In dieser Woche ist wieder der Reformationstag. Seit sechs Jahren feiern wir in unserer Johanneskirche diesen Gottesdienst anders, nämlich ökumenisch, sprich gemeinsam in geschwisterlicher Verbundenheit. An diesem Tag teile ich mir immer mit meinem katholischen Kollegen die Kanzel. Es gibt dann zwei Predigten über den gleichen Text. Zwei Perspektiven auf das Eine machen uns reicher, lassen uns mehr erkennen, lassen uns mehr verstehen und gemeinsam erleben. Und in diesem Jahr fordert uns alle miteinander die großartige, uralte Weisung aus dem Deuteronomium:
„Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5. Mose 6,4-5)
Es ist ein Bekenntnis, das Christen überall verbindet – und auch unser gemeinsamer Gottesdienst ist Ausdruck davon: Im Hören, im Miteinander, im Suchen nach dem, was trägt und zusammenführt. Wir zeigen: Glaube kann verbinden – Konfessionen, Charaktere, Lebenswege.
Doch während wir gemeinsam feiern, blicken wir auch auf eine Welt, in der das Verbindende oft verloren geht. Überall erleben wir Spaltung, Misstrauen, Abgrenzung. In Regionen voller Gewalt ist Hass lauter als Versöhnung, Krieg stärker als Verständigung. Oft scheint es unmöglich, Frieden zu schaffen, wo Fronten verhärtet sind, und das Trennende dominiert.
Gerade hier spricht der Predigttext eine hoffnungsvolle Einladung aus: Die Liebe zu Gott setzt Kräfte der Versöhnung frei – im Herzen der Menschen, in Familien, zwischen Nationen. Unser gemeinsames Feiern des Gottesdienstes heute ist ein kleiner Widerspruch gegen die Hoffnungslosigkeit: Wir leben und zeigen, dass Gottes Liebe stärker ist als das, was uns trennt. Möge diese Liebe auch in dunklen Zeiten neue Wege zum Frieden eröffnen.
Euer Pfarrer Martin Dubberke
Wort zum Sonntag für das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt am 25. & 26. Oktober 2025
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