Pfr. Martin Dubberke
Schmerzfrei Dank Weisheit - Reminiszere 2025 | Bild: Martin Dubberke©

Schmerzfrei Dank Weisheit

Liebe Geschwister, wer jetzt unter Euch denkt, dass es heute unter der Überschrift „Schmerzfrei Dank Weisheit“ von mir Alternative Schmerzmedizin gibt, der irrt. Nein, ich habe keinen Ersatz für Schmerztabletten im Gepäck. Die Predigtreihe heißt ja „Schmerzpunkte“. Doch was sind Schmerzpunkte? Schmerzpunkte sind spezifische Probleme, Herausforderungen oder Bedürfnisse, die wir Menschen erleben. Diese können physischer, emotionaler, psychischer, politischer oder sogar wirtschaftlicher Natur sein. Sie sind im Grunde genommen die Dinge, die Unzufriedenheit, Frustration oder Schwierigkeiten verursachen.

Und dem werden wir uns heute aus der Perspektive des Glaubens annähern. Die theologische Betrachtung von Schmerzpunkten öffnet eine tiefere Dimension unseres Verständnisses von Leid und Herausforderungen. In unserem Glauben haben Schmerzpunkte oft eine doppelte Bedeutung: Sie sind einerseits Ausdruck der menschlichen Zerbrechlichkeit und des gefallenen Zustands der Welt, andererseits jedoch auch Gelegenheiten, Gottes Gnade, Trost und Erlösung zu erfahren.

Wir leben gerade in der Passionszeit. Also, in der Zeit, in der das Leiden, die Schmerzen Jesu Christi im Mittelpunkt stehen, die Schmerzen, die er auf sich genommen hat, um uns zu erlösen und einen Neubeginn zu ermöglichen. Drei Kreuzesnägel, eine Dornenkrone und ein Speerstich in den Unterleib symbolisieren Schmerzpunkte. Sie stehen für die Schmerzen, die durch unser Denken, Handeln und unsere Wege, die wir gehen entstehen, Schmerzen, die uns an die Nieren gehen.

Und um zu wissen, wie tief der gefallene Zustand in unserer Welt ist, müssen wir nur die Zeitung aufschlagen.

Um zu wissen, wie wir mit den Schmerzpunkten umgehen, müssen wir nur die Heilige Schrift aufschlagen und schauen, was Sie uns da anbietet. Ich weiß nicht, was andere Pfarrer in so einem Falle empfehlen. Ich empfehle Weisheit 8,16:

Kehre ich aber heim, so finde ich bei der Weisheit Ruhe. Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.

Das ist doch eine gute Botschaft.

Aber vielleicht sollte ich erst einmal etwas Grundsätzliches zur Weisheit sagen. Das ist ja nun nicht unbedingt ein Buch, dass oft in unseren Predigten vorkommt oder von uns zur Kenntnis genommen wird.

Das Buch der Weisheit, auch als Weisheit Salomos bekannt, ist ein Teil der sogenannten apokryphen Schriften und gehört zur Weisheitsliteratur. Es wird oft mit dem König Salomo in Verbindung gebracht, obwohl es wahrscheinlich erst viel später, etwa im 1. Jahrhundert v. Chr., entstanden ist. Der genaue Verfasser ist unbekannt, aber es wird angenommen, dass das Buch von einem jüdischen Gelehrten in Alexandria geschrieben worden ist. Dieser wollte die jüdische Weisheit mit den philosophischen Ideen der Griechen verbinden und zeigen, dass der Glaube an den einen Gott überlegene Weisheit bietet.

Die Zielrichtung dieses Buches ist es, die Leserinnen und Leser zu ermutigen, Weisheit zu suchen, die aus der Furcht Gottes und dem Verständnis seiner Wege kommt. Es betont die Bedeutung der Gerechtigkeit und der Tugend und warnt vor den Gefahren der Gottlosigkeit und des Stolzes. Das Buch der Weisheit hebt die Unsterblichkeit der Seele und die Belohnung der Gerechten hervor, während es die Vergänglichkeit der Bösen beschreibt.

