Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz 22 | Bild: Martin Dubberke

Sich orientieren

„Dann weißt Du, was zu tun ist!“ Irgendwie hast Du Dir das anders gedacht, als du deinen Kaffee getrunken hast und meinem Rat, sich auf eine Tasse Kaffee mit Gott zu verabreden, gefolgt bist. Wahrscheinlich hast du dir doch gedacht, dass du mal alles abladen kannst, was dir ja auch sichtlich gutgetan hat. Aber als es dann darum ging, was anders werden sollte, hast Du mehr auf Gott als auf deine eigenen Gottesgaben, also Dir von Gott gegebenen Möglichkeiten, vertraut. Sei ehrlich, du fühltest dich wie ein Kind, das zu seinen Vater geht und hofft, dass er es schon richten wird.

Ja, ich sehe Dein Kopfnicken wohl. Ich habe mir schon so etwas gedacht. Aber das wundert mich auch nicht. Was glaubst Du, wie oft ich das genauso getan habe. Und am Ende war es dann so, dass ich als Antwort bekam: „Habe ich Dir nicht alle Lösungen in Deine Hand gegeben? Ich habe doch schon mit Dir zusammen im Gespräch die  Lösung gefunden und die Strategie entwickelt. Mehr kann ich nicht für Dich tun. Jetzt bist Du dran. Du willst, dass ich es ändere? Nein, das kannst nur du. Du ganz allein. Alles was ich jetzt noch kann, ist, Dir Mut zuzusprechen und dir den Rücken zu stärken.“

Und weißt du, was ich damals gedacht habe, als mir das zum ersten Mal passiert ist? Was haben die Psalmbeter anders gemacht als ich? Haben die nicht immer wieder davon gesprochen, dass Gott den Feind vernichtet hat? Also, was hat der, was ich nicht habe?

Seit meiner Beschäftigung mit Hiob hätte ich es wissen sollen, dass es so eine Sache ist mit Gott zu rechten und schon bekam ich die passende Antwort: „Schon mal daran gedacht, dass die Reiter, die Soldaten nicht einfach loslaufen können, sondern einen Befehl brauchen? Und nun rate mal, wer ihnen den Befehl gibt?“

Und ich antworte: „Na der, mit dem Du im Gespräch die Lösung und die damit verbundene Strategie erarbeitet hast.“

„Genau. Also, was hindert Dich nun es auch so zu machen?“

Das war damals für mich ein wichtiger Lernprozess, das mir von Gott gegebene Leben in die Hand zu nehmen, selbst und selbständig zu handeln. Und genau das bedeutet der Vers, der diesem Sonntag und damit auch dieser Wiche seinen Namen gibt:

Meine Augen sehen stets auf den HERRN?

Sein Leben nach ihm auszurichten, seine Weisungen, Spielregeln und Gebote stets im Blick zu haben und sich davon leiten zu lassen. Ich sag’s ehrlich, wie oft habe ich mir gewünscht, dass er es für mich regelt, aber nach seinen Weisungen zu handeln und mit ihm im Rücken Dinge und auch sein Leben zu wenden, zu wandeln und umzukehren, ist auch Teil eines glaubhaften Lebens als Christ und es ist ein gelebtes Bekenntnis, das so in deinem Handeln deutlich wird. Und wenn du dir den Psalm 25 genau anschaust, wirst Du auch erkennen, dass der Beter nicht nur um Vergebung, sondern auch um Leitung bittet, ihn also so zu leiten, dass er nicht im Angesicht seine seine zuschanden wird oder anders gesprochen, dass er seine Probleme mit seiner Hilfe lösen kann.

Es hat mich als Christ, mit all meiner Fehlbarkeit, mutiger werden lassen. Ohne dem wäre mein Leben anders verlaufen und bei aller Anstrengung nicht so glücklich geworden. Und dafür bin ich Gott dankbar.

Passionsnotiz Nr. 22 vom 22. März 2017