Pfr. Martin Dubberke
Die Heilige Familie im Krippenfenster der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Fürchtet euch nicht!

Liebe Geschwister,

fürchtet Euch nicht!
Das ist die Botschaft, die die Engel den Hirten auf dem Feld sagen.

Fürchtet euch nicht!
Das ist die Botschaft, die wir als Christinnen und Christen seit 2022 Jahren für Euch, für Eure Familien, für unsere Welt haben.

Fürchtet Euch nicht!
Das ist die Botschaft dieses Tages, dieser Nacht. Und es ist eine Botschaft, die diejenigen das Fürchten lehrt, die um ihre Macht bangen, denn mit Jesus Christus ist der König dieser Welt geboren worden, der alle menschliche Macht hinterfragt und in Frage stellt.

Fürchtet Euch nicht!
Denn Frieden ist die Botschaft, die von dieser Nacht in die Welt hinausgehen wird, so dass es in dieser Nacht alle Welt zur Krippe unseres Herrn Jesus Christus zieht, um Zeuginnen und Zeugen dieses Friedens, der möglich ist, zu werden. Ein Frieden, der in der Heiligen Familie ihren Anfang nimmt.

Maria

Die Heilige Familie in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Und der Frieden beginnt mit Maria, der Mutter Gottes, die ich hier in meiner Hand halte. Eine ganz kleine Figur. Sie kniet und hält Ihr Hände wie zum Segen über Jesus und eigentlich über die ganze Familie. Ja, so sind wir Mütter. Wir schützen wie Löwinnen unsere Kinder, weil nur wir wissen, unter welchem körperlichen Einsatz wir sie ausgetragen und geboren haben.

Tja, was denkt wohl Maria da in der Krippe?

Vielleicht? – „Gott, ich bin Dir dankbar, dass wir noch eine Unterkunft gefunden haben. Das ist zwar keine wirkliche Herberge, aber wir haben ein Dach überm Kopf und es ist warm in der Nacht. Viel länger hätten wir auch gar nicht unterwegs sein dürfen. Was bin ich froh, dass ich Josef nach der letzten Herberge, wo wieder kein Raum für uns war, noch einmal ins Gewissen geredet habe, es eine Tür weiter zu versuchen. Viel weiter hätte ich es auch nicht mehr geschafft, so heftig waren schon die Wehen.

Oh, Gott, es war so anstrengend, auf diesem Esel diese Reise anzutreten und ich bin Dir so dankbar, dass mit der Geburt alles gut gegangen ist. Schau ihn Dir an, wie Jesus in der Krippe strahlt. Und ich bin so überrascht gewesen, wie Josef mir bei der Geburt geholfen hat, obwohl er doch eigentlich gar nicht wusste, was zu tun war.

Dieses Kind ist wirklich ein Wunder. Schau es Dir an, lieber Gott. Es ist dein Sohn. Ach, und wenn ich mir meinen Josef anschaue, dann habe ich das Gefühl, als würde er durch deine Augen unseren Sohn anschauen. Und dann weiß ich, dass wir gemeinsam dieses Kind in deinem Sinne in diese Welt hinein begleiten werden. Wir schaffen das schon, mein lieber Josef. Mache Dir da mal keine Sorgen. Du hast mich und wir gemeinsam haben Gott. Was soll da schon schiefgehen?“

Das Christkind

Das Christkind in seiner Krippe in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Ich glaube, dass niemand erkennen kann, was ich hier in meiner Hand halte. So klein ist es, das Christkind in seiner Futterkrippe. Kaum zu sehen und doch da. Und ich glaube, genau darin liegt ein Teil des Geheimnisses.

Dieses Jesuskind, das die Welt retten soll, braucht auch mich. Ja, so verrückt es klingen mag, aber Jesus braucht jeden einzelnen von uns, weil seine Botschaft, so zart und empfindlich ist, wie ein kleines Baby. Ja, der Frieden, der von ihm in die Welt ausgehen soll, ist so verletzlich wie ein kleines Baby. Er mag behütet und gepflegt werden wir ein kleines Kind. Er soll gestärkt werden wir ein kleines Kind, das mit den Jahren immer größer und selbstbewusster wird und während der Pubertät auch ruhig unbequem sein darf.

Der Frieden braucht uns wie ein Kind die Eltern, die es beschützen. Genau daran erinnert mich diese kleine Krippenfigur.

Ein kleiner Hirte

Der kniende Hirte in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Ich habe hier einen der Hirten. Und mein Hirt kniet. Wir knien uns heute ja immer nur hin, wenn uns etwas runtergefallen ist oder wir eine Ecke saubermachen wollen, wo der Wischmopp nicht so richtig angekommen ist.

Aber mein Hirte kniet nicht, weil ihm etwas runtergefallen ist. Er kniet vor Jesus, der für ihn der König der Welt ist.

Er kniet vor ihm, nicht weil er Angst vor Jesus hat, sondern, weil er staunt, dass von so einem kleinen Kind die Veränderung der ganzen Welt ausgehen soll.

Und dafür ist er mit den anderen Hirten gemeinsam durch die dunkle Nacht gegangen. Die Engel hatten ihnen ja gesagt, dass da in dieser Krippe der Heiland in Windeln gewickelt liegen würde.

Der „Heiland“ – was für ein komischer Name. Das klingt so altmodisch. Mein Vater hat mir das mal erklärt. Da steckt das Wort „Heil“ drin. Heil, wie gesund. Also,

  • der Heiler,
  • der Gesundmacher,
  • der, der alles wieder heil macht.

Und wenn ich mir die Nachrichten anschaue, dann ist unsere Welt schon ziemlich krank – eigentlich schwer krank.

Ich kann sehr gut verstehen, warum der Hirte vor Jesus kniet. Sein Wunsch nach einer heilen Welt muss richtig groß sein.

Fürchtet euch nicht!

Fürchtet Euch nicht. Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt David.
Lukas 2,10b.11

Hirten auf dem Felde in der Johanneskirche zu Partenkirchen | Bild: Martin Dubberke

Das ist die eindeutige Ansage, dass uns nicht die Furcht beherrschen und lähmen möge, sondern die Freude über die Geburt Jesu, seine Botschaft des Heilwerdens und des Friedens uns in Bewegung setzen möge, wie einst die Hirten. Und Euch hat die Botschaft schon in Bewegung gesetzt, sonst wärt Ihr heute Abend nicht hier bei uns in dieser wunderschönen Kirche. Also, tragt wie einst die Hirten ihr Licht in der Dunkelheit trugen, diese Botschaft in die Welt hinaus, erzählt und lebt sie. Seid, werdet und bleibt ein Teil des Heilwerdens und des Friedens.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke

Pfr. Martin Dubberke, Predigt in der Christvesper 2022 in der Johanneskirche zu Partenkirchen über Lukas 2, 1-20, Perikopenreihe V

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