Ich will wachen über meinem Wort, dass ich’s tue.
Jeremia 1,12Jesus spricht: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Matthäus 5,17
Die Losung stammt heute aus dem Anfang des Propheten Jeremia. Gott beruft Jeremia zum Propheten, der über sich selbst sagt, er sei zu jung und tauge nicht zum Predigen. Gott versucht diese Zweifel aufzulösen und macht ihm deutlich, dass er es kann, weil er bei ihm ist.
Tja, und wenn Gott einen beruft, dann ist das doch eigentlich auch Ausdruck seines Vertrauens darin, dass derjenige über die Fähigkeiten verfügt, und nur noch nicht erkannt hat, dass er sie besitzt.
Ich glaube, dass das vielen Menschen so geht, dass sie nicht zu ihren Fähigkeiten stehen, weil sie Angst haben zu scheitern. Und ich glaube auch, dass es Mut braucht, um seine Fähigkeiten einzusetzen, allzumal, wenn es darum geht, Dinge zu verändern und sich damit angreifbar zu machen.
Ich glaube – ganz ehrlich -, dass das die eigentliche Angst Jeremias war, als Gott ihn berief, weil der Prophetenjob ein gefährlicher Job ist. Denn wenn ich das Wort Gott konsequent predige, wenn ich all die unangenehmen Dinge sage, die die Menschen nicht hören wollen, dass sie auf dem falschen Weg sind, dass sie dieser Weg in den Abgrund führen wird, dann muss man eine Menge aushalten. Da braucht man Stärke und man braucht jemanden, der einem den Rücken stärkt und genau das verspricht Gott Jeremia.
Jeremia ist als Prophet das Sprachrohr Gottes und damit Ausdruck dafür, dass Gott es ernst mit dem meint, was er sagt.
Ich will wachen über meinem Wort, dass ich’s tue.
Jeremia 1,12
Und Gott möchte auch, dass er ernst genommen wird. Und so schickt er Jeremia, weil er sein Gericht ergehen lassen will. Gott hat dem Menschen eine unwahrscheinlich große Freiheit gegeben, aber er hat damit auch die Erwartung verknüpft, dass diese nicht missbraucht wird. Und genau das ist geschehen, als er sich dafür entschieden hat, Jeremia zu berufen. Das Maß des Erträglichen war voll. Eigentlich wie heute auch. Und dann macht Gott eine Ansage.
Da ist er nicht anders als wir Menschen, wenn sich jemand nicht an seine Absprachen hält. Dann kann ich das auf der einen Seite durchgehen lassen, aber dann wird der andere allmählich anfangen, mich nicht mehr ernst zu nehmen, weil ich nicht konsequent in meinem Handeln bin. Und dann nützen mir am Ende all die schönen Absprachen nichts. Daran kann schließlich ein Team, ein Unternehmen, eine Gesellschaft oder auch eine Familie zugrunde gehen. Tja, und dann kann es auch geschehen, dass man jemanden aus dem Team entlässt oder andere Konsequenzen aus dem Bruch von Absprachen zieht.
Ich glaube, dass jeder solche Situationen aus seinem Leben kennt und sich dann vielleicht sogar ein wenig hineinfühlen kann in das, wie es Gott wohl zuweilen mit uns Menschen gehen wird. Ich glaube schon, dass Gott über uns einen ziemlichen Frust schiebt.
Aber Gott hat auch eine enorme Geduld mit uns Menschen.
Und eigentlich will Gott ja nicht, dass wir untergehen. Also hat er es vor gerade mal zweitausend Jahren noch einmal mit uns versucht und uns seinen eigenen Sohn geschickt und der hat uns nun in seiner Bergpredigt etwas gesagt, was wir nicht unterschätzen sollten:
Jesus spricht: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Matthäus 5,17
Also, die alten Spielregeln sind nicht außer Kraft gesetzt, nur weil Jesus gekommen ist, sondern sie gelten noch immer. Jesus ist gekommen, um das, was die Propheten verkündigt haben, zu erfüllen, nämlich das Gesetz. Er hat uns vorgelebt, wie man mit diesem Gesetz, den Geboten leben kann, wie wir damit unseren Alltag bestreiten können, wie wir Vorurteile abbauen können, wie Freiheit zu verstehen ist und wie Frieden möglich wird.
Und er hat uns deutlich gemacht, dass wir nach wie vor Gott beim Wort nehmen sollten, weil noch immer gilt, was Gott einst zu Jeremia gesagt hat:
Ich will wachen über meinem Wort, dass ich’s tue.
Jeremia 1,12
Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung und Lehrtext vom 2. Februar 2023