Pfr. Martin Dubberke
Bild: Martin Dubberke

Gott-Resistenz?

Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Tja, das war es dann wohl mit der Offenheit und Transparenz. Von dem Tage an verdeckte man nicht nur sich selbst vor anderen, sondern versuchte auch seine Taten vor anderen zu verdecken. So versteckten sich Adam und Eva vor Gott und hofften – obwohl sie es hätten besser wissen müssen – , dass er sie nicht finden würde. Das Einzige, was Adam und Eva in dieser Situation auszeichnet, ist, dass sie sich eines Vergehens, einer Sünde bewusst sind und Angst vor den Konsequenzen haben.

Tja, und dann kommen sie vor Gott mit so simplen und durchschaubaren Ausreden, wie wir sie von manchen Politikern, aber auch von uns selbst kennen:

„Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.“

Eine Ausrede, so durchschaubar, dass Gott, der sich wahrscheinlich vor Lachen kaum beherrschen konnte, sagt:

„Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?“

Damit war die erste Lektion der Menschheit gelernt: Du kannst vor Gott nichts verbergen.

Und die zweite Lektion folgte auf dem Fuße: Hörst du nicht auf Gott, hat das für dich Konsequenzen.

Befolge ich diese beiden Lektionen, kann in dieser Welt eigentlich nichts mehr schiefgehen. Aber – ganz großes ABER – leider hat sich in der Geschichte und Gegenwart gezeigt, dass der Mensch eine gewisse Gottes-Resistenz entwickelt hat – so ähnlich, als würde ich zu oft Antibiotika nehmen und dann mit der Zeit eine Resistenz entwickeln. Es wirkt nicht mehr und wird entsprechend leidend in Kauf genommen.

Und so bin ich mir manchmal nicht so sicher, ob Gott allmählich die Einstellung gewonnen hat: „Ihr wolltet so sein wie Gott, als ihr vom verbotenen Baum gegessen habt und wolltet Gutes von Bösem unterscheiden können. Dabei wollte ich Euch vor der Unterscheidung bewahren, weil ich doch alles gut, ja sehr gut geschaffen hatte. Es gab nichts Böses. Aber Ihr wolltet es ja so. Wer das Böse sehen kann, der kann auch selber böse handeln. Also, dann eliminiert Euch mal selber. Euch muss ich keine Sintflut mehr schicken. Ihr seid eure eigene Sintflut.“

Man könnte in dem Fall sagen, dass Gott vielleicht so eine gewisse lässige Haltung eingenommen haben könnte. Es könnte natürlich auch ganz anders sein, dass er uns eine Strafe nach der anderen zukommen lässt – es gibt ja genug Katastrophen in dieser Welt – wir aber einfach zu blöd sind, es zu kapieren. Wobei ich mir ja ganz ehrlich die Frage stelle, was es daran nicht zu kapieren gibt.

Aber vor dem Hintergrund ist ja die Geschichte von Kain und Abel noch einmal sehr interessant. Zum einen, weil deutlich wird, dass ein Opfer absichtsfrei ist und nicht mit einer automatischen Gegenleistung verbunden ist. Also, wenn ich mein Leben nach Gott ausrichte, tue ich das, weil ich weiß, dass ich damit Gottes Willen erfülle, was bei ihm Freude auslöst. Ich tue es aber nicht, damit es mir gut geht oder ich eine Gegenleistung dafür erwarte und am Ende enttäuscht bin. Wir kennen das doch: Da tue ich einem anderen Menschen etwas Gutes, helfe ihm und bekomme nicht einmal ein Danke von ihm. Das ist hart. Das muss man auch aushalten. Aber, unterm Schlussstrich muss man sich immer wieder deutlich machen, dass man das, was man da getan hat, für Gott getan hat.

So, und genau das hat Kain nicht ausgehalten. Er wollte eine Gegenleistung von Gott, während Abel einfach „nur“ seine Opfer dargebracht hat und damit Gott gnädig gestimmt hat, weil deutlich wurde, dass das Opfer absichtsfrei war…

Tja, und so wiederholt Kain gewissermaßen das Drama seiner Eltern, als er seinen Bruder im Affekt erschlägt, weil er sich nicht unter Kontrolle hat. So muss auch er sein Zuhause verlassen und ist gezeichnet.

Im Grunde genommen lädt uns diese Geschichte dazu ein, mal bei sich selbst zu schauen, wie wir mit Enttäuschungen umgehen, wo und wann wir mal im Affekt gehandelt haben und sich unser Leben deshalb in eine andere Richtung entwickelt hat…

Bibellese am 2. Januar 2019 – 1. Mose 3,1–6,4