Pfr. Martin Dubberke
Waage in der Sell'schen Apotheke Deggendorf | Bild: Martin Dubberke

Gerechtigkeit

Die da sitzen in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, die dann zum Herrn riefen in ihrer Not und er halt ihnen aus ihren Ängsten: Die sollen dem Herrn danken für seine Gute und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
Psalm 107,10.13.15

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Matthäus 5,10

Religion darf nicht benutzt werden, um Gewalt auszuüben. Genau das ist der Umkehrschluss aus dem Lehrtext. Unser Glaube bedeutet Gerechtigkeit zu schaffen. Gerechtigkeit aber ist eine unbequeme Angelegenheit, weil sie nämlich diejenigen, die Ungerechtigkeit säen, die von der Ungerechtigkeit profitieren, in Frage stellt, ja bedroht. Und genau deshalb ist Glaube ohne Mut nicht möglich. Glaubensmut brauchen wir, um Gerechtigkeit auf den Weg zu bringen und dabei auch sich selbst gegebenenfalls in Gefahr zu bringen.

In unseren Breiten ist es nicht wirklich mehr gefährlich, für die Gerechtigkeit einzutreten, die unser Glaube einfordert. Das Einzige, was wirklich geschehen kann, ist, dass man uns für realitätsferne Deppen hält. Aber es geht uns nicht wirklich an Leib und Leben, wie an anderen Orten dieser Welt.

An anderen Orten dieser Welt sitzen Menschen in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, weil sie für die Gerechtigkeit und die damit verbundene Freiheit eingetreten sind. Sie haben hohe Opfer dafür gebracht und es hat sie nicht abgeschreckt.

Aber es sind schon viele Menschen am Eintreten für die Gerechtigkeit zerbrochen, haben ihr Leben verloren, auch in der Geschichte unseres Landes.

Aber haben wir wirklich Gerechtigkeit? Wenn man sich die Bibel anschaut, ist es ein hohes Ziel und kann theoretisch durch unsere Art zu leben – wenn auch mit Widerständen – möglich werden.

Ich glaube, dass es für uns wichtig wäre, einmal zu schauen, wo wir selbst – also wir ganz persönlich – von Ungerechtigkeit profitieren?  Na, wie wär’s? Einfach mal eine Tasse Kaffee genommen, das Smartphone auf „Nicht stören“ gestellt, und dann mal genau über diese Frage zu meditiert.

Ich glaube, dass es nicht lange dauern wird, bis sich dann das eine oder andere einstellen wird, wo wir selbst Vorteile durch Ungerechtigkeit erfahren haben: in unserer beruflichen Karriere, beim Einkaufen, …

Tja, und wenn sich dann erst einmal die ersten Vorteile eingestellt haben, stellt sich ja ganz automatisch die Frage: Wie kann ich an der Stelle für Gerechtigkeit sorgen? Kann ich das alleine, indem ich mein Verhalten an der einen oder anderen Stelle ändere? Brauche ich andere Menschen dazu? Finde ich diese z.B. in der Kirchengemeinde?

Und wenn es dann gelingt, nicht im Vorteil der Bequemlichkeit zu verharren, bricht man auf und ist den ersten Schritt in Richtung Gerechtigkeit gegangen. Das wäre doch mal ein Plan für heute…

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 16. Mai 2023

Pfr. Martin Dubberke
Pfr. Martin Dubberke

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