Pfr. Martin Dubberke
Schöpfungsgottesdienst 2025 Verheißung. Hoffnung. Verantwortung. | Bild: Martin Dubberke & KI

Verheißung. Hoffnung. Verantwortung.

Liebe Geschwister, in was für wilden Zeiten leben wir? Wir feiern Trauergottesdienste für sterbende Gletscher. Die Bomben, Raketen, Panzer und was so alles in Kriegen unterwegs sind, töten nicht nur Menschen und vergiften das Klima zwischen Menschen, sondern sie vergiften auch Gottes Schöpfung, so dass aus den Äckern Lebensmittel erwachsen, die uns krank machen.

Und gerade deshalb feiern wir heute miteinander so richtig die Schöpfung Gottes. Denn die Schöpfung Gottes zu feiern, macht deutlich, dass nicht selbstverständlich ist, dass wir in einer Welt leben, die Gott gut geschaffen hat und der Mensch durch seine mangelnde Verantwortung – und wie sagte man früher einmal so schön – mangelnde Gottesfurcht – mehr und mehr an ihre Grenzen bringt.

Martin Luther hat einst gebetet:

Darum lass die Früchte gesegnet sein.
Lass sie uns zur Gesundheit heranwachsen.
Bewahre uns auch davor,
sie zu missbrauchen,
um Leben zu gefährden oder Unrecht,
Völlerei und Bummelei zu fördern;
denn daraus erwachsen Unkeuschheit,
Ehebruch, Streit, Betrug, Mord, Krieg
und so manches andere Unheil.

Aus dem rechten Umgang mit der Schöpfung Gottes erwächst auch der Frieden, den wir so sehr suchen.

Tja, und in solchen Momenten brauchen wir dann manchmal Sätze, die uns erden. Sätze, die uns mitten im Chaos daran erinnern, wer wir sind und worauf wir vertrauen dürfen.

Ein solcher Satz findet sich in Genesis 8,22:

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Was für ein großartiger Satz! Er klingt wie ein Atemzug nach dem Sturm. Und soll ich Euch was verraten: Das ist er auch. Denn niemand anders als Gott selbst spricht ihn in eine Welt hinein, die weder friedlich noch geordnet ist, sondern gerade eine große Katastrophe hinter sich gebracht hat, nämlich die Sintflut

Alles war zerstört. Nur noch dieses kleine Schiff, Noah, seine Familie und einige Tiere. Und dann: plötzlich Stille.

Stille und ein Regenbogen.

Und in diese Stille hinein, spricht Gott: Solange die Erde steht …

Es ist, als würde Gott sagen: „Ich lasse euch nicht fallen. Ich halte meine Welt – trotz allem, was war, und trotz allem, was kommt.“

Und wisst Ihr, was das ist? Yepp! Das ist die Verheißung, der erste Ton unseres heutigen Dreiklangs.

Verheißung.

Und sie klingt, wie eine leise, liebevolle Erinnerung: Egal, was wir Menschen anstellen, die Grundlage bleibt: Gottes Treue zur Erde. Seine Geduld mit uns. Seine Liebe zum Leben.

Aber seien wir ehrlich: Wenn wir auf diese Welt schauen – auf das, was kaputtgeht, verdorrt, verbrennt – klingt dieser Satz manchmal fast zu schön.

Der Sommer zu heiß, der Winter zu nass, das Klima kippt, der Krieg brennt, und die Welt wirkt eher wackelig als beständig.

Doch genau in diese Realität hinein spricht Gott.

Nicht über sie hinweg.

Er sagt: „Ich bleibe. Solange die Erde steht.“

Das ist keine Garantie, dass alles gut wird – aber eine Verheißung, dass Gott bleibt, wenn nichts mehr selbstverständlich ist.

Und so komme ich – weil wir ja heute noch Apfelbäume pflanzen werden – zu einem anderen Satz – einem Satz, der gar nicht in der Bibel steht, und den Martin Luther so vermutlich nie gesagt hat:

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

Aber seien wir mal ehrlich: Wenn ein Satz so sehr nach Luther klingt, dann dieser. Da ist dieses trotzig-vertrauensvolle „Trotzdem“. Und damit sind wir auch schon beim zweiten Ton des Dreiklangs:

Hoffnung.

Die unerschütterliche Hoffnung, dass Gott doch noch nicht fertig ist mit seiner Welt. Und die Weigerung, der Angst das letzte Wort zu überlassen.

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

Was für ein Bild! – Ein kleiner Setzling, kaum handbreit. Vielleicht überlebt er den Sturm nicht.

