Pfr. Martin Dubberke
Psalm 23

Weil Gott mein Hirte ist, kann auch ich Hirte sein

Psalm 23. Ein Evergreen. Man kennt ihn. Die Worte sind einem vertraut, auch wenn man ihn vielleicht nicht mehr zur Gänze auswendig kann. Man spricht ihn mit, wie man einen vertrauten Schlager mitsingt, bei dem man sich nur noch an den Refrain erinnert. Ein Psalm für alle Lebenslagen – für Taufen, Konfirmationen, Eheschließungen und den letzten Weg.

Der Psalm 23 ist wie eine warme Decke, wie ein Mensch, der einen in seine Arme nimmt. Der Psalm 23 ist Geborgenheit pur.

Der Psalmsänger beschreibt das Verhältnis zwischen Gott und mir. Der Herr ist mein Hirte und ich bin sein Schaf, so wie Sie, und Sie und auch Sie… halt wir alle seine Schafe sind.

Und was tun Schafe? – Nein, sie tun nicht nichts. Sie liefern Wolle, wärmende Wolle. Und Wärme steht für Liebe, die Geborgenheit schenkt. Wir Schafe Gottes tragen Gottes Liebe in die Welt hinaus.

Und der Herr hütet Sie, Euch und mich, damit die Liebe in der Welt nicht verloren geht. Das ist die eine Perspektive.

Die andere ist die: Ich als Vater bin auch Hirte.

Als Hirten achten wir darauf, dass unseren Kindern nichts geschieht, sie behütet aufwachsen. Das heißt aber nicht, dass wir unsere Kinder in Wolle packen und vollkommen abschirmen, sondern auch die Freiheit geben, eigene Erfahrungen zu machen, eigene Wege zu gehen.

„Dein Stecken und Stab trösten mich…“

Mit dem Stecken wird nicht nur der böse Wolf in die Flucht geschlagen, sondern im Falle eines Falles kann der Hirte ein Schaf, das sich zu verirren droht, mit dem Stecken auch wieder auf den rechten Weg zurück ziehen.

Es ist gut, das als Kind zu wissen und als Vater oder Mutter zu tun.

„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück…“

Es ist die Verlässlichkeit der Beziehung zwischen Gott und mir, die mich stark und mutig macht, mich auf das finstere Tal einzulassen.

Auch das ist unser Auftrag als Eltern, unsere Kinder selbstbewusst werden zu lassen. Und das geschieht durch Liebe, Geborgenheit, Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit.

Weil Gott mein Hirte ist, kann auch ich Hirte sein. Weil ich – weil wir – in Gottes Liebe geborgen sind, können wir diese Geborgenheit auch weitergeben.

Dann wird uns Gutes und Barmherzigkeit folgen unser Leben lang, und wir werden bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Amen.