„Dünke dich nicht weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen.“ (Sprüche 3,7)
Dieser Satz stammt aus einem Erziehungsgespräch, aus einem Gespräch zwischen Vater und Sohn. Der Vater gibt all seine Erfahrung und Lebensweisheit an seinen Sohn weiter, weil er ihn vor vermeidbaren Gefahren bewahren möchte.
Im Zusammenhang klingt es so:
Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; 3 Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen. Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Dünke dich nicht, weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen. Das wird deinem Leibe heilsam sein und deine Gebeine erquicken. (Sprüche 3, 1-8)
Das Buch der Sprüche steht mir näher als so manches andere Buch der Bibel. Es ist ein einziges Rezeptbuch für das Leben. Gewissermaßen ein Lebensratgeber, so eine Art Simplify your Life-Buch. Denn eigentlich kann alles im Leben ganz einfach sein, wenn man einen einzigen kleinen Grundsatz beherzigt: Den Tun-Ergehens-Zusammenhang. So wie du bist und handelst, werden Dir nicht nur die anderen begegnen, sondern auch Gott. Bist also ein A…, naja Sie wissen schon, so ein Mensch mit fünf Buchstaben, na sagen wir es mal so, ein Unsympath, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn Dich keiner mag. Es ist eben so wie man es in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Da schwingt schon eine gehörige Portion des Doppelgebots mit. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Mir gefällt ja, wie der Vater das Gespräch einleitet. Zuerst sagt er, dass er seine Weisung nicht vergessen solle und sein Herz seine Gebote behalten solle und dann verrät er warum und welchen Nutzen er davon hat: Nämlich ein langes Leben. Aber nicht nur das. Auch Gute Jahre und Frieden werden ihm folgen. Deshalb soll er die Gebote im Herzen behalten. Wohlgemerkt im Herzen, nicht im Kopf. Es handelt sich hierbei in erster Linie nicht um eine Sache des Verstands, sondern des Herzens. Weil ohne das Herz, nämlich die Liebe, alles nichts ist. Das Herz steht für die Verinnerlichung, den Übergang in Fleisch und Blut und damit in die Selbstverständlichkeit des Handelns. Solange ich lebe, werden sie mit dem Blut auch in die letzte Zelle und Faser meines Körpers gespült. Ich muss nicht mehr lange darüber nachdenken, sondern es einfach tun. Was ich einmal im Herzen habe, das kann ich im Gegensatz zu dem, was ich mir in meinem Kopf merken soll, nicht vergessen. Das Herz ist das Leben. Es ist der eigentliche Sitz der Weisheit.
Und zu Sicherheit soll ich mir dann auch noch – gewissermaßen als Backup oder Sicherheitskopie – die Gebote meines Vater um meinen Hals hängen und sie auf die Tafel meines Herzens schreiben. Was soll da nun noch schief gehen? So fühle ich mich doch bestens gewappnet.
Aber aus der Vielzahl der Appelle, die der Vater an seinen Sohn richtet, wird auch deutlich, dass der Vater sich nicht sicher ist, ob er seinen Sohn auch mit seiner Botschaft erreicht, ob er sie sich wirklich zu Herzen nimmt. Wer von uns Vater – oder auch Mutter – ist, wird das kennen. Es dauert doch immer ein wenig länger, bis die Einsicht dann auch im Kopf und im Herzen ankommt.
Und deshalb warnt ihn sein Vater dann auch: „Achtung, mein Junge, glaube jetzt nicht, dass Du weise bist, nur, weil ich Dir alle Lebensratschläge, die ich auf Lager habe, mit auf den Weg gegeben habe. Du musst höllisch aufpassen, dass Du nicht irgendwann einmal Deiner Selbst zu sicher bist und denkst, Du hättest die Weisheit mit Löffeln gefuttert. Wenn Du jemals das Gefühl bekommst, Dich ausschließlich auf Deinen Verstand zu verlassen und nicht auf Gott und Dein Bauchgefühl, Deine Intuition, dann gerätst Du in Gefahr.“
In dem Moment, wo ich auf Verstandesmodus pur schalte und den lieben Gott ausschalte, beginnt schon der Tod im Topf. Dann habe ich mich dem Bösen ausgeliefert. Und damit wird mir früh am Morgen doch eines klar: All meine Weisheit ist ohne Gott nicht einen Pfifferling wert. Verlasse ich mich einzig auf meinen Verstand, bin ich zum Scheitern verurteilt.
Mir geht da gerade so ein Gedanke durch den Kopf. Wir befinden uns ja noch in der Passionszeit: Was wäre, wenn wir statt auf Schokolade, Bier und Fleisch mal sieben Wochen auf unseren Verstand verzichten würden und uns in allem nur auf Gott verlassen würden. Hängen Sie dem Gedanken doch mal ein paar Sekunden genussvoll nach…
Überlegen Sie mal, was sich in Ihrem Bereich, in Ihrem Leben alles verändern würde…
Halt! Stopp!!! Jetzt nicht auf leichtsinnige und falsche Gedanken kommen. Nicht umsonst sagt der Vater zu seinem Sohn: „ …sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Mit anderen Worten: Jede Entscheidung, die ich treffe, sollte ich im Gespräch mit Gott treffen. Und das ist das Gebet. Das Gebet ist eine Auszeit und eröffnet mir neue Perspektiven, es entschleunigt. Und damit wird deutlich, nicht ich bin der Maßstab meiner Entscheidungen, sondern Gott. Alles andere führt schlussendlich direkt in den Abgrund.
Also: „Dünke dich nicht weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen.“
Amen.