Der zentrale Gedanke des Buches ist, dass wahre Weisheit und Erkenntnis von Gott kommen und dass sie nicht nur intellektuell, sondern auch moralisch und spirituell ist. Dieses Buch lädt uns dazu ein, über die Natur der Weisheit und ihre Rolle in unserem Leben nachzudenken. Und genau das wollen wir heute miteinander tun.

in Weisheit 8,16 spricht die Heilige Schrift von der wahren Freude und Erfüllung, die durch die göttliche Weisheit erlangt wird. Ich lese noch einmal den Predigtvers vor:

Kehre ich aber heim, so finde ich bei der Weisheit Ruhe. Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.

Dieser Vers lädt uns ein, die transformative Kraft der Weisheit zu betrachten – eine Weisheit, die nicht nur den Verstand schärft, sondern auch das Herz beruhigt und den Geist aufrichtet. Hier ist keine Rede von einer flüchtigen Intelligenz oder oberflächlichem Wissen, sondern von einer tiefen Verbindung zu Gottes unendlicher Weisheit, die in unserem Alltag greifbar werden kann.

Wir leben in einer Welt voller Unruhe, Sorgen und Schmerzen. Die Lasten des Lebens scheinen oft überwältigend. Doch dieser Vers erinnert uns daran, dass die wahre Weisheit Heilung bringt, nicht nur für den Geist, sondern auch für die Seele. Sie ist wie ein Balsam, der die Wunden der Enttäuschung, des Leids und der Angst heilt.

Die Weisheit, von der hier gesprochen wird, ist nichts, was wir aus eigener Kraft schaffen können. Sie ist ein Geschenk Gottes. Sie kommt zu uns durch Gebet, Meditation über sein Wort und durch den Heiligen Geist, der uns führt. Wenn wir uns dieser Weisheit öffnen, dann wird unser Leben transformiert, wird unser Leben verwandelt – wir erfahren Frieden inmitten von Chaos, Freude trotz der Herausforderungen und eine tiefe Gewissheit, dass Gottes Plan gut ist.

Ich versuche das mit einem Bild zu veranschaulichen: Stellt Euch einen Sturm auf dem Meer vor. Die Wellen toben, der Wind peitscht, und es scheint, als gäbe es kein Entkommen. Doch tief unten, in den Tiefen des Ozeans, herrscht Ruhe. So ist es mit der göttlichen Weisheit. Während die Oberfläche unseres Lebens stürmisch sein mag, können wir in der Tiefe unserer Beziehung zu Gott Frieden finden.

Und der Predigtvers ruft uns dazu auf, diese Ruhe aktiv zu suchen. Lasst uns nicht von Sorgen und Ängsten beherrschen, sondern lasst uns in die Stille der Weisheit Gottes zurückkehren. Vertrauen wir darauf, dass er uns durch alle Prüfungen trägt und uns Freude inmitten von Schmerz schenken wird.

Ich weiß, dass das kein einfacher Weg ist. Und auch dieser Weg hat seine besonderen Herausforderungen, denn es ist kein zielführender Weg, den Herausforderungen aus dem Weg zu gehen. Wir erfahren das heute doch immer wieder. Manche lassen ihre Wut, ihren Frust, ihre Enttäuschung und auch ihre Ohnmacht auf dem Stimmzettel oder bei Demonstrationen raus. Manche gehen zuweilen auch ganz andere Wege, die dann zu Abwegen werden. Und manche gehen dem aus dem Weg, wollen z.B. über Politik oder andere Themen gar nicht mehr reden. Doch das ist auch kein Weg, denn dann nimmt man gewissermaßen eine Schonhaltung ein, die am Ende des Tages zu noch ganz anderen Schmerzen führen wird.

Wir leben in der Passionszeit, einer leidenschaftlichen Zeit, einer Zeit, die uns an das Leiden erinnert, die uns daran erinnert, dass die Sache mit dem Glauben, nicht nur Friede, Freude, Sonnenschein bedeutet, sondern auch mit Leiden und dem Umgang mit Leiden verbunden ist. Die Passionszeit ist eine Zeit, in der es zentral auch um die Umkehr geht, eine Zeit, in der uns bewusst werden soll und kann, auf welchen Abwegen wir gehen, die uns Schmerzen an Leib und/oder Seele bereiten.

Kehre ich aber heim, so finde ich bei der Weisheit Ruhe. Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.