Ziemlich wahrscheinlich sogar nicht. Aber er steht da – als Zeichen des Glaubens.

Es ist kein naiver Optimismus, sondern ein Protest gegen die Hoffnungslosigkeit. Ein Gebet mit Händen. Ein „Dennoch-Glauben“ in einer Welt, die oft genug den Mut verliert.

Das ist Hoffnung. Nicht die, die nur abwartet, sondern die, die handelt – die sich die Hände schmutzig macht und sagt: Ich tue, was ich kann. Nicht aus Pflicht, sondern aus Vertrauen. Und genau das tun heute unsere Konfis. Sie pflanzen Apfelbäume. Nicht, weil sie glauben, das rettet die Welt oder weil sie dafür wieder eine weitere Unterschrift in ihrem Konfi-Pass bekommen, sondern weil sie spüren: Glauben heißt mitzuarbeiten an Gottes Zukunft.

Damit bin ich beim dritten Ton unseres Dreiklangs angekommen:

Verantwortung.

Wenn Gott sagt: Solange die Erde steht …, dann ist das keine Einladung zur Gleichgültigkeit.

Manche dachten das ja lange – nach dem Motto:

„Gott hält’s ja eh zusammen, also können wir ruhig so weitermachen.“

Aber so ist es nicht gemeint. Gott hat uns die Erde anvertraut. Er hat sie uns nicht übergeben wie ein altes Auto mit leerem Tank, sondern als lebendiges Geschenk, das gepflegt werden will.

Verantwortung ist kein schweres Wort, wenn es aus dem Glauben kommt. Verantwortung ist gelebter Ausdruck der Liebe.

Glauben heißt nicht: „Ich hoffe, Gott macht das schon.“

Glauben heißt: „Ich vertraue darauf – und mach mit.“

Mitmachen, heißt Verantwortung zu übernehmen. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich als Kind immer eine Kastanie in einen Blumentopf gesteckt habe, sie gegossen habe, begeistert war, wenn der Spross die Erde durchbrach, und sich dann die ersten Blätter entfalteten. Manchmal ist es mir gelungen, diese kleine Kastanie am Leben zu halten, weil ich mich ja auch um sie kümmern musste. Sie brauchte Wasser, Licht… Tja, damit aus so einer kleinen Kastanie ein Baum werden kann, muss man sie auch pflegen. Das ist so wie mit meinen kleinen Apfelbäumchen in meinem Pfarrgarten, die ich gepflanzt habe und wo ich nach drei Jahren als Belohnung die ersten sechs Äpfel ernten durfte. Glaube ist halt auch gelebte Verantwortung auf die Verheißung Gottes hin.

Wenn wir glauben, dass Gott diese Welt liebt, dann können wir sie nicht einfach laufen lassen. Dann pflanzen wir die sprichwörtlichen Apfelbäume. Dann reparieren, teilen, schützen, reden, hoffen wir. Dann leben wir aus der Verheißung, und diese Verheißung bekommt dann Hände, unsere Hände. Damit kommt heute ein zweites Zitat ins Spiel, das einem großartigen Theologen zugeschrieben wird, obwohl er es nie gesagt hat:

Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.

Nebenbei gesagt: Es handelt sich hierbei um ein anonymes englisches Gebet aus dem 14. Jahrhundert.

Tja, all das ist:

Verheißung.
Hoffnung.
Verantwortung.

Das ist kein schlichtes theologisches Konzept – das ist eine Bewegung: von Gott zu uns, von uns in die Welt.

Gott verheißt: Ich bleibe.

Wir hoffen: Es lohnt sich, daran festzuhalten.

Und wir handeln: Damit das Leben weitergeht.

Vielleicht ist das mit dem Apfelbäumchen gar kein Satz aus dem 16. Jahrhundert, sondern aus der Ewigkeit. Denn er klingt wie etwas, das Gott hätte sagen können:

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute euch noch Hoffnung schenken.

Liebe Geschwister, wir leben aus dieser Hoffnung. Und so lasst uns auch mutig und fröhlich aus dieser Hoffnung heraus leben.

Und wir handeln aus dieser Verantwortung. Solange die Erde steht, gibt es Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Solange sie steht – pflanzen wir weiter Apfelbäume. Pflanzen wir Hoffnung. Pflanzen wir Zukunft. Und Gott tut das Seine dazu. Jeden neuen Tag.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt am 19. Sonntag nach Trinitatis in der Christuskirche zu Garmisch, ein Schöpfungsgottesdienst am 26. Oktober 2025 mit einer Predigt über Genesis 8,22

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