Pfr. Martin Dubberke
Impuls zu Losung und Lehrtext am Donnerstag 20230323 | Bild: Martin & Willi Dubberke

Gott lob

Du stillst das Brausen des Meeres und das Toben der Völker.
Psalm 65,8

Zacharias sprach:  Der Gott Israels hat mit einem Eid versprochen, uns aus der Macht der Feinde zu befreien, damit wir keine Furcht mehr haben müssen und unser Leben lang ihm dienen können.
Lukas 1,73-75

Wann habe ich Gott das letzte Mal gelobt und vor allem wofür? Wann hast Du das letzte Mal Gott gelobt? – Ich saß kürzlich in einer Runde, in der wir darüber gesprochen haben, wie es uns geht. Und die meisten erzählten, dass ihnen die allgemeine Situation, der Krieg, die Teuerung, der Mord in Freudenberg und vieles andere mehr an die Nieren gehen würde. Doch dann sagte eine: Dass es schon immer Krieg gegeben hätte und das nicht zu ändern sei und sie wolle sich nicht davon runterziehen lassen. Sie freue sich, dass es ihr gesundheitlich wieder gut ginge und sie dafür dankbar sei. – War das ein Lob Gottes? Jemand anderes sagte, dass sie sich jeden Abend noch einmal auf den Tag besinne und Gott für drei Dinge danke und das würde ihr Leben deutlich verändern.

Ich glaube auch, dass das Lob Gottes einen selbst und am Ende auch die Welt verändert. Wenn ich Gott lobe, erkenne ich erst einmal seine Größe und auch seinen Einfluss auf mein Leben. Mein Blick weitet sich. Meine Körperhaltung verändert sich, weil ich ja nach dem ausschaue, wofür ich Gott loben will und vor allem, weil ich zu Gott aufschaue, wenn ich ihn lobe. Damit entdecke ich mit einem Male ganz andere Dinge, meine Perspektive ändert sich und ich erkenne auch den Horizont.

Bin ich jedoch die ganze Zeit niedergeschlagen und lasse mich von den Ereignissen niederdrücken, blicke ich nur auf den Boden. Meine Perspektive, mein Blick verkürzt sich. Ich sehe nur noch das Stück Erde, dass unter mir ist. Ich gehe nur noch auf Sicht. Doch so kann es nicht weitergehen. Wir Deutschen neigen ja zum Jammern und darum haben wir die Weitsicht verloren.

Der Psalmbeter, der heute sagt, dass Gott das Brausen des Meeres und das Toben der Völker stillen kann, steht fest in seinem Glauben. Wenn Du den Psalm 65 vollständig liest, wirst Du sehen, dass dieser Mann fest in seinem Glauben steht, ihn nichts erschüttern kann. Er glaubt fest daran, dass Gott sein Gebet erhört und er glaubt auch fest daran, dass Gott alle Missetaten, alle Sünden und Verfehlungen vergeben kann, so dass ein Neuanfang möglich ist. Dieser Psalmbeter findet auch Trost bei Gott. Er muss nicht lange überlegen, was er macht, wenn ihn etwas drückt. Er geht einfach zu Gott, weil dieser die ganze Macht hat, weil er die personifizierte Zuversicht aller Menschen auf Erden ist. Und weil er so ist, kann er das Brausen des Meeres stillen und gleichermaßen auch das Toben der Völker.

Dieser Mensch blickt auf die Stürme seiner Zeit mit ganz anderen Augen, weil er fest daran glaubt, dass Gott die Macht hat, dieses Toben zu beenden.

Ist das auch heute noch möglich? Kaum zu glauben, aber wahr. Doch statt auf Gott zu schauen, blicken wir gerne auf die falschen Nothelfer, die uns vermeintlich einfache Wege und Lösungen aufzeichnen wollen und das für nahezu alle Probleme. Aber mal ganz ehrlich, kennt jemand auch nur einen Politiker oder eine Politikerin, die Zuversicht ausstrahlt? Alle Politik ist seit Jahren im Panikmodus, ein Modus, der sich auf die Gesellschaft auswirkt. Ein Modus, der auch Ohnmachtsgefühle befördert. Es werden keine wirklichen Auswege aufgezeichnet, stattdessen Streit, Uneinigkeit, gegenseitiges ausspielen und behindern. Ein Schauspiel des Verantwortungsverlustes auf höchstem Niveau – und dazwischen das ganz große Schweigen.

Ja, auch ich als Pfarrer beherrsche die Kunst des Meckerns und Murrens. Aber eigentlich beschreibe ich doch nur, was ich täglich sehe und erlebe, was ich lese und im Gespräch mit den Menschen erfahre, was ich in meiner Arbeit und vor allem an der Tafel sehe.

Ich könnte an der Politik und der ganzen Situation in dieser Welt und Gesellschaft verzweifeln und ganz ehrlich, fordert das auch meine Seele und meine Existenz heraus. Es ist ja nicht so, dass das alles spurlos an mir vorbeigeht, aber es macht mir noch etwas anderes deutlich, dass der Mensch nicht in der Lage ist, alles zu überblicken, alles im Griff zu haben, alles allein regeln zu können, sondern dass das nur Gott allein kann. Wie es schon der Psalmbeter sagt:

Du stillst das Brausen des Meeres und das Toben der Völker.
Psalm 65,8

Oder mit anderen Worten: Wir erleben aktuell unsere eigene, menschliche Begrenztheit in einem Maße wie schon lange nicht mehr. Und das macht vor allem eines deutlich: Wenn nur Gott alles im Blick haben kann, wenn nur Gott allein alles Toben stillen kann, dann sollten wir uns in unserem Handeln auf Gott einlassen. Und das bedeutet nicht nur zu beten, sondern sich auch zusammenzutun und alle Perspektiven zusammenzubringen, weil möglichst viele Perspektiven ein deutlich besseres Bild ergeben und damit die Handlungsfähigkeit gestärkt wird. Das bedeutet auch, Gott für die kleinen Dinge zu loben, weil mit jedem Lob Gottes meine Haltung aufrechter, stärker und damit zuversichtlicher wird. Zuversichtlich, was für ein starkes Wort. Ich sehe auf etwas zu, nämlich auf Gott und das bedeutet Frieden und Freiheit. Also, wir sollten uns noch heute auf Gott einlassen, denn noch immer gilt, was Zacharias einst gesagt hat:

Der Gott Israels hat mit einem Eid versprochen, uns aus der Macht der Feinde zu befreien, damit wir keine Furcht mehr haben müssen und unser Leben lang ihm dienen können.
Lukas 1,73-75

Pfarrer Martin Dubberke, Gedanken zu Losung & Lehrtext vom 23. März 2023

Pfr. Martin Dubberke
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