Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Montag | Bild: Martin Dubberke

Vergänglichkeit & Zukunft

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.
Hiob 14,1-2

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13,14

Na, das ist ja ein Einstieg in die neue Woche. Du kommst frisch aus dem Wochenende und startest gleich mit dem Thema der eigenen Vergänglichkeit in die Woche, in den neuen Tag.

Was heißt denn das, sich der eigenen Vergänglichkeit zu vergegenwärtigen? Etwa: Nimm dich nicht so wichtig?

Ja, das könnte es auch heißen. Nimm dich nicht so wichtig, denn irgendwann muss sowieso alles mal ohne dich gehen. Ja, nimm dich nicht so wichtig, denn Deine Kräfte schwinden. Also, lerne endlich mit Deinen Ressourcen zu haushalten! Nein, du bist auch nicht ewig jung und du darfst dir ruhig mal eingestehen, dass das alles nicht ewig so weitergehen wird. Also stell dir mal endlich die Frage, ob all das, was du tust, richtig und vor allem wichtig ist! Haushalte mit der Zeit, den Kräften, den Fähigkeiten, die du hast. Sei dir deiner Vergänglichkeit bewusst und lebe nicht so, als würdest du ewig auf Erden leben. Verliere dich nicht!

Naja, vielleicht sind diese beiden Hiob-Verse doch nicht so schlecht am Wochenstart? Schau doch mal in deinen Kalender. Wie viele Stunden arbeitest du? Wie viele Stunden hast du Zeit für deine Familie, deine Frau oder deinen Mann? Wie viele Stunden Zeit hast du für dich? Wie viele Stunden Zeit hast du, um dich wieder zu erholen, zu Kräften zu kommen?

O, du merkst, dass du vor allem arbeitest, und dafür auch noch Zeit stiehlst, die eigentlich deiner Familie oder dir gehört? Dann stimmt etwas nicht. Da geht die Rechnung nicht auf und irgendwann bist du wie eine Pflanze, die zu wenig gegossen wird und zu wenig Sonne bekommst. Und nicht nur das, wenn du nämlich die Beziehungen in deinem Leben nicht pflegst, bist du irgendwann allein.

Der Mensch lebt nur kurze Zeit und ist voll Unruhe. Wie groß ist denn deine Sehnsucht nach Ruhe? Wenn Deine Sehnsucht nach Ruhe unstillbar scheint, dann weißt du, dass etwas in deinem Leben in die falsche Richtung läuft.

Wir haben hier – wie schon Paulus sagt – keine bleibende Stadt. Das heißt auch, dass wir mit unserer eigenen Vergänglichkeit zurechtkommen müssen. Das ist nicht immer so einfach. Manchmal gibt es Situationen, in denen du dich sicherlich fragst, ob du das oder das noch in diesem Leben schaffen, vollenden wirst, ob du es vor dem Hintergrund überhaupt noch anpacken sollst.

Manche Menschen werden vor dem Hintergrund der Erkenntnis ihrer eigenen Vergänglichkeit mit einem Male über alle Maßen aktiv und entwickeln ungekannte Energien, sich noch ein Denkmal setzen zu wollen, etwas das bleibt und zeigt, wie toll sie doch gewesen ist. Wie oft habe ich das bei Menschen, bei Kollegen erlebt, die den nahenden Ruhestand im Blick hatten.

Doch damit kann ich meine eigene Vergänglichkeit nicht bezwingen. Ich muss lernen, mit meiner Vergänglichkeit umzugehen. Das bedeutet, für sich selbst zu klären, was mir wirklich wichtig ist. Und genau solche Dinge nicht auf die lange Bank zu schieben, weil sonst der berühmte Zug abgefahren ist.

Tja, und dann erzählt mir Paulus, dass wir nicht die bleibende Stadt haben, sondern die zukünftige suchen. Es bleibt nichts, wie es ist. Ich kann nichts festhalten, was vergänglich ist. Und verrückterweise assoziiere ich ja in diesem Zusammenhang zuerst das irdische Leben, dem das ewige Leben folgt. Aber zugleich schwingt – und das wird mir gerade bewusst – hier noch ein anderer Aspekt mit, nämlich, dass es nicht um das krampfhafte Festhalten dessen geht, was schon immer war, sondern dass es um die Zukunft geht, dass wir alles suchen, was Zukunft möglich macht und werden lässt. Alles ist vergänglich – auch die Zukunft. Und Zukunft wird dort möglich, wo das geschieht, was Paulus gleich im Anschluss an diesen Vers seinen Hebräer schreibt:

So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.
Hebräer 13,15-16

Das bedeutet, Gott nicht nur zu loben, weil Jesus Christus sich für uns und unseren Neuanfang im Leben geopfert hat, sondern auch das zu leben, was wir bekennen und loben. Wir loben also durch die Tat. Das bedeutet nichts anderes als authentisch und damit glaubwürdig zu sein und zu leben. Das bedeutet Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. Mit anderen zu teilen, heißt, mein Leben, meine Gaben mit ihnen zu teilen. Gott hat unser Leben auf Gemeinschaft hin angelegt, weil nur in der Gemeinschaft die Zukunft seiner Schöpfung liegen kann. Wie schon Paulus schreibt: Wir suchen. Es geht am Ende also immer um das Wir, das aus vielen Ichs zusammenwächst. Nur im Wir ist Zukunft möglich. Und das macht uns unsere Zeit heute in besonderem Maße deutlich.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 20. Februar 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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