Pfr. Martin Dubberke

Einsam wacht…

Weihnachten ist ein Fest der Liebe und der Freude und der Familie. Mit der Heiligen Nacht  beginnen die Tage der Familie. Schon Wochen vorher geht das Ringen um die Feiertage los. Geht man am ersten Feiertag zu den einen Schwiegereltern oder zu den anderen Schwiegereltern? Wie war es im vergangenen Jahr? Oder wollen wir dieses Mal alle zu uns einladen? Dann stellt sich wieder die Frage, wen man unter „alle“ versteht. Auch den, der einen nie einlädt? Oder sollen die Großeltern zum Heiligen Abend eingeladen werden? Das ist doch schön für die Kinder, wenn alle bei der Bescherung dabei sind.Was für die einen der alljährliche familiäre Vor- und Weihnachtsstress ist, ist für andere Menschen mit Unbehagen und Traurigkeit verbunden. Denn sie sind am Fest der Liebe und Familie alleine zu Hause, einsam. Weihnachten ist bei ihnen nicht mit Freude verbunden, sondern mit Einsamkeit, schmerzender Einsamkeit. Wochen vorher gehen sie Fragen wie diesen aus dem Weg: „Na, freuen Sie sich schon auf Weihnachten?“ Sie freuen sich nicht.
Woher das kommt? – Na, werfen Sie mal einen Blick in eine Krippe. Was sehen Sie da? Eine Familie. Vater, Mutter und ein süßes Kind in einer Krippe. Und all das im romantischen Schein der Kerzen. Ein Urbild der Geborgenheit und Vollkommenheit.

Wer Weihnachten alleine ist, weil er entweder Single, geschieden, verwitwet, oder, oder, oder ist, den muss zwangsläufig das Gefühl beschleichen, nicht vollkommen zu sein, nicht dazuzugehören, zu denen, die sich im Kreise ihrer Lieben und Liebsten um den Weihnachtsbaum herum versammeln.

Wer alleine Weihnachten erlebt, trägt in sich wahrscheinlich auch die Erinnerung an seine Kindheit, an Weihnachten in der Familie, Bescherungen im goldenen Licht.

Das ganze Jahr lässt sich Einsamkeit irgendwie vermeiden oder kaschieren nur zu Weihnachten nicht, wenn sich alle in ihre Familien zurückziehen.

Mit der Geburt Jesu Christi ist etwas Neues geschehen. Gott hat uns Menschen zu einer Familie gemacht, zu Schwestern und Brüdern. Wir gehören zusammen und damit ist niemand allein. Gott hat jeden Menschen angenommen und nimmt jeden Menschen an. Auch das ist das Wunder von Weihnachten. Niemand muss allein sein.
Und mit Matthäus 12, 46-50 erfahren wir, dass es nicht nur eine leibliche Familie gibt, sondern auch eine des Herzens. So hat jeder Mensch zwei Familien. Auch das gehört zum Wunder der Heiligen Nacht. Jesus hat deutlich gemacht, dass neben der leiblichen Familie  die Familie des Herzens einen besonderen Wert hat, der sogar über den der leiblichen hinausgehen kann. Weihnachten als Fest der Familie ist damit auch ein Fest der Familien des Herzens. Für Jesus ist diese Familie eine Selbstverständlichkeit. Er hat es uns vorgelebt. Und wenn wir es auch so leben, muss sich niemand am Heiligen Abend alleine fühlen.