Ein zwiespältiges Buch, wie alle Erzählbände von Schlink. Ich kann mich noch sehr gut an sein Buch “Liebesfluchten” erinnern, das ich mir mit den allergrößten Erwartungen gekauft und gelesen habe und dann aber so abgestürzt bin, weil es nicht im Ansatz die Intensität seiner Romane besaß.
Bei “Sommerlügen” habe ich, weil ich es mir vom unvergleichlichen Hans Korte vorlesen ließ, zuerst nicht bemerkt, dass es sich um einen Erzählband handelt. Zuerst dachte ich, dass ich nicht aufgepasst hätte und mir ein Stück Geschichte meiner Unaufmerksamkeit zum Opfer gefallen ist.
Doch dann wurde mir klar, dass es sich sich um Erzählungen handelt, die so unvermittelt enden, dass man es zuerst nicht merkt. Das mag vielleicht in der gedruckten Fassung anders sein. Aber es weist auf eine Gemeinsamkeit aller Geschichten hin: Sie enden unvermittelt. Gerne hätte ich den Flötisten des New York Philharmonic weiter begleitet und dafür auf eine Reihe weiterer Geschichten verzichtet.
Berührt hat mich die Geschichte von dem Mann, der an Knochenkrebs erkrankt ist und sich das Leben nehmen wollte, wenn das Leben unaushaltbar würde. Eine wunderbare Geschichte vom Gehen und dann doch Bleiben, der erleben Muss, wie gut aushaltbar das Leben doch sein kann. Aber auch diese Geschichte bleibt offen. Man weiß nicht, wo es am Ende wirklich hinführen wird. Wird es mit dem Helden am Ende doch ein Happy End geben? Nein, es bleibt ein Open End. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was mir die Geschichte in Erinnerung bleiben lässt, weil sie die für Schlink so typische Dichte und Intensität hat, die mich als Leser oder wie in diesem Fall als Hörer das Buch oder den iPod nicht aus der Hand legen lässt.
Mit der letzten Geschichte geht es mir genauso. Ein Plot ganz nach meinem Geschmack: Zwei Leben, die wegen eines Missverständnisses eine ganze andere Wendung genommen haben, die am Ende dann wieder zusammenkommen ohne wirklich zusammenzukommen.
Sämtliche Geschichten sind durch etwas morbides miteinander verbunden. Der Tod spielt irgendwie in jeder der Geschichten eine Rolle, mehr noch als die Lüge, so dass auch der Titel “Sommertode” nicht unpassend wäre.
Audio CD Verlag: Diogenes; Auflage: Ungekürzte Lesung.
(21. Juli 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257802978ISBN-13: 978-3257802979