es nicht um den Menschen und die Natur, sondern es geht um den Menschen in seinem gestörten Verhältnis zu Gott.

In zwei Stunden werden wir nebenan in der Johanneskirche den großen Beichtgottesdienst vor der Konfirmation feiern. Die Jugendlichen haben in Beichtbriefen aufgeschrieben, was sie bedrückt, was sie von anderen Menschen trennt und was sie damit von Gott trennt. Am Ende werden wir diese Beichtbriefe symbolisch verbrennen, denn was vor Gott gebeichtet wurde, ist für das zukünftige Leben gegenstandslos geworden. Es ist vergeben, wenn auch nicht vergessen.

Der Zustand der Schöpfung Gottes, den wir so gerne mit dem Wort „Klimawandel“ beschreiben, ist Ausdruck der gestörten Beziehung zwischen Mensch und Gott. Gestörte Beziehungen wirken sich immer auf das Umfeld von Menschen aus. Und so findet in diesen Bildern, so wie draußen vor unserer Tür oder oben auf den Bergen, wo die Gletscher sterben, oder wenn ich mir anschaue, welche menschlichen und auch ökologischen Katastrophen mit den Kriegen in unserer Welt verbunden sind, diese gestörte Beziehung ihren Ausdruck.

Es wird also deutlich, dass wir umkehren müssen, damit es uns nicht so ergeht, wie den Menschen in Sodom und Gomorra oder bei der Sintflut. Es war nie Gott, sondern der Mensch, der diese Vernichtung der Lebensverhältnisse verursacht und herbeigeführt hat.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Welt machen mit ihren Forschungen immer wieder deutlich, wie richtig das ist, was Gott von uns fordert, nämlich verantwortlich mit seiner Schöpfung umzugehen, denn er hat sie uns in einem vollkommenen, in einem sehr guten Zustand übergeben und anvertraut. Wir Menschen sind dieser Verantwortung nicht gerecht geworden, weil wir unsere eigene Bequemlichkeit, unseren eigenen Komfort in den Vordergrund stellen und uns in unseren Entscheidungen eher dadurch leiten lassen auch durch die Frage, was Gott von uns in diesem Moment erwartet.

Diese Ausstellung macht auf beeindruckende Weise deutlich, dass wir umkehren müssen. Klimafrühling heißt Umkehr, heißt Aufbruch, heißt Buße, heißt Metanoia – also, eines neuen Sinnes werdend.

Der Schöpfungspsalm 104 macht uns auch heute tausende von Jahren später bewusst, dass es um das Lob der Schöpfung geht, um das Lob der Großartigkeit Gottes, die wir in seiner Schöpfung, in der Natur um uns herum erkennen können, um dabei zu erfahren, dass wir selbst auch nur ein Teil dieser Schöpfung sind. Und wenn wir nicht angemessen mit ihr umgehen, werden wir mit ihr untergehen. So einfach ist es. Das nennt man in der alttestamentlichen Weisheit einen Tun-Ergehens-Zusammenhang.

Ich möchte mit einem Gebet Martin Luthers schließen:

Lieber Herr und Gott,
behüte gnädig die Früchte
auf dem Feld und im Garten.
Reinige die Luft.
Gib Regen und gutes Wetter zu seiner Zeit.
Lass die Früchte wohlgeraten.
Lass sie nicht vergiftet werden,
damit wir und das Vieh
durch sie nicht krank werden
oder in anderer Weise zu Schaden kommen.
Viele unserer Beschwerden kommen ja daher,
dass die Luft vergiftet wird
und dadurch Früchte, Wein und Getreide.
Wenn du darein einwilligst,
müssen wir uns den Tod
an unseren eigenen Erzeugnissen
anessen und antrinken.
Darum lass die Früchte gesegnet sein.
Lass sie uns zur Gesundheit heranwachsen.
Bewahre uns auch davor,
sie zu missbrauchen,
um Leben zu gefährden oder Unrecht,
Völlerei und Bummelei zu fördern;
denn daraus erwachsen Unkeuschheit,
Ehebruch, Streit, Betrug, Mord, Krieg
und so manches andere Unheil.
Gib uns vielmehr Gnade,
dass wir deine Gaben
zur Besserung unseres Lebens gebrauchen,
die Früchte unsere Gesundheit fördern
und wir so mit ihnen umgehen,
dass wir es vor dir verantworten können.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Geistlicher Impuls zur Vernissage „Mensch und Natur im Klimawandel“ in der Galerie des Gemeindehauses Partenkirchen am 27. April 2024

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)

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