Ich stelle mir Gottes Liebe heute vor wie eine laute, klare Stimme im Chaos unserer Zeit. Wenn die Nachrichten uns mit Krieg, Klimakrise, Machtspielchen und innerkirchlichen Spannungen erschüttern, ist das nicht einfach. Doch in all dem spricht diese Stimme zu uns: „So nicht weiter.“ – eben weil wir ihm nicht egal sind. Diese Liebe weist zurecht, aber nicht mit Strenge, sondern aus Zuneigung und Respekt – wie ein fürsorglicher Vater, der einem nicht die Schulter klopft, sondern klar sagt, was nötig ist, weil er unsere Freude und unser Leben will.
Und dann schaue ich mir die Schlagzeilen dieser Tage an. Sie sind voll von Bildern, die uns eher müde und traurig machen: Rücktritte, Nachkarten, Spitzen, Pöbeleien. Gerade in dieser Woche der Abgang von Robert Habeck aus dem Bundestag, der noch einmal heftig ausgeteilt hat – und die Reaktion von Markus Söder: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg.“
Das klingt nach Politik, nach Machtkampf, nach gekränkter Ehre – aber nicht nach Liebe. Ich könnte auch sagen: Schau mal an, wie sehr die doch menscheln. Da sind wir uns doch einander näher als wir manchmal glauben.
Und genau da sprechen uns die heutigen Bibelworte ins Herz: Gottes Liebe funktioniert anders. Sie weist zwar zurecht, sie deckt Fehler auf, aber nicht um kleinzumachen oder wegzuschieben, sondern um aufzurichten. Gottes Liebe sucht nicht die Schlagzeile, sondern die Heilung. Sie sagt nicht: „Hauptsache weg“, sondern: „Du gehörst dazu. Feier mit, auch wenn du verloren warst.“
Wir alle kennen dieses Gefühl: lieber Abstand nehmen, Menschen loswerden wollen, die uns mühsam sind. Aber Gottes Blick ist ein anderer: Er hält aus, was wir aneinander nicht aushalten. Er trägt, wo wir nur wegschieben wollen.
Und das ist die große Hoffnung, mit der wir in diesen Tag gehen dürfen:
Seine Liebe hält unsere Schwächen und Verirrungen aus.
Sie trägt sogar die Verletzungen, die wir uns gegenseitig zufügen.
Sie schafft Raum für ein Fest, wo wir nur Trümmer sehen.
Wir müssen die politischen Schlagabtausche nicht kleinreden. Aber wir dürfen sie in einem anderen Licht sehen: Sie sind Teil einer Welt, die den Ton verliert. Und wir sind Teil einer Bewegung, die Gottes Ton wieder hörbar machen darf: Zurechtweisung – ja, aber aus Liebe. Und Feiern – gerade da, wo das Leben wiederkehrt.
Darum: Lasst uns nicht irre werden an dem, was wir sehen. Lasst uns heute hineingehen in unsere Arbeit mit Zuversicht. Denn über allem steht nicht das „Hauptsache weg“, sondern Gottes „Willkommen daheim“.
Amen.
Pfr. Martin Dubberke
Gedanken zur Losung aus Sprüche 3,12 und dem Lehrtext aus Lukas 15,32 vom 27. August 2025
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