Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Dienstag | Bild: Martin Dubberke

Warum? – Darum!

Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
Psalm 73,1

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Matthäus 5,8

Ich finde es ja immer interessant, wenn ich mir die Losung oder den Lehrtext im Kontext anschaue, denn der einzelne Vers am Morgen steht ja nicht so losgelöst in der Bibel. Und heute Morgen finde ich es noch einmal besonders spannend, denn der Psalm, aus dem die Losung stammt, ist in der Luther-Übersetzung mit den Worten überschrieben:

Anfechtung und Trost beim Glück des Frevlers

Das sind doch Momente, die wir auch in unserem Leben kennen. Wir glauben, dass wir alles richtig machen, dass wir gut an den lieben Gott glauben, ihm den Raum in unserem Leben geben, den er und wir miteinander brauchen und dann stellen wir fest, dass es einen Menschen gibt, der so gar nicht gut ist, der vielleicht auch nicht an den lieben Gott glaubt, dass es dem auch noch besser geht als uns. Wir sind vielleicht krank und er gesund oder wie auch immer. Das ist der berühmte Moment, in dem sich unsereins gerne mal die Frage stellt: Warum er und nicht ich?

Das ist zumindest eine Frage, die mir immer wieder in der Seelsorge gestellt wird. Und dann kommt vielleicht noch die nächste Frage hinterher: „Warum habe ich denn mein ganzes Leben lang so gelebt, wie es Gott von mir wollte, habe gebetet, bin zur Kirche gegangen, habe allen Menschen immer Gutes getan? Ich verstehe das nicht!!!“

Ja, manchmal ist es nicht zu verstehen, warum es so ist, wie es ist. Und im Psalm 73 können wir ja sehr schön nachlesen, dass das keine neue Frage ist, sondern den Psalmbeter ganz schön beschäftigt und er auch emotional absolut auf Hochtouren läuft und sich bei Gott darüber beschwert, also richtig Dampf ablässt.

Jetzt könnte man natürlich denken, dass der Psalmbeter irgendwann vor lauter Enttäuschung aufgibt und Gott fahren lässt, so nach dem Motto: „Ach, hat ja eh keinen Sinn mehr.“ – Das machen ja viele tausend Menschen, die Jahr für Jahr die Kirchen verlassen, dass sie im Glauben keinen Sinn mehr darin entdecken können. Sie geben auf, kapitulieren gewissermaßen vor Gott.

Und genau das tut der Beter hier nicht. Er sagt Gott zwar auf der einen Seite seine Meinung, dass er es weder verstehen kann noch ok findet, dass es dem Frevler – was für ein schönes altes Wort – besser geht als ihm. Aber dann geht ihm plötzlich etwas auf. Es mag denen zwar gut gehen, aber die Rechnung wird wie immer am Ende bezahlt. Und hier wird die Bilanz dann anders ausfallen. Denn es stellt sich ja die Frage, auf welcher Grundlage sie ein „besseres“ Leben geführt haben. Vielleicht haben sie dieses Leben ja auf Kosten von anderen geführt? Das muss ich jetzt an dieser Stelle gar nicht vertiefen, weil jedem von uns jetzt mit Sicherheit eine ganze Reihe von Beispielen einfallen werden.

Unser Psalmbeter bekommt mit einem Mal dann zum Ende des Psalms die berühmte Kurve, weil er erkennt, dass Gott seine eigentliche Freude ist, weil er erkennt, worauf es im Leben wirklich ankommt und, dass er noch etwas hat, was der Frevler nicht hat, nämlich Zuversicht. Und aus dieser Zuversicht heraus, tut der Beter noch etwas: Er erzählt allen Menschen, was Gott tut und was Gott an ihm getan hat.

Es ist total spannend, weil der Psalmbeter genauso ist wie wir: Er regt sich auf, geht ab wie eine Rakete. Das kennen wir ja auch, wenn uns Verhältnisse oder Menschen zur Weißglut bringen. Wir verstehen manchmal einfach nicht. Eben wie es der Beter selbst sagt:

So sann ich nach, ob ich’s begreifen könnte,
aber es war mir zu schwer.
Psalm 73,16

Aber dann tut der Beter etwas: Er geht in das Heiligtum so wie unsereins in eine Kirche geht. Und genau da kam er zu Ruhe, nachdem er seinen Dampf abgelassen hatte und erkannte, worauf es im Leben wirklich ankommt: Die Treue zu Gott.

Und so erkannte er, dass der eigentliche Wert in seinem Leben die Treue zu Gott ist, weil er in dieser Treue sein Leben führt, seine Kinder erzieht, dem Frevel in seinem Leben und dem Leben der Kinder keinen Raum gibt. Er stellte fest, dass der Vergleich des eigenen Lebens mit dem Leben der Frevler nichts bringt, weil sich der Frevel am Ende nicht auszahlen wird, denn der Frevel zerstört die Gemeinschaft und das Leben. Und genau deshalb erzählt der Psalmbeter allen Menschen vom Wirken Gottes in seinem Leben, um den Menschen neue Perspektiven zu eröffnen und dem Frevel in der Welt Stück für Stück den Raum zu nehmen.

Und – mal so ganz nebenbei angemerkt – das, was dem Psalmbeter im Heiligtum zuteilwurde, die Erkenntnis, das ist das, was uns heute der Lehrtext mit auf den Weg gibt:

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Matthäus 5,8

Die Seligkeit, also das Glück und die Freude im Leben haben ihren Ursprung in einem reinen Herzen. Und das bedeutet, mit sich und Gott im Reinen zu sein. Tja, und das wirkt sich am Ende auf unser Tun und Handeln und unsere Beziehungen aus.

Noch einmal nebenbei gesagt: Wir haben ja heute Valentinstag. Und der Heilige Valentin hat den Menschen damals nicht nur Blumen aus dem Klostergarten in die Hand gedrückt, sondern ihnen dabei auch immer noch von Gott erzählt. Vielleicht sollten wir, wenn wir heute Blumen verschenken, uns auch daran erinnern, wie wichtig es ist, nicht nur still aus der Zuversicht auf Gott zu leben, sondern von Gottes Handeln im eigenen Leben auch zu erzählen.

Pfr. Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 14. Februar 2023

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