Liebe Geschwister, wenn ein jegliches seine Zeit hat und alles Vorhaben unter dem Himmel seine Stunde hat, in welcher Zeit leben wir dann jetzt? Und welches Vorhaben hat jetzt unter dem Himmel seine Stunde?
Mit diesen Worten haben ich heute vor einem Jahr meine Predigt begonnen. Die Themen, die uns heute vor einem Jahr begleitet haben, begleiten uns auch noch heute. Wenn ich mir die Predigt anschaue, die ich heute vor einem Jahr gehalten habe, könnte ich sie heute ein Jahr später wieder genauso halten. Es hat sich im Grunde genommen nichts geändert, außer, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika in drei Wochen Donald Trump erneut als Präsident vereidigt wird und wir am 23. Februar einen neuen Bundestag wählen werden, weil, was erwart- und absehbar war, dass die aktuelle Regierung scheitern würde. Uns hat auch dieses Jahr in vielerlei Hinsicht sehr gefordert. Der Krieg in der Ukraine geht nun schon in seinen dritten Winter. Nach wie vor hinterlässt der Krieg in der Ukraine hat auch in unserem Land Spuren hinterlassen mit all den Flüchtlingen, die zu uns gekommen sind, und die wir untergebracht haben, die mitten unter uns leben. Ein weiteres Hotel in unserem Ort soll nun Flüchtlingsunterkunft werden.
Und auch der Krieg in Gaza ist nicht beendet. In Syrien ist nach einem halben Jahrhundert die Diktatur in sich zusammengebrochen und wir wissen noch nicht, was dort werden wird.
Wir leben in einer Zeit, in der vermeintlich leichte Lösungen und Populisten aus jeder politischen Himmelsrichtung Hochkonjunktur haben.
Wir erleben, wie TikTok & Co. das Wahlverhalten von Menschen beeinflussen. Die Medien und die Parteien laufen Sturm, weil ein amerikanischer Unternehmer in einer Deutschen Zeitung einen Gastbeitrag geschrieben hat, in dem er Position für eine Partei bezieht, die bei siebzig Prozent der Wählerinnen und Wähler auf Ablehnung stößt. Ist unsere Demokratie schon so schwach, dass sie einen solchen Beitrag in einer Zeitung mit einer verkauften Auflage von 284.300 Exemplaren nicht mehr verkraftet, während dieser amerikanische Unternehmer auf seiner eigenen Plattform 195,6 Millionen Follower hat?
Es sind vor allem Intellektuelle die diese Zeitung lesen und ich glaube, dass diese diesen Beitrag einzuordnen wissen und erkennen, was in diesem Beitrag nicht stimmt. Und ja, es ist ein Versuch, sich in diesen Wahlkampf einzumischen. Aber spätestens, wenn man den daneben stehenden Kommentar liest, der einen mit den Fakten konfrontiert, weiß man, wo der Unternehmer irrt, was er nicht versteht, was er verdreht.
Aber, die Angst der Politiker in dieser Zeit ist groß. Und so geht es am Ende nicht um diesen Beitrag, sondern um das Erkennen, was man in den letzten Regierungen für einen Bockmist gebaut hat, der unsere Demokratie nachhaltig gefährdet hat. Die Nerven liegen nicht nur bei den Politikerinnen und Politikern bloß, sondern auch bei uns selbst. Und das ist ein gefährlicher Zustand.
Solange ich lebe und politisch denke und Politik erlebe, ging es uns in unserem Land emotional nicht so schlecht wie heute. Frust, Wut, Enttäuschung, Angst und vor allem Angst vor der Zukunft, sind größer denn je. Und das macht uns empfänglich für Rattenfängerinnen und Rattenfänger. Wir selbst werden mit einmal Male zur Gefahr für unser eigenes Land. Und das macht mir Angst.
Und genau in diese Situation spricht unser Predigttext aus dem Propheten Jesaja hinein:
4 Merke auf mich, mein Volk, hört mich, meine Leute! Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen.
5 Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.
6 Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.
Die Botschaft ist klar und eindeutig. Gott sagt zu uns:
Hört mich, meine Leute!
Das ist die Stimme, die wir hören sollten. Das ist die Stimme, auf die wir hören sollten. Das ist die Stimme, die uns Orientierung gibt. Und dieser Stimme sollten wir unser Ohr schenken und unser Leben anvertrauen. Dieser Stimme sollten wir zuhören, bevor wir Entscheidungen treffen.
