Pfr. Martin Dubberke

Niemand interessiert sich für den Knecht

Wer denkt eigentlich an den Knecht? Ich habe Kommentare, Predigtmeditationen gelesen, mir sogar Predigten im Internet angeschaut. Und immer fiel mir das gleiche auf. Alle verhandeln sie die Einladung, die Absagen, das Abendmahl in der Reichhaltigkeit seiner theologischen Bedeutung. Aber einer wird kaum berücksichtigt: Der Knecht, der Diener, der Bote.Niemand interessiert sich wirklich für den Diener. Alle schreiben über den Zorn seines Herrn. Irgendwo fällt einmal so ein Satz, wie „Er ist zuverlässig.“ Hat dieser Diener, dieser Knecht nicht sehr viel mehr Beachtung und Würdigung verdient?

Er mußte sich die schlechten und verlogenen Ausreden anhören. Er hatte es auszuhalten.

Denkt keiner der Autoren und Predigerinnen daran, daß auch er so ein Knecht ist, der vom Herrn gesandt ist? Es ist doch unser Auftrag, zu dem großen Abendmahl einzuladen. Schauen wir in die eigenen Gottesdienstreihen. Wie wenige sind zum Abendmahl, zum Gottesdienst gekommen?

Der Text macht mir deutlich, wie wichtig es ist, daß wir uns mit unserem eigenen Botinnen- und Botensein auseinandersetzen müssen. Denn wir machen nicht nur gute Erfahrungen, wenn wir außerhalb unserer Kirchenmauern von der guten Botschaft sprechen, die uns umtreibt. Mir klingen einige abschätzige Sätze von jungen Leuten während des Kirchentags nach. „Da kommen wieder diese Jesus-Bekloppten“, war noch der harmloseste.

Wenn ich mich nicht nur als Christ, sondern noch viel schlimmer, als Theologe oute, mache ich immer wieder die Erfahrung, daß ich für das beschimpft und verantwortlich gemacht werde, was in der Kirchengeschichte von Männern angerichtet wurde, die meinten, im Sinne Christi zu handeln. Dann höre ich immer, daß wir doch die längste Blutspur aller hinter uns herzögen. Wir haben doch die Kreuzzüge gemacht. Wir haben doch die Inquisition erfunden.

Gleichzeitig werde ich als Ganzes in Zweifel gezogen. Wer heute noch an diesen Humbug namens Gott glaubt, der kann doch nicht ganz rund laufen. Da wird man belächelt wie einer, der es immer noch nicht kapiert hat.

Es heute nicht leichter geworden ist, ein Bote Gottes zu sein. Doch das darf uns nicht davon abhalten, weiter Bote zu sein und uns von unseren Erfahrungen zu berichten, uns darüber auszutauschen. Damit wir nicht aufhören, Boten zu sein und uns trotz aller Gefahr immer wieder trauen, den Auftrag des Herrn aufs Neue anzunehmen und in die Welt hinauszugehen, weil wir hoffen und glauben, nicht nur berufen, sondern auch auserwählt zu sein.

Gedanken zum Predigttext Lukas 14, 15-24  Erschienen 2003 in „die Kirche“