Pfr. Martin Dubberke
Bild: Martin Dubberke

Zeit

Heute begegnet mir ein ganz besonderer Versucher: Die Zeit. Mein Tag ist gut gefüllt und am Abend erwartet mich in der Gemeinde noch eine Gemeindekirchenratssitzung. Ich werde also kaum vor Mitternacht zu Hause sein.

Werde ich Zeit finden für Gott? Für meine nächste Passionsnotiz? Wo ist die Lücke, in die ich das noch reinquetschen kann?

Die Zeit ist die größte Versucherin, die raffinierteste Verhinderin unserer Vorhaben. Dem Druck der Zeit nachzugeben, hat überdies den Charme, die beste Ausrede aller Zeiten zu haben, die fast jeder Mensch problemlos akzeptiert – zumindest eine Zeit lang.

Darüberhinaus macht uns zu wenig Zeit wichtig, weil jeder glaubt, wir seien es. Dabei ist es in vielen Fällen nicht mehr als schlechtes Zeitmanagement, das uns die falschen Prioritäten setzen lässt.

Zeit ist Leben und Leben ist Lebenszeit. Unser Umgang mit der Zeit erzählt uns viel darüber, wer wir sind und wo unsere Schwächen liegen, weil unser Umgang mit der Zeit auch ein geschicktes Verhinderungsmanagement sein kann für Sachen, vor denen wir uns drücken wollen, die uns keinen Spaß machen, die wir gerne anderen überlassen, weil sie uns nicht so wichtig oder im schlimmsten Fall sogar egal sind. Wir fänden dafür auch dann keine Zeit, wenn unser Tag 48 Stunden hätte.

Ja, natürlich gibt es auch Momente, wo alles über einen hereinbricht und unseren Zeitplan Makulatur werden lässt, aber genau dann ist es wichtig, die Zeit für Gott zu finden, um nicht unterzugehen.

Zeitdruck macht uns nicht nur zum Helden, sondern lässt uns auch leiden. So ist es immer, früher oder später, wenn wir von dem Weg abkommen, den uns Gott angeboten hat.

Ich habe es schon geschrieben: Passionszeit ist auch Bußzeit und damit Zeit der Umkehr. Eine Zeit, in der man dem Leben eine neue Perspektive abgewinnen kann. Was wäre denn, wenn ich die Versuchung  als Herausforderung  – oder Neudeutsch Challenge – verstehe, der ich mich stelle, nicht um zu widerstehen, sondern um eine Lösung zu finden.

Beim Prediger Salomo heißt es:

Ein jedes Ding hat seine Zeit
und alles Vorhaben unter dem Himmel
hat seine Stunde.

Auch Gott hat seine Zeit in meinem Leben. Ich muss sie nur sehen, erkennen oder reservieren und vor allem nutzen…

Diese Passionsnotiz entstand zum Beispiel am Morgen auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn. Nebenbei gesagt, immer wieder eine gute Gelegenheit, um mit Gott ins Gespräch zu kommen…

Passionsnotiz Nr. 7 vom 7. März 2017