Pfr. Martin Dubberke
Bild: Martin Dubberke

Passionsimpuls zum Sonntag Reminiscere

Fehlermanagement

Jeder von uns macht Fehler. Niemand ist perfekt. Wir machen aus vielen Gründen Fehler, zum einen, weil sie uns einfach unterlaufen, zum anderen, weil wir es nicht besser wissen und natürlich, weil wir glauben, es besser zu wissen oder, weil wir uns zu Fehlern verführen lassen. Ich denke einfach mal an Adam und Eva. Im Prinzip war es ein Fehler von beiden, sich für den Biss in die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu entscheiden. Oder denken wir an Jakob, der sich von seinem Wunsch nach dem Erstgeburtsrecht dazu verführen ließ, dieses mit einer List zu erschwindeln.Sie sagen, das sei Betrug? Das stimmt. Und jetzt fragen Sie mich, warum ein Betrug ein Fehler ist? Weil es ein Fehlverhalten ist. Er weicht von den Geboten Gottes ab. Ich sage nur: „Du sollst nicht begehren…“ Das ist gewissermaßen im Rahmen des religiösen Qualitätsmanagements eine Verfahrensanweisung, von der jemand abgewichen ist. Diese Abweichung wird erkannt und als Qualitätsabweichung in einer entsprechenden Share-Point-Liste erfasst. Es erfolgt dann eine Analyse, aus der heraus Korrekturmaßnahmen und Vorbeugungsmaßnahmen entwickelt werden, etc. Das können wir alles auch in unserem QM-Handbuch nachlesen.

Und fast genauso läuft auch das Fehlermanagement bei Gott. Der Fehler wird erkannt, entweder von Gott selbst oder mir selbst oder von Menschen in meinem Umfeld, die mich darauf hinweisen.

Natürlich ist es – wie immer – am besten, wenn ich selbst erkenne, wo ich einen Fehler gemacht habe, der mich auf einen falschen Weg geführt hat, mit dem ich mich von Gott und auch den Menschen, mit denen ich zusammenlebe oder arbeite entfernt habe.

Als Christen nennen wir das Buße, Umkehr…

Passt also wieder in die Passionszeit, wo wir uns ja auch mit uns selbst und unserem Verhältnis zu anderen Menschen und vor allem auch zu Gott beschäftigen.

Buße bedeutet, dass ich erkenne, wo ich vom Weg abgewichen bin und vor allem auch, warum, ich vom Weg abgewichen bin und wie ich es in Zukunft verhindern kann. Und daraus ergibt sich die Umkehr auf den rechten Weg zurück, auf dem die Verkehrsregeln Gottes gelten. Wenn das geschehen ist, dann ist auch Vergebung möglich.

Die Parallelen zu unserem Fehlermanagement sind schon verblüffend, oder? Da kann man sehen, wie modern oder gar zeitlos Gott von Anbeginn ist.

Aber warum erzähle ich das heute? – Weil ich Sie ein wenig auf den Sonntag Reminiscere vorbereiten möchte. Und der hat seinen Namen vom Psalm 25, Vers 6 erhalten:

reminiscere miserationum tuarum Domine

Gedenke Herr, an Deine Barmherzigkeit.

Liest man den ganzen Psalm, weiß man, dass der Psalmbeter aus selbstverschuldeten Gründen, Angst um sein Leben, seine Existenz hat und genau das Gott ganz offen und ohne Scheu erzählt. Und in diesem Zusammenhang hält er Rückschau auf seine bisherigen Erfahrungen mit Gott, wenn er sich in Not fühlte und hofft nun, dass es ihm in dieser Situation wieder so ergeht, dass Gott Barmherzigkeit mit ihm übt.

Reminiscere, das Gedenke, das Erinnere hat für mich eine doppelte Bedeutung. Zum einen erinnert es mich daran, von wem die Barmherzigkeit ausgeht – nämlich von Gott – und zum anderen erinnert es mich daran, selbst Barmherzigkeit zu üben.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende und Zeit, sich Gott zu zeigen

Ihr
Martin Dubberke

PS: Sie haben gerade den zweiten Teil meiner Textserie für die Passionszeit gelesen. Jeden Freitag finden Sie hier bis Ostern einen neuen Passionsimpuls. Schreiben Sie mir ruhig eine kleine Mail, welches Thema Sie in der Passionszeit interessieren würde. Mal sehen, vielleicht ergibt sich daraus ja mein nächster Passionsimpuls…