„Kehre ich aber heim“ meint die Umkehr. Ich gehe wieder nach Hause in das Haus des Herrn. Und ich weiß, dass Gott mich annimmt, so wie ich bin. Er nimmt mich als sein Geschöpf an. Und damit komme ich zur Ruhe. Die Weisheit ordnet meine Gedanken und mein Handeln. Diese Weisheit ist mein Leben aus dem Glauben heraus. Und dieser Glaube will für meinen Nächsten und mich nur das Beste, nämlich die Liebe. Und aus der Liebe, die wir von Gott empfangen, dieser Wärme, die unsere Seele und unser Herz umfängt, verändert sich unser Leben.

Was bereitet mir Verdruss? – Wenn die Menschen nicht so zusammenleben können, wie es uns Gott in seiner unendlichen Weisheit empfohlen hat.

Was bereitet mir Schmerzen? – Wenn Menschen anderen Menschen Leid zufügen, weil sie ideologisch, politisch oder wie auch immer, sich selbst und ihren Nächsten nicht lieben können.

Was bereitet mir Lust und Freude? – Wenn mir nichts und niemand Verdruss und Scherzen bereitet. Mein Glaube bereitet mir Lust und Freude.

Ihr merkt es, oder? Je mehr wir Zugang zu dieser göttlichen Weisheit finden und unser Leben in Harmonie mit Gottes Plan führen können, desto weniger werden wir leiden, desto weniger Schmerzen werden wir haben. Und die Passionszeit erinnert uns noch einmal daran, dass uns Jesus Christus durch seine Schmerzen von unseren Schmerzen befreit hat. Wir könnten ein schmerzbefreites Leben führen, wenn wir das Angebot Gottes, das er uns durch seinen Sohn gemacht hat, vollumfänglich annehmen und leben würden.  Durch Weisheit wird unser Herz frei von Bitterkeit und erfüllt mit Freude.

In der Weisheit schreibt der Autor dann weiter – und damit möchte ich dann auch schließen, weil der Autor der Weisheit dann ein wunderbare und weises Gebet sprich:

Als ich aber erkannte, dass ich die Weisheit nur erlangen kann, wenn Gott sie mir gibt – und es war schon Klugheit zu wissen, von wem diese Gnadengabe kommt –, da wandte ich mich an den Herrn, betete zu ihm und sprach von ganzem Herzen:

Weisheit 8,21

1 Gott meiner Väter und Herr des Erbarmens, der du alle Dinge durch dein Wort 2 und den Menschen durch deine Weisheit bereitet hast, dass er herrsche über die Geschöpfe, die von dir gemacht wurden, 3 und die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit regiere und Gericht halte mit aufrichtigem Herzen:

4 Gib mir die Weisheit, die bei dir auf deinem Thron sitzt, und verwirf mich nicht aus der Schar deiner Kinder. 5 Denn ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd, ein schwacher Mensch, der nur ein kurzes Leben hat und dem es an Einsicht fehlt für Recht und Gesetz.

6 Denn selbst wenn einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre, so wird er doch nichts gelten, wenn ihm die Weisheit fehlt, die von dir kommt.

9 Und bei dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt und die dabei war, als du die Welt schufst, und die weiß, was dir wohlgefällt und was recht ist nach deinen Geboten. 10 Sende sie herab von deinem heiligen Himmel, und von dem Thron deiner Herrlichkeit. Sende sie, dass sie bei mir sei und mit mir arbeite, dass ich erkenne, was dir wohlgefällt. 11 Denn sie weiß alles und versteht’s. Und sie wird mich mit Besonnenheit leiten bei meinen Werken und mich behüten in ihrer Herrlichkeit.

16 Wir erfassen kaum, was auf Erden ist, und begreifen nur schwer, was wir in Händen haben. Was aber im Himmel ist, wer hat es erforscht?

17 Und wer hat deinen Ratschluss erkannt? Es sei denn, du hast Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt. 18 Und so wurden die Erdenbewohner auf den rechten Weg gebracht. Die Menschen wurden in dem unterwiesen, was dir gefällt, und durch die Weisheit errettet.

Weisheit 9

Amen.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke

Predigt am Sonntag Remisizere, 16. März 2025, in der Christuskirche zu Murnau im Rahmen der Passionspredigreihe „Schmerzpunkte“

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