Pfr. Martin Dubberke

Gehen

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Morgen wird Jesus ein letztes Mal mit seinen Jüngern zusammensitzen, noch einmal gemeinsam essen, ein Abschiedsessen, bei dem er seinen Jüngern sagen wird, dass es so ein letztes Mal sein wird, weil er sterben wird, weil er getötet wird.

Die Jünger befinden sich heute, einen Tag vor Gründonnerstag in der Situation, von Jesus gut auf diesen Tag, der folgen wird, vorbereitet worden zu sein. Er hat alles geordnet für die Zeit nach seinem Tod.

Die letzten Tage waren sehr intensiv. Während im Hintergrund die Hohenpriester seinen Tod planten, fasste Jesus noch einmal alles zusammen, was ihm wichtig war und machte gewissermaßen eine Übergabe an seine Jünger, die nun seine Erben, Nachlassverwalter, Nachfolger werden, aus dem Stand der Schüler nun in die Position der Lehrer wechseln. Indem er übergab, gab er ab und ließ los.

Ein Abschied vom Leben, wie man ihn für sich auch wünscht. Alles geordnet zu hinterlassen, wenn man geht. Offenes an- und ausgesprochen zu haben, Ungeklärtes geklärt zu haben.

Das gilt sowohl für den, der geht, als auch den, der verlassen wird.

Und so wird Jesus beim letzten gemeinsamen Abendessen am Gründonnerstag offen aussprechen, dass es einen in der Runde gibt, der ihn verraten wird und im eigentlichen Sinne des Wortes auch verkauft haben wird.

Es bleibt nichts offen. Es wird kein Geheimnis geben, das er mit in sein Grab nehmen wird.

Jesus, der so öffentlich gelebt hat, dass von ihm kaum Einblicke in sein Privatleben existieren, war es wichtig, dass es nach seinem Tod keine Mutmaßungen gibt, die vom Eigentlichen ablenken.

Von Jesu können wir heute noch lernen, wie man angesichts des nahenden Todes, sei es des eigenen oder des eines nahestehenden Menschen, sich auf diesen Tag, diesen Moment vorbereitet, um gehen zu können und gehen zu lassen.

Passionsnotiz Nr. 43 vom 12. April 2016