Glaubt wirklich jemand von uns, dass unsere Wirtschaft mit einem Male boomen würde, wenn wir die Grenzen dicht machen? Glaubt wirklich jemand von uns, dass es uns besser gehen würde, wenn wir die Grenzen dicht machen und niemanden mehr ins Land lassen und alle anderen, die uns unbequem erscheinen, ausweisen? Wenn es danach ginge, würden mir einige Menschen einfallen, dich ich gerne in ein fernes Land ausweisen würde. Die sind aber alle von hier. Wir lösen kein Problem durch Grenzschließung und Ausweisung. Das wäre, als würde ich bei Zahnschmerzen eine Tablette nehmen, weil ich Angst vorm Zahnarzt habe. Aber die Tablette ist Symptombehandlung. Der Zahnarzt ist Ursachenbehandlung. Und wir halten oft das Symptom für die Ursache. Wenn Menschen bei uns Zuflucht suchen, dann liegt die Ursache an dem Ort, von dem aus sie zu uns kommen. Nebenbei gesagt, vor ein paar Jahren hatte ich eine solche Diskussion mal in Brandenburg, als eine Kollegin zwischen echten und Wirtschaftsflüchtlingen unterschied. Ich fragte sie damals, ob sie Kinder hätte. Und sie bejahte diese Frage. Und dann fragte ich sie, wo denn ihre Kinder arbeiten würde. Darauf antwortete sie, dass sie nach Bayern gegangen sind. Das löste bei mir natürlich die nächste Frage aus: „Warum sind denn Ihre Kinder nach Bayern gegangen?“ – Ihre Antwort: „Weil sie dort mehr verdienen!“ – So und wie lautete dann meine Schlussfolgerung? „Ach, Ihre Kinder sind also Wirtschaftsflüchtlinge und entziehen Brandenburg damit ihr Wissen und ihre Arbeitskraft!“
Die Frau schaute mich mit offenem Mund an und verstand, worum es ging.
Würden wir auf seine Stimme und nicht auf die Stimme der populistischen Versucherinnen und Versucher hören, sähe es in unserer Welt anders aus. Wir würden ein anderes Handeln einfordern und würden vor allem selbst anders handeln. Und ganz ehrlich, würde unser politisches Personal und auch das wirtschaftliche Personal mehr auf seine Stimme hören, wäre unseren Regierenden zwischen Proporz und anderem Wahnsinn nicht der Kompass verloren gegangen.
Es geht also um Verantwortung. Und wir kleine Schäfchen in der Herde Jesu Christi tragen mehr Verantwortung als die meisten Menschen glauben und wir können mehr bewirken, als wir manchmal glauben. Warum sind denn alle Parteien so spitz auf unsere Stimmen? Weil wir etwas bewirken können.
Wir können uns in unser Schicksal fügen, aber ich glaube, um jetzt mal das Votum dieses Tages aus Psalm 31 aufzunehmen:
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Psalm 31,16a
Gottes Plan mit uns ist ein anderer.
Wie geht es doch gleich noch mal in unserem Predigttext weiter?
Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen.
Diese Weisung liegt uns vor. Und sein Recht ist zum Licht der Völker geworden. Dieses Licht haben wir gerade dieser Tage gefeiert. Das Licht, das aus der Krippe von Bethlehem in die Welt hinausgegangen ist. Dieses Licht, das uns Jesus Christus ist, der gesagt hat, dass er das Licht dieser Welt ist:
Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Johannes 8,12
Es liegt also an uns, ob wir das Licht des Lebens haben, denn das Licht des Lebens ist an eine einzige Kondition, eine einzige Bedingung gebunden: Wer mir nachfolgt. Es geht also um die aktive Nachfolge Jesu Christi.
Gott spricht bei Jesaja:
5 Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.
6 Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.
Ja, wir warten auf seine Gerechtigkeit. Und ja, es ist Zeit, dass wir unsere Augen wieder gen Himmel zu Gott richten, um uns endlich wieder einnorden zu lassen, damit wir von unseren egoistischen Wegen, die uns in die Irre und Zerstörung unserer Welt, unserer Demokratie, unseres Miteinanders führen, abkommen, um Jesus Christus zu folgen und uns seiner Gerechtigkeit anvertrauen und diese durch uns mit Leben füllen zu lassen.
Lasst uns im neuen Jahr mehr Liebe wagen und dem Hass durch liebevolles Umarmen und Drücken die Luft ausgehen lassen.
Und so will ich diese Predigt mit den gleichen Worten enden lassen, wie heute vor einem Jahr: Wir leben jetzt in einer Zeit der Hoffnung, in einer Zeit, in der wir mehr denn eingeladen sind, mutig an die guten Mächte zu glauben, daran, dass wir von diesen guten Mächten treu und still umgeben sind, behütet und wunderbar getröstet.
In dieser Hoffnung und Gewissheit lasst uns miteinander in das neue Jahr gehen.
Amen.
Pfr. Martin Dubberke
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