Pfr. Martin Dubberke
Passionsnotiz Nr. 27 | Bild: Martin Dubberke

Korn, das in die Erde

Eines meiner liebsten Passionslieder ist „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt.“ Ich liebe dieses Lied, weil es so einfach, so schlicht ist und auf so wunderbare Weise für Tod und Auferstehung steht, für das Vergehen und das Werden.

Jeder von uns, der einmal als Kind, eine Tüte mit Samen gekauft hat und in einem Topf oder Beet ausgesät hat, weiß, mit welcher Neugier, Ungeduld und vor allem Vorfreude man darauf wartet, dass endlich ein kleiner Keim mutig aus dem Dunkel der Erde, das Licht der Welt erblickt.

Und von da an, kann man es kaum erwarten, dass es wächst und wächst und irgendwann einmal blühen und auch Frucht tragen wird. Mit dem Wachsen und Werden dürfen wir Geduld lernen.

Und ebenso ist es mit der Liebe. Sie wächst und ihr Halm ist grün und besonders zart und empfindlich. Am Anfang ist die Freude und Begeisterung groß über das Aufkeimen der ersten zarten Gefühle. Man begegnet einander vorsichtig und in aller Sensibilität, weil man das zarte Pflänzlein nicht zerstören will. Und mit der Zeit wächst die Liebe und das Vertrauen. Aus dem Halm wird allmählich ein Stiel und aus dem Stiel ein starker Stamm, der die Stürme des gemeinsamen Lebens aushält und einander Sicherheit bietet.

Was will ich damit sagen? Ich  mache mir ja nun schon seit Aschermittwoch Gedanken über das neue Leben, auf das wir zugehen, auf das wir uns schon freuen. Auch dieses neue Leben wird erst einmal wie ein grüner Halm sein. Bei aller Vorfreude, müssen wir im neuen Leben auch wachsen. Wir werden nicht sofort so stark sein und werden vielleicht auch zuweilen verzagt sein, weil uns das neue Leben manches abverlangen wird, woran wir uns erst gewöhnen müssen. Deshalb dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch im neuen Leben noch wachsen müssen, dass mit Ostern zwar alles anfängt, aber ich noch nicht fertig – geschweige denn – vollkommen bin.

Die Lätare-Woche ist damit nicht nur die Woche der Vorfreude, sondern auch die Einladung, sich nicht zu überfordern, nicht alles auf einmal zu wollen, sondern zu wachsen.

Passionsnotiz Nr. 27 vom 27. März 2017