In meinem Amtszimmer hängt ein Bilderrahmen mit einem Beffchen, also den beiden weißen Stoffstreifen, die man am Talar trägt. Es ist mein erstes – obwohl: mein allerstes Beffchen hatte mir meine Mutter genäht. Also, dieses „erste“ Beffchen hängt bei mir im Rahmen, weil ich es nicht mehr trage. Als ich es mit meinem Talar gekauft habe, war ich nämlich noch ein unierter Vikar und heute als ordinierter Pfarrer bin ich Lutheraner. Aber was hat das eigentlich mit dem Beffchen zu tun? Am Beffchen kann ich erkennen, welches Bekenntnis die Trägerin oder der Träger hat. Ist es z.B. bis zur Mitte zusammengenäht und dann in der zweiten Hälfte offen, ist die Trägerin oder der Träger uniert. In diesem Fall fühlt sich die Pfarrperson gleichermaßen dem reformierten als auch dem lutherischen Bekenntnis zugehörig. Aber welche Hälfte ist lutherisch und welche Beffchenhälfte ist reformiert? Zugenäht ist reformiert und offen ist lutherisch. Und damit ist auch schon die nächste Frage beantwortet. Ich trage heute ein Beffchen, deren beide Streifen nicht miteinander vernäht sind. Also lutherisch. Reformiert ist von oben bis unten vernäht. Ich habe da auch eine Eselbrücke, wie man sich merken kann. Aber die verrate ich nur im Vieraugengespräch.
Was aber ist der Ursprung dieses Beffchens? Der Name kommt aus dem Lateinischen von „biffa“ sprich Halsbinde. Dieses Kleidungsstück ist ursprünglich ein bürgerliches Accessoire gewesen. Es trugen Männer, um ihre Kleidung vor dem Bart zu schützen. Und genauso war es auch gedacht, als Friedrich Wilhelm III. von Preußen nicht nur den Talar, sondern auch das Beffchen als Teil der Amtstracht anordnete, an dem man die jeweilige evangelische Ausrichtung erkennen sollte.
Wichtig ist das Material. Es besteht aus naturbelassenem Leinenstoff, der von Hause aus cremeweiß ist. Damit wird eine Verbindung zu den Leinentüchern hergestellt, die der Jünger, den Jesus lieb hatte, und Petrus im leeren Grab Christi gefunden haben (Johannes 20.4-7). Auf diese Weise steht mit dem Beffchen zugleich auch die österliche Botschaft von der Auferstehung Christi im Mittelpunkt.
Also, ein Kleidungsstück mit mindestens doppelter Botschaft.
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