Pfr. Martin Dubberke
Demut - Stephansdom zu Wien | Bild: Martin Dubberke

Demut

Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht.
2. Samuel 23,3-4

Jesus spricht:
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; dennoch bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Matthäus 11,19

Es sind König Davids letzte Worte, mit denen heute der Tag beginnt. David, ein Herrscher, der immer versucht hat, ein guter König zu sein und dennoch den Versuchungen der Macht nicht immer standhalten konnte. Man denke nur an die Geschichte mit Batseba, deren Schönheit er so sehr verfallen war, dass er ihren Mann Uria in ein Himmelfahrtskommando schickte, um sie heiraten zu können.

Doch nun blickt David auf sein Leben zurück, seine Regentschaft. Und weiß, dass nicht alles gut war, was er getan hat, und lässt dabei auch Gott zu Wort kommen. Er zitiert ihn und damit das, was einen Herrscher, einen Politiker ausmachen sollte:

Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht.
2. Samuel 23,3-4

Viel mehr muss man eigentlich nicht beherzigen, wenn man Politik machen möchte, wenn man einen Ort, eine Stadt, ein Land, einen Staat regieren möchte. Es geht um die Gerechtigkeit unter den Menschen und die Furcht Gottes. Damit wäre eigentlich alles gesagt. Das ist für uns als Wähler die Richtschnur, wenn es ums Wählen geht. Wer kommt diesem Ideal am nächsten?

Ich erkenne einen guten Politiker oder auch eine gute Politikerin daran, dass sie gerecht unter den Menschen handelt und Gott fürchtet, sich also an seinen Geboten in ihrem Handeln orientiert. Ja, ich weiß, welchen Zwängen Politiker ausgesetzt sind. Da gibt es die Lobbyisten, das Wahlvolk, die Wirtschaft, die Gewerkschaften, die Verbände, ja auch die eigene Partei und alle wollen, dass ihre Interessen durchgesetzt werden. Das sind die großen Versuchungen, denn die Interessen der einzelnen sind selten die Interessen der Allgemeinheit. Es sind Partikularinteressen. Wenn es aber dem Politiker oder der Politikerin gelingt, all diesen Versuchungen zu widerstehen und sich daran zu orientieren, was Gott vor ziemlich genau dreitausend Jahren König David als Maxime auf den Weg gegeben hat, nämlich gerecht unter den Menschen und in der Furcht Gottes zu herrschen, der findet einen Weg, der nicht mehr Partikularinteressen bedient, sondern einen guten und gerechten Weg für alle findet.

Im Augenblick sehe ich aber gerade niemanden, dem das in unserem Land oder auch anderswo gelingen mag, so sehr haben sie sich alle in ihren Partikularinteressen verhakelt, in ihren dogmatisch- ideologischen Auffassungen, dass sie kaum noch handlungsfähig sind.

Es fehlt ihnen das, was Jesus einst gesagt hat. Sie haben nicht von ihm gelernt. Jesus, der es ausgeschlagen hat, als man ihn zum König machen wollte, sagt doch sehr deutlich, worauf es ankommt, nämlich die Demut. Wer ist denn heute noch bereit, das Joch Jesu auf sich zu nehmen. Ja, natürlich wird Politik zum Joch, wenn man ein von den Interessen der Partei, der Ideologie, der Dogmen, der Lobbyisten und so weiter Getriebener ist, der die Verbindung zu seinem Volk verliert. Jeder Politiker ist gewählt worden, aber er soll nicht die Interessen seiner Wähler bedienen, sondern zum Wohle des ganzen Volkes handeln. Tut er das, hat er die besten Chancen, in einer Demokratie wiedergewählt zu werden.

Am schönsten finde ich ja beim Lehrtext die Formulierung:

…so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Ja, so ist es. Davon bin ich fest überzeugt. Wer so handelt, wird kein Getriebener mehr sein, sondern unabhängig und frei, gerecht unter den Menschen Politik zu machen. Und man stelle sich nur vor, dass das überall so auf der Welt wäre, dass es eine Politik der Demut gäbe. Es gäbe keinen Hunger, weil die Ehrfurcht vor dem Wunder der Schöpfung mit all ihrem Reichtum und damit auch dem Klima vorhanden wäre. Es gäbe Frieden und Freiheit. Niemand müsste seine Heimat, sein Land verlassen, weil dort Krieg, Hunger oder Armut herrschen würde. Ich weiß, das klingt wie eine Vision. Es ist auch eine Vision und wenn wir alle miteinander diese Vision hätten und miteinander teilen würde, würde das möglich werden, nicht sofort, nicht morgen, aber es würde möglich werden. Doch leider ist der Hochmut des Egoismus, der Partikularinteressen so gigantisch, dass es dauern wird, bis wir wieder Demut gelernt haben und Demut üben. Die Demut wird die Welt zum Guten verändern, einzig und allein die Demut und sonst nichts – die Demut, die von Herzen kommt. Erst dann werden unsere Seelen Ruhe finden.

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken über Losung & Lehrtext vom 28. August 2023

Pfr. Martin Dubberke
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